36 Dorfbilder.
kamen so feine und zierliche Schweizethüttcln, Holzpfeiflein und
Zierbestecke hervor wie aus dem Sellnhof. Der Mann hatte die
geschickteste und glücklichste Hand. Er hatte kein Weib mehr,
aber zwei Kinder, ein Mädel von zwölf und einen Buben von
eilf Jahren, —• liebe, brave, fleißige Kinder. Die Hanna schaffte
schon tüchtig in der Wirthschaft, und der Franzl hatte schon
eine gar flinke Hand in der Führung des Schnitzmessers. Das
Hauswesen überwachte der Sellnhofer selber, wobei ihm eine j
alte, treue Magd, die Stiefellenerl gar rüstig an die Hand
ging. Stiefellenerl hieß sie davon, weil sie stets große Männcr-
stiefel trug. Der Sellnhofer war kein Eingebürtiger, sondern >
schon als junger Mensch aus der Fremde eingewandert, hatte j
sich bald durch Fleiß, Redlichkeit und Wohlhabenheit hervorgethan,
und es zuletzt zu der ehrenvollen Stelle eines Vorstehers gebracht,
als welcher er im Verein mit dem Pfarrer viel Gutes stiftete.
Der Aelteste unter seinen Leuten im Hause war der Großknecht
Steff, den der Sellnhofer schon aus seiner Heimath mitgebracht
hatte, der jetzt aber nachgerade vor Altersschwäche und Glieder-
reißen zu Allem untauglich wurde. Er saß den ganzen Tag
hinter dem Ofen und schlief. Die vielen Wetter hatten ihn
contract gemacht, daß er sich nicht gut rühren konnte, und das
hatte ihm auch die Schlafsucht angehängt, daß er fast den
ganzen Tag über aus dem „Nicken" nicht heraus kam. Das
waren nebst der Mirzel, der Resel, dem Naz und dem Ferdl,
welche recht wacker die mindere Arbeit verrichteten, die ganzen |
Einwohner des Sellnhof's, und das war die ganze Geschichte
des stattlichen Besitzers, der jetzt mit dem guten Pfarrer in
dessen Studierstube ans und ab ging. ' (Schluß folgt.)
Ein Rechtsfall.
Assessor: „Ich will Ihnen einen Rechtsfall vorlegen:
Mutter und Tochter schlafen zusammen mit zwei Knaben im
nämlichen Zimmer. Da die Anzüge gleich sind, so verwechseln
die Kindsmägde die Kinder, und Niemand weiß, welches Kind
der Mutter und welches der Tochter gehört. Wie würden Sie
da entscheiden?" — Referendar: „Wissen Sie gewiß, daß die
Kinder verwechselt worden sind?" — Assessor: „Nun! Ich sagte
es Ihnen ja schon!" — Referendar: „So! Gut, dann tauscht J
man einfach die Kinder gegenseitig wieder aus!"
Neuestes vom Himmel.
Crorvsangls, den 25. Juli 1874.
Unser berühmter Astronom und Direktor der hiesigen Stern-
warte Zebediah Joker bemerkte schon seit einer Woche im
Circulus lacteus einen bläulichen, im steten Zunehmcn be- Mann: „Ich wollt' Du wärst...!" Frau: „Beim
griffenen Schein. Diese Erscheinung läßt sich nicht anders Teufel, willst Du sagen!"—Mann: „O, nein — ein Kanarien-
erklären, als daß bei der enormen Hitze der letzten Tage die Vogel." — Frau: „Damit Du mich cinspcrren könntest,
ganze Milchstraße sauer geworden ist. I nicht wahr?" — Mann: „O nein, ich gäb' Dich — der Katz'!"
Beruhigung.
Zn großes Glück, ist oft ein Unglück!
Ein großes Unglück, oft ein Glück!
D'rum sei getrost, trifft dich ein Unglück!
Und mit Verstand ertrag das Glück! A. F
l
Doppelte Eigenschaft.
Dieweil der Wein macht die Sorgen schwächer.
Heißt er mit Grund „der Sorgenbrecher,"
Doch weil er auch macht den Beutel geringer.
Ist er auch wieder ein Sorgenbringer.
Crsstus.
