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Dorfbildcr.

Von C. M. Vacano.

5. Der Einleger.

Das Spital des Ortes ist nur klein, ein ganz kleines
ebenerdiges Häuschen mit einem ganz kleinen Gärtchen dran.
Es kann in der That nicht mehr Pfründner fassen, als höchstens
acht. Und so ist es denn auch von jeher bestimmt und zum
Gesetz erhoben, daß nie mehr als acht Gemeindearmc und Alte
im Spitale von Ulmendorf beherbergt werden. Und wenn diese
Zahl voll ist, und es wird ein greises, arbeitsunfähiges Gemeinde-
kind spitalfähig, so wird es ein „Einleger". Das heißt, es

muß warten, bis der Tod eines Pfründners oder einer Pfründnerin
einen Platz frei macht im Spitale, und bis dahin schläft er
täglich oder wöchentlich in einem andern Bauernhause der
Ortschaft auf der Streu. Dazu wird ihm das Einlegcrbüchl
ausgestellt vom Herrn Bürgermeister, und da drin unterschreibt
sich jeder, der ihm Unterstand gegeben hat, und er muß es
hinwiederum Jedem bestätigen, daß derselbe seiner Pflicht nach-
gekommen sei. Es ist das eine recht gute und brüderliche und
fürsorgliche Einrichtung, damit kein Gemeindekind im hülflosen
Alter obdachlos und verstoßen sei und das Haupt lagern müsse
auf den Steinen des Feldes, über welche der Novemberzorn
wüthet. Aber trotzdem ist so ein Einlegerbüchel doch die
traurigste Habe, die ein alter Mensch besitzen kann. Nirgends
hingehörig sein, nachdem man wohl sechzig, siebzig Jahre
hindurch gearbeitet hat, um irgendwo Rast halten zu können!
Nirgends hingehörig sein, und dennoch tagtäglich einem Andern
zur Last fallen müssen! Der alte Einleger muß sich daher so
benehmen, daß er Niemandem wirklich lästig werde, er muß sich
einschmeicheln, er inuß sich nützlich und unterhaltlich machen, und
alles das in einem Alter, wo man ruhen möchte, ruhen um
jeden Preis. Selbst das Spital erscheint dem Einleger als
ein süßes Ziel. Dort braucht er wenigstens nicht anzuklopfen
und zu sagen: „Gelobt sei Jesus Christus, mit Verlaub, kann
ich heut da nächtigen?" Der alte Einleger ist entweder zu
Grunde gegangen mit seiner Mühle oder mit seinem sonstigen
Gewerk, oder er war gar zu reich und hat das Geld nicht zu
schätzen gewußt, oder aber er war sein Lebtag beim Militär und
ist erst als alter Mann zum Krüppel geworden, oder endlich war
er von Jugend auf ein geplagter Taglöhner, den in den Sechziger-
jahren ans einmal alle Kräfte verlassen haben. Er ist immer
recht reinlich gekleidet, wenn er auch noch so geflickt ist; denn

L
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dorfbilder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spazierstock
Dorf <Motiv>
Armut <Motiv>
Tabakspfeife <Motiv>
Wohltätigkeit <Motiv>
Älterer Mann
Karikatur
Alter <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1515, S. 33
 
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