Ein Traum.
geblieben, und von all' den Wandlungen, wie sie der Geburt
des großen Magisterinms vorangehcn sollen, war keine Spur
zu sehen. Da saßtc Doctor Schaufler das Gefäß und warf es
zu Boden und nun griff er zu den Büchern und . . . einen
Augenblick schwankte er. . . er wußte, wie cs um ihn stand,
daß Noth und Mangel im Hause sei, er konnte, wenn er jene
Bücher verkaufte, wohl eine Summe daraus lösen, die ihm für
mehrere Tage Brod verschaffte, aber es war nur ein kurzes
Schwanken. „Nein!" rief er, „ihr sollt nicht noch irgend einen
Anderen bethören und elend machen!" Und hastig ricß er
Blatt für Blatt heraus und zerriß die Blatter in Stücke und
verstreute sic ans den Boden.
*
Der Kranke in der Fischergassc war gestorben, Margarethe
aber genas, und Doctor Schaufler begann ein neues Leben.
Mühselig genug war der Anfang, es galt das verlorene Zu-
trauen wieder zu erringen; cs ging durch manche sorgenvolle
Tage, es gab manchen Kampf mit Mangel und Noch, aber
unermüdlich rang und kämpfte der Doctor. Und als nun aber-
mals das Jahr zu Ende ging, das so qualvoll für ihn be-
gonnen, konnte er ans dasselbe zurückblicken mit frohem Sinn.
Er hatte sich durchgerungen, ein spärlich Einkommen war
wieder gesichert, in vertrauensvoller Liebe blickte sein Weib, die
Mutter seiner Kinder, zu ihm auf, in kindlichem Zutrauen
hingen diese wieder an dem Vater. Der aber segnete den ent-
setzlichen Traum der Sylvesternacht, welcher ihn aus den Netzen
jenes blinden Wahnes befreit und ihn von demselben geheilt
hatte für immer.
Illustrationen zu deutschen Liedern.
Wo Kraft und Much in deutscher Seele flammen, — Fehlt nie das blanke Schwert beim Bcchcrklang" ec. rc.
Lohnender Verdienst. 163
„Na, Sepp, was verdienst denn Du jetzt bei den schlechten
Zeiten?" — „Was werd' ich verdienen? Nix!" - „Da
bin ich schon besser d'ran, ich verdien' das Doppelte!"
Ungleiche Brüder.
Vater: „Mau sollte nicht glauben, daß Glieder einer
Familie so ungleich sein können!" — Sohn: „Wieso?" —
Vater: „Du kannst nie genug kriegen, und Dein
Bruder hat immer zu viel!"
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geblieben, und von all' den Wandlungen, wie sie der Geburt
des großen Magisterinms vorangehcn sollen, war keine Spur
zu sehen. Da saßtc Doctor Schaufler das Gefäß und warf es
zu Boden und nun griff er zu den Büchern und . . . einen
Augenblick schwankte er. . . er wußte, wie cs um ihn stand,
daß Noth und Mangel im Hause sei, er konnte, wenn er jene
Bücher verkaufte, wohl eine Summe daraus lösen, die ihm für
mehrere Tage Brod verschaffte, aber es war nur ein kurzes
Schwanken. „Nein!" rief er, „ihr sollt nicht noch irgend einen
Anderen bethören und elend machen!" Und hastig ricß er
Blatt für Blatt heraus und zerriß die Blatter in Stücke und
verstreute sic ans den Boden.
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Der Kranke in der Fischergassc war gestorben, Margarethe
aber genas, und Doctor Schaufler begann ein neues Leben.
Mühselig genug war der Anfang, es galt das verlorene Zu-
trauen wieder zu erringen; cs ging durch manche sorgenvolle
Tage, es gab manchen Kampf mit Mangel und Noch, aber
unermüdlich rang und kämpfte der Doctor. Und als nun aber-
mals das Jahr zu Ende ging, das so qualvoll für ihn be-
gonnen, konnte er ans dasselbe zurückblicken mit frohem Sinn.
Er hatte sich durchgerungen, ein spärlich Einkommen war
wieder gesichert, in vertrauensvoller Liebe blickte sein Weib, die
Mutter seiner Kinder, zu ihm auf, in kindlichem Zutrauen
hingen diese wieder an dem Vater. Der aber segnete den ent-
setzlichen Traum der Sylvesternacht, welcher ihn aus den Netzen
jenes blinden Wahnes befreit und ihn von demselben geheilt
hatte für immer.
Illustrationen zu deutschen Liedern.
Wo Kraft und Much in deutscher Seele flammen, — Fehlt nie das blanke Schwert beim Bcchcrklang" ec. rc.
Lohnender Verdienst. 163
„Na, Sepp, was verdienst denn Du jetzt bei den schlechten
Zeiten?" — „Was werd' ich verdienen? Nix!" - „Da
bin ich schon besser d'ran, ich verdien' das Doppelte!"
Ungleiche Brüder.
Vater: „Mau sollte nicht glauben, daß Glieder einer
Familie so ungleich sein können!" — Sohn: „Wieso?" —
Vater: „Du kannst nie genug kriegen, und Dein
Bruder hat immer zu viel!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ungleiche Brüder" "Illustrationen zu deutschen Liedern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1661, S. 163
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg