4. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
Handlungen, sowie von allen P ostämtern und
^—iüj1 gsexpeditiouen angenommen. Erscheinen
1514.
wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 Nrn.) ^ y
3fl. 54 kr.Südd.od. 2 Thlr. 5Sgr., excl.Porto LA' sl0'
bei directem Bezüge. Einzelne Nrn. 9 kr. od. 2‘/2 Sgr.
Dorfbilder.
Von E. M. fflacano.
4. Der Kerrgoitsfranzel.
^ gibt in jedem Orte einen Menschen, dem gleichsam
j?? an die Fersen geheftet scheint und von dem es nicht
'chen will, mag er die Beine auch noch so sehr schütteln; es
klebt an ihm wie eine Klette, die ihm an einem Hellen Sommer-
tage lustige Buben auf's Sammtwamms geworfen. Frau
Fortuna scheint in solche Menschen rein vernarrt zu sein: sie
drängt sich ihnen auf, sie läuft ihnen nach, sie läßt sich nicht
abweisen; die launenhafte Dame ist hier wie ausgewechselt, denn
sie bleibt gewöhnlich diesen ihren Lieblingen treu — treu bis zum
(strave. Und wer weiß, ob sic sie da verläßt, und ob sie
dieselben nicht etwa an der Himmelsthüre erwartet und ihnen
den allerbesten Platz im Himmel anweist, ohne daß dieselben viel-
leicht jemals im Leben eine Wallfahrt gemacht haben. Ein solcher
Glückskerl war der Herrgottsfranzcl. Herrgottsfranzel nannte er
sich selber, denn er spürte schon von Jugend an sein Glück,
und pflegte zu sagen: „Mir kann nichts schief gehen, nnch hat
der Herrgott allzuviel gern, dasür bin ich der Herrgottsfranzel!"
So rief er lachend, sobald er etwas unternahm, und das Unter-
nehmen glückte ihm wirklich. Er hatte einen frischen, regen
Geist, und lag nicht gern über den Büchern, und lief regelmäßig
um die Schule herum; weun's aber zur Prüfung kam, da flog
er das Lehrbüchel nur so ein paar mal durch, und wußte seine
Sache; und was er nicht wußte, das flüsterte ihm seine fröhliche
Zuversicht ein. Wenn die Buben beim Acpfelstehlen erwischt
wurden, fügte cs sicher der Zufall, daß der Prügel beim
Unrechten anfing und der Franzel noch rechtzeitig Reißaus
nehmen konnte. Seine Eltern waren Bauersleute nicht von
der reichsten Sorte; da fiel cs ihnen ein, für den Franzl einen
alten Vetter ans dem Steg zum Firmpathen zu nehmen, der
für recht arm galt. Als er aber starb, zeigte es sich, daß er
zwei große blaue Strümpfe voll harter Thaler besessen hatte,
und so wurde der Franzl Plötzlich ein reicher Junge. „Bist
ein rechtes Herrgottsbürschcl!" sagte sein Vater, indem er mit
den beiden feisten Strümpfen auf den wurmstichigen Tisch stieß.
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Handlungen, sowie von allen P ostämtern und
^—iüj1 gsexpeditiouen angenommen. Erscheinen
1514.
wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 Nrn.) ^ y
3fl. 54 kr.Südd.od. 2 Thlr. 5Sgr., excl.Porto LA' sl0'
bei directem Bezüge. Einzelne Nrn. 9 kr. od. 2‘/2 Sgr.
Dorfbilder.
Von E. M. fflacano.
4. Der Kerrgoitsfranzel.
^ gibt in jedem Orte einen Menschen, dem gleichsam
j?? an die Fersen geheftet scheint und von dem es nicht
'chen will, mag er die Beine auch noch so sehr schütteln; es
klebt an ihm wie eine Klette, die ihm an einem Hellen Sommer-
tage lustige Buben auf's Sammtwamms geworfen. Frau
Fortuna scheint in solche Menschen rein vernarrt zu sein: sie
drängt sich ihnen auf, sie läuft ihnen nach, sie läßt sich nicht
abweisen; die launenhafte Dame ist hier wie ausgewechselt, denn
sie bleibt gewöhnlich diesen ihren Lieblingen treu — treu bis zum
(strave. Und wer weiß, ob sic sie da verläßt, und ob sie
dieselben nicht etwa an der Himmelsthüre erwartet und ihnen
den allerbesten Platz im Himmel anweist, ohne daß dieselben viel-
leicht jemals im Leben eine Wallfahrt gemacht haben. Ein solcher
Glückskerl war der Herrgottsfranzcl. Herrgottsfranzel nannte er
sich selber, denn er spürte schon von Jugend an sein Glück,
und pflegte zu sagen: „Mir kann nichts schief gehen, nnch hat
der Herrgott allzuviel gern, dasür bin ich der Herrgottsfranzel!"
So rief er lachend, sobald er etwas unternahm, und das Unter-
nehmen glückte ihm wirklich. Er hatte einen frischen, regen
Geist, und lag nicht gern über den Büchern, und lief regelmäßig
um die Schule herum; weun's aber zur Prüfung kam, da flog
er das Lehrbüchel nur so ein paar mal durch, und wußte seine
Sache; und was er nicht wußte, das flüsterte ihm seine fröhliche
Zuversicht ein. Wenn die Buben beim Acpfelstehlen erwischt
wurden, fügte cs sicher der Zufall, daß der Prügel beim
Unrechten anfing und der Franzel noch rechtzeitig Reißaus
nehmen konnte. Seine Eltern waren Bauersleute nicht von
der reichsten Sorte; da fiel cs ihnen ein, für den Franzl einen
alten Vetter ans dem Steg zum Firmpathen zu nehmen, der
für recht arm galt. Als er aber starb, zeigte es sich, daß er
zwei große blaue Strümpfe voll harter Thaler besessen hatte,
und so wurde der Franzl Plötzlich ein reicher Junge. „Bist
ein rechtes Herrgottsbürschcl!" sagte sein Vater, indem er mit
den beiden feisten Strümpfen auf den wurmstichigen Tisch stieß.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dorfbilder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)