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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Jolles, André: Die ägyptisch-mykenischen Prunkgefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0221
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A. Jolles, Die ägyptisch-mykenischen. Prunkgefäße.

209


Abb. 1 = Schäfer, Abb. 4; Thutmosis IV.


Abb. 2 = Sch. 3.

DIE ÄGYPTISCH-MYKENISCHEN PRUNKGEFÄSSE.
Bunte Darstellungen in ägyptischen Wandmalereien führen uns bekanntlich
eine Reihe prachtvoller, einst aus Gold oder Silber hergestellter Gefäße vor, ohne
daß uns bisher der antike Boden Ägyptens ein Exemplar davon im Originale
beschert hätte. Man hat die Gefäße nach den Malereien verschieden beurteilt und
ist noch nicht einig darüber, wie sie in Wirklichkeit ausgesehen haben mögen.
Diese Frage soll hier einmal in größerem Zusammenhänge untersucht werden,
indem ich dabei nicht nur die verschiedenen Möglichkeiten, in altägyptischer
Zeichnung Vasen darzustellen, berücksichtige, sondern auch die ähnlichen, z. T.
ebenfalls aus Edelmetall hergestellten Gefäße, die uns die mykenischen Gräber
in Griechenland und auf den Inseln geliefert haben, zum Vergleich heranziehe.
Die Untersuchung wird uns bald von selbst auch dazu zwingen, einerseits gewissen
Gefäßformen bis in die prähistorischen Kulturen nachzuspüren, andererseits ihre
Entwicklung bis mitten in die klassische Kunst hinein zu verfolgen.
Im XXXI. Bande der Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde
(Leipzig 1893) hat L. Borchardt versucht, gewisse Eigenheiten der ägyptischen
Darstellungsweise folgendermaßen zu charakterisieren: »Die ägyptischen Künstler
brachten die Gegenstände, welche sie abbildeten, nicht so zur Darstellung, wie sie
dieselben sahen. Sie stellten vielmehr aus Unvermögen, die richtigen perspek-
tivischen Verkürzungen wiederzugeben, die Gegenstände so dar, daß sich zwar eine
einheitliche Ansicht ergab, da alle von dem angenommenen Standpunkte aus sicht-
baren Teile wiedergegeben wurden; diese Teile selbst wurden so abgebildet, wie
sie sich am charakteristischsten darstellen ließen. Jede Ansicht ist aus einer ganzen
Reihe besonders prägnanter, untereinander aber nicht in Einklang stehender Teil-
ansichten zusammengesetzt.«
Es kann vorläufig dahingestellt bleiben, ob wirklich nur das »Unvermögen,
die richtigen perspektivischen Verkürzungen wiederzugeben,« die ägyptischen
Künstler veranlaßt hat, einige Jahrtausende hindurch dieser Art der Darstellung
 
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