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Wre es einem ehrlichen Manne gehen kann! I»»

nicht — es ward Morgen und es ward Tag, und noch saß
er in derselben Stellung — regungslos!

Um neun Uhr des Morgens trat der Büttel in das Ge-
fängniß. Georg bemerkte ihn nicht — dieser packte und
rüttelte ihn — da stürzte der Gemarterte von der Bank und
lag ohne Lebenszeichen am Boden! ■—

Auf die Anzeige dieses Vorfalls wurde der Gerichtsarzt
requirirt. Dieser, welcher in der Umgegend beschäftigt war,
erschien erst um zehn Uhr.

Georg lag also eine volle Stunde auf dem kalten Stein-
boden !

Der Arzt erklärte seine Krankheit für einen heftigen all-
gemeinen Blutandrang gegen das Gehirn, und befahl, ihn
in einer Sänfte nach Hause zu bringen.

Während man die Sänfte herbei holte, erschien Anton bei
dem Commissär, um über seinen Bruder Nachricht einzuziehen.

„Geht zum Vorstande!" brummte der Commissär.

Dieser antwortete ihm auf sein Befragen kurz: „Geht
zum Commissär!"

„Der hat mich eben hieher geschickt," bemerkte Anton
schüchtern.

„Nun zum Teufel! so geht zum Gerichtsdiener!" schrie
aufgebracht der Vorstand.

„Ist mein Bruder noch im Arrest?" frug er den Büttel.

„Gleich wird er heraufkommen!" war die Antwort.

Anton wartete nun vor dem Amthause auf besten An-
kunft, und erblickte die Sänfte, welche hineinge'bracht wurde,
ohne sich etwas dabei zu denken.

Nach kurzer Zeit kanr diese mit zugezogenem Vorhänge
wieder heraus, an ihm vorüber, und er schloß aus der An-
strengung der Träger, daß Jemand darin säße.

Gleich darauf frug er abermals den Büttel, ob denn sein
Bruder noch nicht bald käme?

„Schon fort!" schnauzte dieser ihn an, „dort könnt ihr
ihn sehen," auf die Sänfte deutend.

„Das — mein Bruder?" rief Anton erstaunt — „wa- ,
rum trägt man ihn?"

„Weil er krank ist."

Anton eilte der Sänfte nach, ließ die Träger halten,
öffnete, und erblickte schaudernd seinen todtblasten Bruder,
welcher mit geschlossenen Augen, fast ohne Athem zu holen,
und ohne Lebenszeichen darin lag!

„Das ist nimmer schön, einen armen Kerl so zu schlagen,
daß er fast auf dem Platze bleibt," bemerkte einer der Trä-
ger mitleidig. —

„Wie? — Wer hat ihn geschlagen?" stotterte Anton.

„Gestern Nachmittags erhielt er die Hiebe und so ist
der arme Kerl bis jetzt —"

Anton, ohne ihn weiter anzuhören, eilte zum Commissär:
„Sie haben meinen Bruder hauen lassen, daß er liegen ge-
blieben ist? — Wie können Sie das verantworten? — Was
hat mein Bruder begangen?"

„Willst du dein unverschämtes Maul halten?" donnerte
l der Commissär; „willst du, daß es dir auch so gehen soll?
He? — Wenn du dich übrigens beklagen willst — so geh' |
zum Herrn Vorstand, der hat ihn hauen lassen!" —

„Mein Bruder ist auf Ihren Befehl geschlagen worden?"
frug Anton den Vorstand. „Er ist todtkrank — welches
Unglück! Das hat noch gefehlt!"

„Er war straffällig," unterbrach ihn dieser — „übrigens
beschwert euch beim Gerichtsarzt, welcher ihn für sechs
Ruthenhiebe fähig erklärte. — Ueberdies wird der Doktor
noch heute zu euch ins Haus kommen."

Auf diese Erklärung eilte Anton nach Hause, und traf
nach zwölf Uhr dort ein. „Er kömmt!" rief er schon von
Weitem mit Thränen im Auge, „er kömmt!"

„Warum weinst du, was ist passirt?" riesen der Vater i
und Anna zugleich.

„Man — hat — ihn — geschlagen!" schluchzte Anton. —

„Geschlagen!" schrieen die Ersteren, „geschlagen?"

„Dort bringen sie ihn in der Sänfte!" bei diesen Wor-
ten näherte sich diese auch schon dem Hause. Mit zitternden
Händen öffnete sie der alte Vater und sein unglücklicher
Sohn stürzte ihm leblos in die Arme!"

Man brachte ihn schnell zu Bette, neben welchem jetzt
auch der greise Vater zusammensank und mit verhülltem
Antlitz am Boden lag.

„Guter Georg!" klagte er, „wie hast du das verdient?
Welcher Kummer drückt jetzt auf mein mit Ehren weiß ge-
wordenes Haupt!" So, weinend, stöhnend und jammernd
vergingen wieder zwei Stunden, während denen Anton, Anna
und Maria, welche sogleich herbeigeeilt war, vergeblich sich
bemühten, ihn zu beruhigen.

(Fortsetzung folgt.)

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wie es einem ehrlichen Manne gehen kann !"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gefangener <Motiv>
Schlaf <Motiv>
Haftraum
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 161, S. 131

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