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Zweige umherflogen, wie Schneeflocken, und hinten drein,
auf ihren Schürbäumen reitend, mit wildem Gejohle jagten
der Erstochene und der Gehenkte. Kohlenmichel aber stieß
ein gräßliches Geheul aus, riß mich vom Boden auf zu sich
auf den Schürbaum. „Wart, ich will Dich reiten," heulte
er vor Wuth schäumend, und fort ging's durch die Lüfte in
wüthender Eile, die Möser entlang und wieder zurück, im
Kreise herum. Es wüthcte der Sturm, die Hunde heulten,
die Mooskuh brüllte, die jagenden Kobolde jauchzten, immer
schneller wurde die Jagd, mir schwanden die Sinne. „Trink,"
schrie Michel, indem er mir eine Flasche an die Nase hielt,
„trink, Du feiger Geselle oder ich reite Dich zu todt."

„Nein," rief ich mit der letzten Kraft meiner Stimme,
„lieber bin ich toot als des Teufels!"

„So stirb Du ... . sohn," schrie er wüthend, und
schlang seine beiden Hände um meinen Halö. Enger krallten
sich seine Finger, mir schwand der Athem, da — krähte
unter uns im Dorfe der Hahn. Der Spuck war gebrochen,

mein Haar gebleicht und das Entsetzen meinem Gesichte den
Stempel deS Alters aufgedrückt. Als man aber keinen Zwei-
fel mehr an meiner Person hegen konnte, und mein Abenteuer
bekannt wurde, wichen niir die Alten scheu aus, die Jungen
aber schrieen mir allerlei Spitznamen nach, worunter der
„Tenfclspvstknecht" noch der freundlichste war.

Da zog ich hieher.

„Und die Bruckbergerin," fragte der Fuhrmann.

„Hab' nie mehr viel erfahren von ihr. War gründlich
kurirt vom Fensterln und Wildern. Man sagte, sie hätte
einen braven Mann bekommen, der sie blos einmal in der
Woche prügele."

„Ich siechte lange an dem Schrecken," fuhr Gells lang-
sam fort, „aber endlich überwand ich's und jetzt rauft' ich
selbst mit dem . . . ."

„Bst," fiel der Dürre ein, „wenn man ihn nennt,
kommt er g'rennt! Horch!"

In diesem Augenblicke erschütterte ein Windstoß das
! Haus vou unten bis oben, heulende Stimmen drangen
I durch die Spalten der Fensterläden und machten die
Fenster klirren. Am Ofen aber erfolgte ein gewaltiger
Schlag, Tisch und Sessel stürzten um, kreischend flog
die Kathel hinter der Hölle hervor, die Bauern sprangen
entsetzt auf und schlugen Kreuz über Kreuz, der Fuhr-
mann griff mechanisch nach der Peitsche hinter ihm,
zwischen dem unigestürzten Tische und den Stühlen aber
richtete sich die finstere, schwarze Gestalt des Barthel
empor und sagte im langsamen, fast feierlichen Tone:
„Ich glaub' gar, ich wär' bald eing'schlafen."

Freundschaftliches Anerbieten.

„Herr Jtzigsohn, mein Sohn hält morgen Hochzeit,
borgen Sie mir doch freundlichst Ihre Equipage, das
junge Paar soll recht nobel zur Trauung fahren." —
„Thut mir leid, mein lieber Herr Wolf, ich habe theuere
Pferde und bei einer Hochzeit wird schnell gefahren, das
und mit einem wilden Fluche ward ich zur Erde geschleudert. ! >ne>g ich nicht riskircn. Aber mit dem größten Vergnügen
Als ick erwachte und in's Dorf hineinkam, erkannte steht meine Equipage zu Dienst, wenn einmal ein Begräbniß
mich anfangs Niemand mehr; die Schrecken der Nacht hatten l in Ihrer wcrthcn Familie vorkommt."

Fr. Sartorius.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Mooskuh" "Freundschaftliches Anerbieten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Haar
Bleichen
Bitte
Schrecken
Wald <Motiv>
Gespann
Ablehnung
Rettung
Tagesanbruch
Vorschlag
Sturz
Gefahr
Hochzeit
Karikatur
Herr
Altern
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1105, S. 84

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