Schluß einer Gardinenpredigt.
kamen so feine und zierliche Schweizethüttcln, Holzpfeiflein und
Zierbestecke hervor wie aus dem Sellnhof. Der Mann hatte die
geschickteste und glücklichste Hand. Er hatte kein Weib mehr,
aber zwei Kinder, ein Mädel von zwölf und einen Buben von
eilf Jahren, —• liebe, brave, fleißige Kinder. Die Hanna schaffte
schon tüchtig in der Wirthschaft, und der Franzl hatte schon
eine gar flinke Hand in der Führung des Schnitzmessers. Das
Hauswesen überwachte der Sellnhofer selber, wobei ihm eine j
alte, treue Magd, die Stiefellenerl gar rüstig an die Hand
ging. Stiefellenerl hieß sie davon, weil sie stets große Männcr-
stiefel trug. Der Sellnhofer war kein Eingebürtiger, sondern >
schon als junger Mensch aus der Fremde eingewandert, hatte j
sich bald durch Fleiß, Redlichkeit und Wohlhabenheit hervorgethan,
und es zuletzt zu der ehrenvollen Stelle eines Vorstehers gebracht,
als welcher er im Verein mit dem Pfarrer viel Gutes stiftete.
Der Aelteste unter seinen Leuten im Hause war der Großknecht
Steff, den der Sellnhofer schon aus seiner Heimath mitgebracht
hatte, der jetzt aber nachgerade vor Altersschwäche und Glieder-
reißen zu Allem untauglich wurde. Er saß den ganzen Tag
hinter dem Ofen und schlief. Die vielen Wetter hatten ihn
contract gemacht, daß er sich nicht gut rühren konnte, und das
hatte ihm auch die Schlafsucht angehängt, daß er fast den
ganzen Tag über aus dem „Nicken" nicht heraus kam. Das
waren nebst der Mirzel, der Resel, dem Naz und dem Ferdl,
welche recht wacker die mindere Arbeit verrichteten, die ganzen |
Einwohner des Sellnhof's, und das war die ganze Geschichte
des stattlichen Besitzers, der jetzt mit dem guten Pfarrer in
dessen Studierstube ans und ab ging. ' (Schluß folgt.)
Ein Rechtsfall.
Assessor: „Ich will Ihnen einen Rechtsfall vorlegen:
Mutter und Tochter schlafen zusammen mit zwei Knaben im
nämlichen Zimmer. Da die Anzüge gleich sind, so verwechseln
die Kindsmägde die Kinder, und Niemand weiß, welches Kind
der Mutter und welches der Tochter gehört. Wie würden Sie
da entscheiden?" — Referendar: „Wissen Sie gewiß, daß die
Kinder verwechselt worden sind?" — Assessor: „Nun! Ich sagte
es Ihnen ja schon!" — Referendar: „So! Gut, dann tauscht J
man einfach die Kinder gegenseitig wieder aus!"
Neuestes vom Himmel.
Crorvsangls, den 25. Juli 1874.
Unser berühmter Astronom und Direktor der hiesigen Stern-
warte Zebediah Joker bemerkte schon seit einer Woche im
Circulus lacteus einen bläulichen, im steten Zunehmcn be- Mann: „Ich wollt' Du wärst...!" Frau: „Beim
griffenen Schein. Diese Erscheinung läßt sich nicht anders Teufel, willst Du sagen!"—Mann: „O, nein — ein Kanarien-
erklären, als daß bei der enormen Hitze der letzten Tage die Vogel." — Frau: „Damit Du mich cinspcrren könntest,
ganze Milchstraße sauer geworden ist. I nicht wahr?" — Mann: „O nein, ich gäb' Dich — der Katz'!"
Beruhigung.
Zn großes Glück, ist oft ein Unglück!
Ein großes Unglück, oft ein Glück!
D'rum sei getrost, trifft dich ein Unglück!
Und mit Verstand ertrag das Glück! A. F
l
Doppelte Eigenschaft.
Dieweil der Wein macht die Sorgen schwächer.
Heißt er mit Grund „der Sorgenbrecher,"
Doch weil er auch macht den Beutel geringer.
Ist er auch wieder ein Sorgenbringer.
Crsstus.
Schluß einer Gardinenpredigt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Doppelte Eigenschaft"
"Schluß einer Gardinenpredigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)