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lg Bestellungen werden in allen Buch-und Kunst- ----- - ^ wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 Nrn.)

Handlungen, sowie von allen Postä in tern und 3sl. 54kr.Südd. od,2Thlr. S Sgr., excl. Porto ^0-

öeitungsexpeditiouen angenommen. Erscheinen bei directem Bezüge. Einzelne Nrn. 9 kr. od. 2*/a Sgr.

Huberb aucr's Frosch.

(Fortsetzung.)

Der Huberbaucr begann gleich darauf von verschiedenen
Gingen zu reden, fragt den Maler, ob er alle schönen Punkte
^r Umgegend kenne n. s. w. und als endlich die Mahlzeit zu
^nde war, stopfte der Alte eine Pfeife und begab sich hinaus
auf's Feld, nach seinen Kartoffeln zu sehen.

Die Trine aber, die für drei Personen gegessen, und für
kbensoviele getrunken zu haben schien, machte sich 's jetzt bequem
"i des Vaters Sorgenstuhl und schlug mit dem Löffel an ein
leeres Glas: ein Zeichen, auf welches allsogleich das Anncmicrl
erschien, um still und freundlich den Tisch abzuräumen.

Dem Maler schnitt es in's Herz, als er das arme, kleine
Aschenbrödel so handtiren sah und er konnte es nicht über sich
gewinnen zu schweigen, sondern fragte die Trine, ob sie es denn
auch ruhig mit ansehen könne, wenn die eigene Schwester wie
bwe Fremde, wie eine Magd behandelt werde.

Darauf hin aber blickte die dicke Trine dem jungen
llAann frech in's Gesicht, meinte, er verstehe von der Sache
uichts, das Annemierl sei eben nur ein geduldetes Geschöpf im
Hause und der Vater würde dasselbe schon längst verstoßen
und fortgetrieben haben, wenn sie selbst nicht immer für den Balg
gebeten hätte. Uebrigens habe der Alte Recht, denn das schlechte
Ding sei unnütz zur Arbeit, habe der Mutter vom Diesseits in's
jenseits verholfen und nichts als Unfrieden im Hanse gestiftet
?ein Leben lang.

Der Maler ließ die Trine ausreden, dann aber warf er
^r Dirne ihr Unrecht und ihre Bösartigkeit vor und setzte ihr
auseinander, wie schuldlos die Kleine an dem Tode der Mutter
gewesen und wie hart diese selbst heimgcsucht worden durch
denselben.

Die dicke Trine indeß gähnte nur bei seinen Worten,
stand auf vom Tische und ließ ihn allein.

Draußen in der Küche hörte er sie bald darauf belfern
und schelten und ein klatschender Ton, dem ein leiser Aufschrei
folgte, belehrte ihn, welche Früchte seine Intervention zu Gunsten
Annemierls dem armen Kind gebracht.

Mißmuthig verließ er jetzt das Haus, durchstreifte die
Gegend und kehrte spät Abends wieder heim, um sogleich sein
Lager zu suchen.

Was das Annemierl betraf, so hatte dieses nicht die
entfernteste Idee davon, daß irgend eine Menschenseelc sich um
sein Schicksal kümmern, geschweige denn für dasselbe einstehen
werde, wenn es sich um dessen Wohl und Wehe handeln sollte.

Die Kleine hatte jetzt ganz andere Dinge im Köpfchen
und ging voll schwerer Gedanken zu Bette.

Lange wälzte sich das Annemierl auf dem Strohlager,
ehe cs endlich einschlief, um von ganz sonderbaren Dingen zu
träumen. Kaum aber hatte der Hahn sein Morgcnlied ausgekräht,
als das Mädel aufsprang, an den Brunnen eilte um das kleine
Köpfchen in frischem Wasser zu baden, dann hineinschlüpftc in
die Wohnstube, wo in der großen Tischschublade noch die Rechen-
tafel und der Griffel lagen, den ihr jüngster Bruder dort zurück-
gelassen, beides ergriff und damit hinauseilte auf den Hof.
Dort pfiff das Annemierl dem Peter und dessen Brut, und
wie erstaunt derselbe auch inimerhin sein mochte ob so frühen
Rufes, dennoch wackelte er schnell herbei mit seinen Weibern
und zog der blauen Schürze nach, die das Annemierl trug,
und in welcher sich das erste und zweite Frühstück der Gänse-
familie befand.

Das Annemierl selbst nahm heute nichts zu sich, wohl
aber preßte es die kleine Schiefertafel an die Brust, als ob es
einen Schatz dort trüge, der ihm hinweghelfen sollte über alle
Erdennoth.

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