Zweierlei Geläute.
Und als im Herbst den „(Stein" hinan
Der Winzer Lieder klangen,
Saß, der dies sprach, als Dorfkaplan
Im Spessart tief gefangen.
Das war nicht mehr der munt're Geist
Der alten frohen Stunden,
Und Bauch und Väcklein rund und. feist
Die waren sehr geschwunden.
Ach, saures Bier, welch' schlimm Gebräu!
Schnapsgläser — scheußlich! — stehn dabei,
Und draußen wirbelt 'waS, wie Schnee:
Nicht „Smollis Bruder!" singen sie,
Und nicht „Fiducit" klingen sie, —
Ach, wie thut das meinem Herzen weh! —
Kaum ging eilt Spcssartwinter hin
Von hundertachtzig Tagen,
Da sehn wir vor dem Bischof ihn
Dcmüthig stehn und klagen:
„Ach, Gnaden, schwer ist mein Gebrest,
Die Lebensadern stocken,
Die Glocken in dem schlimmen Nest
Sind Schuld daran, die Glocken!
In Würzburg, ja, der Glocken Klang
Der hatte gar so eig'nen Sang
In Winterfrost, in Sommergluth:
Denn „vinnm bonum“ sangen sic,
Und „vinnm bonum" klangen sie,
Ach, wie lhat das meinem Herzen gut!
Daheim die Glöcklein, zwei im Thurm,
Gar schlimmes Läuten geben,
Dazu heult durch den Wald der Sturm,
Das zehret mir am Leben.
Drum fleh' ich, Gnaden, laßt mich zichn
An andern Ort bei Zeiten,
Wo Reben um die Hügel blüh'n
Und andre Glocken läuten!
Sagt selber, ist das ein Gesang,
Wie'S ziemet achtem Glockcnklang:
In Sommergluth und Winterschnce
Rur „Plempel", „Plampel" ächzen sie,
Und „Plampel", „Plempel" krächzen sie, —
O, wie thut daS meinem Herzen weh!"
„Das freilich ist ein schlimm' Gebrest!" —
Der Bischof sprach'S mit Lachen, —
„Dem wollen wir auf's Allerbest'
Alsbald ein Ende machen,
Ihr munt'res Wesen steht mir an,
Und d'rum, Ihr Weh zu heilen,
Soll'» Sie von heut' als Domkaplan
In meiner Nähe weilen!" — — — —
Fort stürmt er und hinan den „Stein".
„Horch, Glockenklang so tief und rein
Schwimmt in der sonnigen Lüfte Gluth:
Und „viuum donum" singen sie,
Und „vinnm bonnm" klingen sie, —
Ach, wie thut das meinem Herzen gut!"
Und als im Herbst den „(Stein" hinan
Der Winzer Lieder klangen,
Saß, der dies sprach, als Dorfkaplan
Im Spessart tief gefangen.
Das war nicht mehr der munt're Geist
Der alten frohen Stunden,
Und Bauch und Väcklein rund und. feist
Die waren sehr geschwunden.
Ach, saures Bier, welch' schlimm Gebräu!
Schnapsgläser — scheußlich! — stehn dabei,
Und draußen wirbelt 'waS, wie Schnee:
Nicht „Smollis Bruder!" singen sie,
Und nicht „Fiducit" klingen sie, —
Ach, wie thut das meinem Herzen weh! —
Kaum ging eilt Spcssartwinter hin
Von hundertachtzig Tagen,
Da sehn wir vor dem Bischof ihn
Dcmüthig stehn und klagen:
„Ach, Gnaden, schwer ist mein Gebrest,
Die Lebensadern stocken,
Die Glocken in dem schlimmen Nest
Sind Schuld daran, die Glocken!
In Würzburg, ja, der Glocken Klang
Der hatte gar so eig'nen Sang
In Winterfrost, in Sommergluth:
Denn „vinnm bonum“ sangen sic,
Und „vinnm bonum" klangen sie,
Ach, wie lhat das meinem Herzen gut!
Daheim die Glöcklein, zwei im Thurm,
Gar schlimmes Läuten geben,
Dazu heult durch den Wald der Sturm,
Das zehret mir am Leben.
Drum fleh' ich, Gnaden, laßt mich zichn
An andern Ort bei Zeiten,
Wo Reben um die Hügel blüh'n
Und andre Glocken läuten!
Sagt selber, ist das ein Gesang,
Wie'S ziemet achtem Glockcnklang:
In Sommergluth und Winterschnce
Rur „Plempel", „Plampel" ächzen sie,
Und „Plampel", „Plempel" krächzen sie, —
O, wie thut daS meinem Herzen weh!"
„Das freilich ist ein schlimm' Gebrest!" —
Der Bischof sprach'S mit Lachen, —
„Dem wollen wir auf's Allerbest'
Alsbald ein Ende machen,
Ihr munt'res Wesen steht mir an,
Und d'rum, Ihr Weh zu heilen,
Soll'» Sie von heut' als Domkaplan
In meiner Nähe weilen!" — — — —
Fort stürmt er und hinan den „Stein".
„Horch, Glockenklang so tief und rein
Schwimmt in der sonnigen Lüfte Gluth:
Und „viuum donum" singen sie,
Und „vinnm bonnm" klingen sie, —
Ach, wie thut das meinem Herzen gut!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zweierlei Geläute"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Wehmut <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1118, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg