Die Gans.
163
„Wem' is 's freist'," sagt d' Waw'n, „aber von mir
aus. Du sollst's haben!"
Un' der Wast'l gibt ihr die zwoa Sechser un' sagt: „Heut
hätt' i' amal an gut'n Kaaf g'macht, — geh Waw'n, nimm
die zwoa Sechser un' laaf 'nauf zum ober'n Wirth un' hol' a'
Bier!"
Die Waw'n laßt si' dös nit zwoamnl sagen, nimmt 's
Geld un' zwoa Maaßkrüg un' holt 's Bier. Na — dös hat
'hna weiter nit g'schmeckt, nach dera lang'» Zeit, un' die zwoa
Blaaß Bier war'n weg, eh' mer sich umg'schaut hat, un' aus-
9'schleckt haben sie 's bis auf's lctzti Tröpf'l.
„Heut war's doch wieder amal a' Sunntag g'west!" haben
s' zu cinand' g'sagt, un' sin' nacher in's Bett 'ganga un'
haben g'schlafen wie die Ratzen.
Am andern Tag — es is no' nit Abend g'west — da
sagt die Waw'n: „Geh', Bauer, was thust Du mit der Gans?
i' kaaf' Dir's wieder ab."
„Wann Du sonst nix willst, die kannst leicht haben, — zwoa
Sechser kost' s'," sagt der Wast'l, „aber weil Du nacher heut so
an guten Kaaf g'macht hast, geh' nur glei' furt, un' hol' 's Bier."
So haben f wieder ang'fangt g'habt, un' alle Tag haben
s' anand' d' Gans verkaaft, oft zwoamol — dreimol aa, un'
Bier haben s' wieder g'soffen wie mm eh'. An de Sunntag
aber da war's gar aus, da war'n die Krüg' alleweil am Weg,
un' da haben s' g'soffen, daß s' allcmol sternhagl voll war'n.
Un' da draus erstecht mar, daß mar nix verred'n soll, oder
gar n' Verlöbniß machen, denn g'halten werd's doch nit, un'
wer a' Schlanke! is, der find't allemol a' Hinterthürl, wo er
wieder 'naus kann; nn' so is es vun jeher g'west, un' so werd's
bleiben aa, — un' wir machen's g'rad a' so, bis wir stoan-
alte Kerl sin', bis mir nimmer könna, un' die G'schicht vun I
selber aufhört.
Fliegende Gedanken.
Jene Hand, die da und dorthin
Süßlich grüßt, sie ist bedacht,
Daß sie hüben, so wie drüben
Schmeichelnd sich Vertrauen macht.
Aber just vor solchen Händen
Nimm mit Vorsicht dich in Acht:
Gar geschmeidig, haben oft sie
Einen — Dolchstoß beigebracht!
21 *
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„Wem' is 's freist'," sagt d' Waw'n, „aber von mir
aus. Du sollst's haben!"
Un' der Wast'l gibt ihr die zwoa Sechser un' sagt: „Heut
hätt' i' amal an gut'n Kaaf g'macht, — geh Waw'n, nimm
die zwoa Sechser un' laaf 'nauf zum ober'n Wirth un' hol' a'
Bier!"
Die Waw'n laßt si' dös nit zwoamnl sagen, nimmt 's
Geld un' zwoa Maaßkrüg un' holt 's Bier. Na — dös hat
'hna weiter nit g'schmeckt, nach dera lang'» Zeit, un' die zwoa
Blaaß Bier war'n weg, eh' mer sich umg'schaut hat, un' aus-
9'schleckt haben sie 's bis auf's lctzti Tröpf'l.
„Heut war's doch wieder amal a' Sunntag g'west!" haben
s' zu cinand' g'sagt, un' sin' nacher in's Bett 'ganga un'
haben g'schlafen wie die Ratzen.
Am andern Tag — es is no' nit Abend g'west — da
sagt die Waw'n: „Geh', Bauer, was thust Du mit der Gans?
i' kaaf' Dir's wieder ab."
„Wann Du sonst nix willst, die kannst leicht haben, — zwoa
Sechser kost' s'," sagt der Wast'l, „aber weil Du nacher heut so
an guten Kaaf g'macht hast, geh' nur glei' furt, un' hol' 's Bier."
So haben f wieder ang'fangt g'habt, un' alle Tag haben
s' anand' d' Gans verkaaft, oft zwoamol — dreimol aa, un'
Bier haben s' wieder g'soffen wie mm eh'. An de Sunntag
aber da war's gar aus, da war'n die Krüg' alleweil am Weg,
un' da haben s' g'soffen, daß s' allcmol sternhagl voll war'n.
Un' da draus erstecht mar, daß mar nix verred'n soll, oder
gar n' Verlöbniß machen, denn g'halten werd's doch nit, un'
wer a' Schlanke! is, der find't allemol a' Hinterthürl, wo er
wieder 'naus kann; nn' so is es vun jeher g'west, un' so werd's
bleiben aa, — un' wir machen's g'rad a' so, bis wir stoan-
alte Kerl sin', bis mir nimmer könna, un' die G'schicht vun I
selber aufhört.
Fliegende Gedanken.
Jene Hand, die da und dorthin
Süßlich grüßt, sie ist bedacht,
Daß sie hüben, so wie drüben
Schmeichelnd sich Vertrauen macht.
Aber just vor solchen Händen
Nimm mit Vorsicht dich in Acht:
Gar geschmeidig, haben oft sie
Einen — Dolchstoß beigebracht!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Gans"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)