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Die Sch Weden in RiPPolosau.

43~~!

Die Schüsseln dampften . . nur ans der Tribüne
Dacht' die Musik mit betrüblicher Miene:

„Bald kommt der Brate», o schlimmes Signal,

Heut' spielen tvir nur zu unserer Qual,

Wir sind rninirt, ein verstimmter Accord,

Die Baßgeig' mit sammt dem Petzhold ist fort!"

Der Braten kam . . . schon schwirrten die Geigen,

Da flog durch den Saal ein bedeutungsvoll Schweigen,

Die Fenster klirren: v bitt'rcs Dessert!

Ein Kanonenschuß vom Kniebis her!

Noch einer . . piff, paff! • . 's ist nimmer geheuer,

O Gott, Geschütz und Mnskctcnfener!

Und zwischen hinein . . fromm tromnt, trara!

Behüt' uns der Herr vor der Musical

Wie wenn der Blitz in ein Taubenhaus schlägt
Schwirrt Alles verstört und belvegt und erregt.

Dort fällt ein Stuhl . . hier zerbricht ein Teller
Dort verschüttet Einer den Muscateller,

Die Damen schluchzen, die Kinder schrei'»

Der taucht sein Biscnit im Senftopf ein

Der fordert die Rechnung — der Rosse der Wagen —

Der denkt: jetzt hat meine Stunde geschlagen

Ung spricht zur lockigen Nachbarin:

„Ich lieb' Euch, laßt uns zusammen flieh'»!"

Der ruft zum Wirth: „Ade, seid geduldig,

Für diesmal bleib' ich die Zeche schuldig,"

Der zupft ihn am Aermel, der tritt ihm den Fuß:

„Ein Königreich für einen Omnibus!

Auf, auf! helft, helft! Schon hört man ganz nah
Tromm, tromm, trvmm, tromm, . . trari, trara!"

0 Rippoldsan, du stilles Thal,

^>e warst du verlvandclt mit einem Mal!

^eit der Sündfluth hat, in verworrener Flucht,
Keine Gesellschaft so das Weite gesucht.

Hier trug ein Herr auf erhobenem Arm
Eine ohumächt'ge Dame durch den Schwarm,

Hier galoppte ein Reiter die Straße hinab',

Dort entfernte ein Hausknecht zu Fuß sich im Trab,

Ja, ein verspäteter Unglückssohn

Ritt auf dem Haushund Sultan davon.

Eine halbe Stunde — und still und stumm
Lag Badhaus und Quelle und Alles ringsum.

Nur auf der Galerie der Musik

Blieb ein einzig menschliches Wesen zurück.

Es war der Flötist ... er stieg fröhlich und munter
In den nienschenverlassenen Saal herunter
Und sprach: „Wozu das nnnütze Rennen?

's ist Zeit genug noch, um durchzubrennen.

Doch ein Laufen mit Durst und mit leerem Magen
Das kann kein Flötenspieler vertragen."

Er setzte sich an den verlassenen Tisch

Und that sich noch gütlich mit Braten und Fisch,

An Biscnit und Mandel», am ganzen Dessert,

Als ob kein Schweb' in der Nähe wär . .

Auch steckt er gelassen in seine Taschen
Ztvei unversehrte Affenthalerflaschen,

Bis daß auf fünfzig Schritte schon nah
Es von Neuem klang: Trari, trara . .

Trvmm tromm, tromm tromm, tromm tromm, hurrah!
Der Schweb' ist da, der Schweb' ist da!

Da griff er ruhig zu Flöte und Hut:

„Ich sagt's ja, der Petzhold weiß was er thut.

Jetzt noch ein Glas Wein und das letzte Stück Kuchen.
Dann will auch ich den Petzhold suchen!"

3. V. Scheffel.

6*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Schweden in Rippoldsau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Seelenfriede
Reiter <Motiv>
Nahrungsaufnahme
Flucht <Motiv>
Speise
Ruhe
Chaos <Motiv>
Genuss
Schrecken
Kutsche <Motiv>
Leere
Fanfare <Signalmusik>
Dreißigjähriger Krieg
Getränk
Flötist
Karikatur
Unordnung <Motiv>
Menschenmenge <Motiv>
Panik <Motiv>
Gaststätte
Satirische Zeitschrift
Schweden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1100, S. 43

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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