180 Lenz-Betrachtung.
„Das is a' Kreuz! Jetzt kommt die böse Zeit wieder.
Wenn ma' sich nur a' bist im Wirthshaus verweilt, wird's
scho' Tag!" -
Energisches Mittel.
Ä HIER IST VORYU&LICHE
Auf der Vogelwiese steht unter den vielen Buden auch
eine, in welcher nur Gurkensalat bereitet wird. Ein Bieder-
mann läßt sich eine Portion geben, nimmt eine Butterbemme
aus der Tasche und kauft sich eine Flasche kohlensaures
Wasser dazu. „Nu, was hast denn Du da für ein eigen-
thümliches Frühstück!" ruft ihm ein vorübergehender Freund
Energisches Mittel.
zu. „Nu weeßte, wir haben gestern etwas stark gepietschelt,"
entgegnet jener; „das Bier schmeckte so schcene und da ist's mir
heute gar nicht so recht hibsch!"
Sprachliche Gedankensplitter.
Wie eigenthümlich ist doch zuweilen unsere Sprache?! Wenn
Einer noch so müde ist, so muß er erst noch zur Ruhe gehen.
Einem Redner, welcher zu lange spricht, muthet man zu, er
solle ab brechen und einem Schreiber hin und wieder, er soll
etwas fortlaufend schreiben. Von den jungen Leuten verlangt
nian, daß sie sich tüchtig in's Zeug werfen, damit sic nicht Ge-
fahr laufen, sitzen zu bleiben. „Schlage Dir das Mädchen
aus dem Kopf!" — welch' grausame Procedur! und wie über-
flüssig, wenn dem jungen Manne das Mädchen in's Herz ge-
wachsen ist. „Fahren Sie fort!" sagt der Professor im
Examen zu einem Schüler, der froh wäre, wenn er nur gehen
dürfte, und muthet ihm zu, wenn er etwas nicht sicht, sich
etwas Aehnliches vorzustellen, was natürlich nur die Wirk-
ung haben kann, daß er erst recht nichts sicht. „Halten
Sie das Maul!" ruft erzürnt der Korporal dem Manne zu,
der schon die eine Hand am Mützenschirm und mit der andern
den Säbel halten muß, und Mancher versichert seinen Nächsten
der tiefsten Hochachtung. Ew. Wohlgeboren schreiben wir
auch an den verkrüppeltsten Menschen, und führen mitten im Sommer
Manchen auf's Eis. „Ehe ich mich über die Welt verbreite,
wollen wir die Sonne näher in's Auge fassen!" sagt ein dün-
ner, schmaler Professor, dessen kleine Augen noch dazu Brillengläser
bedecken, und ein Anderer, der an der Gicht leidet, macht tu
der Geschichte einen Sprung von Karl dem Großen bis in
die neueste Zeit. „Morgen nehmen wir die Türkei!" sagt
der Lehrer der Geographie, und einer seiner Schüler, der seine
Aufgabe nicht ganz gelernt hat, entschuldigt sich, daß er nur
bis zum Nordpol gekommen sei. ». Miris.
Schicksals-Tücke.
„Das is a' Kreuz! Jetzt kommt die böse Zeit wieder.
Wenn ma' sich nur a' bist im Wirthshaus verweilt, wird's
scho' Tag!" -
Energisches Mittel.
Ä HIER IST VORYU&LICHE
Auf der Vogelwiese steht unter den vielen Buden auch
eine, in welcher nur Gurkensalat bereitet wird. Ein Bieder-
mann läßt sich eine Portion geben, nimmt eine Butterbemme
aus der Tasche und kauft sich eine Flasche kohlensaures
Wasser dazu. „Nu, was hast denn Du da für ein eigen-
thümliches Frühstück!" ruft ihm ein vorübergehender Freund
Energisches Mittel.
zu. „Nu weeßte, wir haben gestern etwas stark gepietschelt,"
entgegnet jener; „das Bier schmeckte so schcene und da ist's mir
heute gar nicht so recht hibsch!"
Sprachliche Gedankensplitter.
Wie eigenthümlich ist doch zuweilen unsere Sprache?! Wenn
Einer noch so müde ist, so muß er erst noch zur Ruhe gehen.
Einem Redner, welcher zu lange spricht, muthet man zu, er
solle ab brechen und einem Schreiber hin und wieder, er soll
etwas fortlaufend schreiben. Von den jungen Leuten verlangt
nian, daß sie sich tüchtig in's Zeug werfen, damit sic nicht Ge-
fahr laufen, sitzen zu bleiben. „Schlage Dir das Mädchen
aus dem Kopf!" — welch' grausame Procedur! und wie über-
flüssig, wenn dem jungen Manne das Mädchen in's Herz ge-
wachsen ist. „Fahren Sie fort!" sagt der Professor im
Examen zu einem Schüler, der froh wäre, wenn er nur gehen
dürfte, und muthet ihm zu, wenn er etwas nicht sicht, sich
etwas Aehnliches vorzustellen, was natürlich nur die Wirk-
ung haben kann, daß er erst recht nichts sicht. „Halten
Sie das Maul!" ruft erzürnt der Korporal dem Manne zu,
der schon die eine Hand am Mützenschirm und mit der andern
den Säbel halten muß, und Mancher versichert seinen Nächsten
der tiefsten Hochachtung. Ew. Wohlgeboren schreiben wir
auch an den verkrüppeltsten Menschen, und führen mitten im Sommer
Manchen auf's Eis. „Ehe ich mich über die Welt verbreite,
wollen wir die Sonne näher in's Auge fassen!" sagt ein dün-
ner, schmaler Professor, dessen kleine Augen noch dazu Brillengläser
bedecken, und ein Anderer, der an der Gicht leidet, macht tu
der Geschichte einen Sprung von Karl dem Großen bis in
die neueste Zeit. „Morgen nehmen wir die Türkei!" sagt
der Lehrer der Geographie, und einer seiner Schüler, der seine
Aufgabe nicht ganz gelernt hat, entschuldigt sich, daß er nur
bis zum Nordpol gekommen sei. ». Miris.
Schicksals-Tücke.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lenz-Betrachtung" "Energisches Mittel" "Schicksals-Tücke"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 72.1880, Nr. 1819, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg