Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i o Bestellungen werden in allen Buch-und Kunst- —^ ^ wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 Nrn.)

Han dlun gen, sowie von allen Postämtern und 3 fl. 54kr.Slldd. od 2Thlr. 5Sgr., excl. Porto

Zeitungsexpeditionen angenommen. Erscheinen bei directem Bezüge. Einzelne Nrn. 9 kr. od. 21/a Sgr.

Ein goldener

In der Weinburggasse wohnte die kinderlose Wittwe Karolina
Mayer, deren Mann vor sechs Jahren selig in dem Herrn
entschlafen war. — Er war einer von den bekannten

subalternen Beamten, die mehr Tage im Jahr als Gulden in
ihrem Gehalte zahlen. Man kann sich also sehr leicht die riesige
Hinterlassenschaft des Herrn Mauritius Mayer und den riesigen
Pensionsgenuß seiner Wittwe denken. Doch Frau Mayer, wie
gesagt kinderlos, wußte sich so einzuschränkeu, daß sie, wenn das
Jahr vorüber, zwar nichts erspart hatte, aber auch nichts schuldig
war. —

Frau Mayer hatte mit ihrem Manne stets einträchtig gelebt,
und bewahrte ihn daher im Gedächtnisse. Dieses Gedächtniß wurde

Hochzeit bitter.

aber noch durch ein Andenken unterstützt: Ihr Herr Gemahl
schenkte ihr nämlich einmal zu ihrem Geburtstage — zum wie vielten?
ich weiß es nicht, — einen Dukaten, einen kaiserlich-königlichen
österreichischen Dukaten. Frau Karolina Mayer fiel aber auch
dafür ihrem Ehegespons um den Hals und herzte und küßte
ihn. Der Dukaten wurde wohl ausbewahrt, und Frau Mayer
nahm' sich hoch und theuer vor, ihn nie aus der Hand zu geben.
Seit dieser Affaire mochten nun acht Jahre vergangen sein, und
noch immer lag der Dukaten wohl verwahrt im Kasten. —

Im Uebrigen war Frau Mayer keine so üble Frau. Sie
war wirklich sparsam und fleißig und noch überdies — liebens-
würdig. Ihre Liebenswürdigkeit machte auch auf einen ihr gegen-
über wohnenden verwittweten Kaufmann Eindruck, so tiefen Ein-
druck, daß er sich fast in die Wittwe verliebte. Frau Mayer
bemerkte sehr wohl die unzähligen freundlichen Complimente, die
ihr Herr Molisch als Tribut ihrer Liebenswürdigkeit beim jedes-
maligen Vorübergehen zollte, und war stets erfreut darüber.

Herr Molisch war ein solider Mann, kam des Abends
Pünktlich nach Hause, hatte ein einträgliches Geschäft und keine
Kinder — kann es eine bessere Partie geben? Muß nicht
Herr Molisch das Ideal einer jeden in den „besten" Jahren
stehenden, heirathslustigen Wittwe sein? ..ä[j!$ar es Frau Mayer
daher zu verargen, daß sie ihr Netz auswarf, um diesen Gold-
fisch zu fangen? — Frau Mayer, andrerseits, wäre gerade auch
nicht zu verachten. Sie ist eine „gefttzte" . solide, kinderlose
Frau, ausgezeichnete Wirthin, ungeheuer liebenswürdig, aber —
sie hat kein Geld. Ist das nicht Grund genug für Herrn
Molisch, seine kleinen Aufmerksamkeiten womöglich einzuschränken,
um ja nicht merken zu lassen, daß Frau Mayer die Dame
seines Herzens sei, die er sicher als seine Ehegattin heimge-
sührt hätte, würde sie nicht den einen, unaustilgbaren Fehler
gehabt haben? Frau Mayer ließ sich aber nicht so leicht aus


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein goldener Hochzeitbitter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Sparsamkeit
Wiederverheiratung
Witwe <Motiv>
Kommode
Karikatur
Dukat
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1523, S. 97
 
Annotationen