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sich wahrscheinlich längere Frist aufhalten werde — und ab sie,
die Freimann, es nicht ungern sähe, falls er sich erlaube, öfter
zuzusprcchen ?"

Sagte die Freiiuanu: „Großgünstig, edelvestcr Herr Welser,
je öfter Ihr zusprecht, desto mehr Ehre erwachst mir, und ge-
reicht es mir zu größter Freude. Denn nichts bedünktc mich
Zeit meines Lebens besser, als grundweis' und erfahrener
Männer Nähe!"

Dachte der Welser: „Alle Wetter, das geht ja ganz gut,
und könntest es besser gar nicht verlangen!"

Wollte aber für dies; Mal nicht mehr sagen, als daß ihn
das Vertrauen sehr freue, und redete dann wieder so und so
vom Geschäft, auch von der ganzen Freimann Handelschaft.
Denn da ihm vorschwcbtc, er werde im Hause vielleicht bald
heimisch werden, lag ihm wohl daran, so viel als möglich
Kenntniß zu gewinnen. Da erfuhr er auch Manches — bis
die Rede auf die in der Schreibstube fiel und insbesondere ans
den Hundertpfnnd.

Als er von Dcni hörte und wie viel Vertraue» Der besitze,
sagte er: „Das ist mir lieb zu hören. Denn ich kannte seinen
Vater, der war ein Ehrenmann, und ob er auch nie reich war
und zuletzt durch Mißgeschick schier das Letzte verlor, hielt ich ihn
doch höher, als gar viele Andere! Wenn Ihr also nichts dagegen
habt, so wär's mir lieb, wenn ich ihn sähe. Denn ich möchte
ihm das selbst sagen. Eines Vaters Lob thut jedem Kind wohl."

Sagte die Freimann: „Das Wort ehrt Euch selbst, Herr
Welser, und ich will ihn sogleich zu uns rufen lassen. Ihr
aber, wenn er wieder fort ist, sprecht dann offen ans, wie er
Euch bedrückt!"

Und der Welser: „Das will ich wohl, denn was Ihr
sagt, ist mir Befehl!"

Drauf währte cs nicht lange, bis der Hundertpfund kam.

Der Welser sprach ihn allsofort ganz freundlich an, und
weil er dachte, er selbst sei bei der Freimann seiner Sache,
wenn nicht durchaus, doch so im Allgemeinen sicher, sagte er im
Verlauf: „Mein lieber, ehrcnvester Herr Hundertpfund, seid
guten Muthes, Euch ging's bis da nicht schlecht und wird es
inskünftig auch nicht schlecht ergehen! Ja. Denn Ihr steht
einem großen Geschäft tapfer vor und habt einer trefflichen
Herrin Wohlgesinntheit. Hm! Demnach habt in jeder Weise
guten Math — denn wer immer etwa meines verstorbenen
Freundes „Nachfolger" hie im Hause werden sollte — für Euch
ist gesorgt — hm, hm, hm!"

Diese Worte und die Bestimmtheit, mit ivelcher der Welser
von Augsburg sprach, war ein Donnerschlag für den Hundert-
Pfund. Denn er dachte, was dcr'Welscr dachte. Reinlich: „Hat
sic chcnd den alten Freimann angenommen und als Wittib die
Jüngeren ausgeschlagen, gibt sic jetzt wieder einem Alten die
Hand — und wer weiß, was da von Augsburg nach München
und von da hinüber schon geschrieben und verhandelt wurde!
Briefe gingen ab und kamen genug, und wenn es nicht gcradc-
weg aneinander ging, kann es durch die dritte Hand gegangen
sein — Vettern und Basen gibt cs genug in der Welt!"

So hatten ihm des Wclsers Worte zu tiefst die Seele er-

schüttert — und Ivie er schon so ziemlich scheu gekommen, ward
er zusehends immer noch scheuer, verließ ans der Freimann freund-
liches Geheiß die Stube in ganz wirren Gedanken, und nur
den einen wußte er vermeintlich ganz sicher: daß der Welser
ohne Zweifel bald sein Herr werde.

Der Frcimann aber war ans des Wclsers Worten und
seinem verschiedenen hm und hm hm auch Etwas und zwar ganz
bestimmt klar geworden. Reinlich: daß der alte Herr Welser
Absichten ans ihre Hand habe, und sie ihm möglichst bald einen
Strich durch seine Rechnung machen müsse, ohne ihn zu be-
leidigen. Wie das thun, erwog sic rasch, erinnerte sich dabei
ihrer eigenen Absicht ans den Hnudertpfund und ihres gefaßten
Entschlusses — und dachte so: „Das Beste ist das, du über-
läßt dem Welser die Frage an den Hundertpfund, dann bist
du aller Verlegenheit los und ledig und kömmt beim Ganzen
eines Anderen Glück zum Vorschein, wird er sich selbst zu be-
scheiden haben."

_ (Fortsetzung folgt.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Freimann und der Hundertpfund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Patriziat
Geschirr <Hausrat>
Kaufmann <Motiv>
Bediensteter
Dienerin <Motiv>
Kauffrau
Stuhl <Motiv>
Wappen <Motiv>
Tisch <Motiv>
Büste
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Katze <Motiv>
Geweih <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Heimliche Liebe

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Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1648, S. 59

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