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Dorfbildcr.

Von OE. M. üacano.

(i. Im fl.figniiiif.

(Schluß.)

„Ja, Herr Pfarrer, das habe ich mir auch schon gesagt,"
meinte der Scllnhofer, „daß Ihr mit der Predigt heute wieder
Etwas gemeint habt. Ihr seid nicht einverstanden mit den vielen
Musiken?"

Der Pfarrer blieb steh'n, und tippte dem großen Bauer
mit seinem karrirten Sacktuchc auf die Brust. „Seht, Sellnhofer,
das will ich eben mit Euch besprechen. Ihr seid der gescheidteste
und der wohlwollendste Mann hier. Gegen die Musik au sich
habe ich eigentlich nicht's, wohl aber gegen die Musik in anderen
Orten, sobald unsere jungen Leute sie besuchen. Seh't, wenn bei
uns Tanz ist am Kirchtag, da ist das junge Volk lustig und
laut, und damit ist's aus. Wandern sie aber nach Raming oder
Gstetthausen oder Traising hinüber, da kommen sie ganz verwechselt
wieder heim. Dort sind Faullenzer, Wilddiebe und Schmuggler,
wahre Lotterbuben, und die machen den Uns'rigen so den Kopf
voll, daß sie 8 Tage hindurch die Arbeit wie eine Schand'
anseh'n. Und dann machen die Dirnen den Weg nicht wegen
dem Tanz, sondern wegen — wegen dem Nachhausgeh'u. Und
kurz, da muß geholfen werden. Wir hier in Tauern können
uicht alle Woche eine Musik haben, so mir nichts dir nichts,
denn der Ort ist arm. Aber Ihr, Scllnhofer, Ihr könntet helfen."

„Ich, Herr Pfarrer?"

„Ja, seht, Ihr habt schon so viel für den Ort gethan;
^hr habt das Altarbild gestiftet, Ihr habt i» Eurem Hofe das
llwße Zimmer zur Holzschnitzwerkstatt hergcrichtet, wo alle
Burschen neben einander arbeiten können wie die Mädeln in
der Spinnstnbe, so daß alle mehr Fleiß, Wetteifer »nd Lust
kriegen für das Gcwcrb, Ihr habt auch beim Jagdbesitzer nns-
öewirkt, daß die Männer unter Eurer Aufsicht jage» dürfen

und für jedes abgelieferte Stück Wild ihr Douceur kriegen,
wodurch die abscheuliche Wilderei aufgehört hat, da es unseren
Jäckeln ohnedem nur um's Pulverknallen und den Gamsbart
und weniger um den Verdienst ,zu thun war. Kurz, Ihr als
Vorsteher seid immer uüt einem Mittel dagewesen wo's noth
that: ihut auch jetzt etwas Uebriges, und gebt den Burschen
am Sonntag eine Gaudi, daß sie nicht an die Tanzböden
drüben in den Ränbernestern denken. Wie ivär's, wenn man
eine Bolzschießerei anlegte? Freilich gab' cs Anfangs ein paar
Groschen Auslagen, aber ich steuere auch gern >vas bei zur
Beischaffung einer schönen Flinte und einer Scheibe. Was
meint Ihr dazu, Scllnhofer?"

„Ich meine, Herr Pfarrer, daß Ihr recht habt tvie immer,
und daß ich dazu thun will Alles was ich kann, Recht habt
Ihr. Unser Ort ist der geachteste weit umher. Die Gendarmerie
hat hier nichts zu suchen, weder Wilderer noch Schmuggler,
und unsere jungen Öeute sind von echter Race. 's ist nicht gut,
wenn sie sich wegen der Musik und wegen den Dirnen unter
die Raminger mischen. Eine Bolzgesellschaft soll eingeführt werden,
meinen Stadel unter den Lärchbäumen draußen geb' ich dazu
her, alles Andere besorg' ich auch. Und wcnn's Abend wird,
kommt der Stegertoni mit der Zither, und da können daun
die Mädeln auch was dazuthuu. So soll's an Sonntagen sein.
Und vor Allem ..."

„Und vor Allem, Sellnhofer, nehmt für die nächste Zeit
die Lena und die Zilla in die Arbeit zu Euch, den» die ziehen
am meisten den Musiken nach und rufen die Burschen mit."

„Will's thun, Herr Pfarrer, hier meine Hand d'rauf!"
rief der Sellnhofer und streckte seine Hand aus. Er war ein j
schöner, riesiger Mensch, mit einem herrlichen männlich energischen
Gesichte, in den besten Jahren, strotzend von Gesundheit und
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