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wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 Nrn.)

I.XI. Bd.

3si.84kr.Sudd.od 2Thlr.5Sgr., excl. Porto
bei directem Bezüge. Einzelne Nrn. 9 kr. od. 21/* Sgr.

Die Herren im Bezirksgerichte zu Oberbirkenberg haben
das ganze liebe Jahr hindurch ungeheuere Schreibereien wegen
der vielen Ohrfeigen, mit denen der dortige Privatier Herr
Lilienstengel fortwährend heimgesucht wird. In der Amts-
registratur bilden die Acten über die Lilienstengel'schc» Ohrfeigen-
Angelegenheiten bereits eine eigene großmüchtige Abtheilung. Herr
Lilienstengel scheint die Sache förmlich sportsmäßig zu betreiben
und abergläubische Leute behaupten, er müsse eine „Hornhaut"
ini Gesichte haben, ähnlich wie einstmals der gehörnte Siegfried,
und deßhalb spüre er auch nichts und mache sich nichts daraus,
wenn er Eins über's Ohr bekömmt.

Vor ungefähr einem Jahre war Herr Liliensteugel nach
Oberbirkenberg gekommen. Ueber seiner Vergangenheit ruhte
ein geheimnißvoller Schleier und auch sonst erfuhr man lange
Zeit nichts über ihn, als daß er ein ungemein hämischer,
boshafter Geselle sei. Ob er sich zu den Liberalen oder den Clericalcn,
Zu den Conscrvativen oder den Radikalen bekenne, konnte nie Jemand
erfahren, wiewohl Lilienstengel allabendlich in den Wirthshäuser»
an hochpolitischen Wortgefechten eifrig Thcil nahm. Er spöttelte
über Alles und Jedes und so hatte er sich bald aus allen mög-
lichen Parteilagern Realinjurien der oben angeführten Gattung
zugezogen.

Wenn es dunkel zu werden begann, verließ Herr Lilien-
stengel seine Wohnung, um auf die Ohrfeigenjagd auszugehen
und gegen Mitternacht kam er gewöhnlich beutebeladen nach Hause.
Oberbirkenberg ist zwar nur ein kleines Städtchen, aber wegen
der vielen wichtigen Viehmärkte, die daselbst stattfinden, hat es
gewöhnlich einen sehr regen Fremdenzufluß, und in Folge dessen
stehen wohl ein Dutzend Wirthshäuser auf dem Marktplätze.
Diese wurden von Lilienstengel in der Regel der Reihe nach
durchgemacht. Mit raschem Blicke musterte er beim Eintritte

in die Gaststube die Situation. Sah er Einen mit einem be-
sonderen fatalen Merkmal, wie z. B. einer rothen Nase oder
einem Kahlkopf, so setzte er sich mit freundlichem Gruße zu ihm,
erkundigte sich höflich nach Namen und Herkunft, fing von der

Witterung an und kam dann mit einem kühnen Uebergang aus
de» Leibschaden des Betreffenden zu sprechen. Ohne seinem
Partner greifbar nahe zu treten, wußte er namentlich mit Hilfe
seines hämischen, schneidenden Gelächters denselben allgemach so
zu ärgern, daß der Andere factisch eine Lainmsblnt-Transfnsion
durchgcmacht haben mußte, wenn er darüber nicht schließlich in

»L
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herr Lilienstengel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bierkrug
Gaststätte <Motiv>
Fremder <Motiv>
Herr <Motiv>
Nase <Motiv>
Tisch <Motiv>
Spott
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Hautfarbe <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1535, S. 193
 
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