Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

DOI Artikel:
Kropatscheck, Gerhard: Mörserkeulen und Pila Muralia, [2]: Nachtrag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0191
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Mörserkeule von der Altenburg.

MÖRSERKEULEN UND PILA MURALIA.

NACHTRAG.
Zu dem in diesem Jahrbuch S. 79 ff. veröffentlichten Aufsatz seien noch
einige ergänzende Bemerkungen hinzugefügt und ein paar Fragen, die sich nach-
träglich erhoben, beantwortet.
1. Zunächst muß ich kurz auf einen neuen Erklärungsversuch von Professor
P. Eickhoff eingehen, der'die Oberadener Hölzer zwar auch als Waffen erklärt,
aber in ihnen eine gallische Waffe, das verrutum Cäsars, erkennen will1). Er
beruft sich dabei auf eine in Dechelettes Buch über die Grabungen von Bibrakte
abgebildete Aeduermünze2), auf der vor dem behelmten Kopf etwas dargestellt
sei, das den Oberadener Stücken sehr ähnlich sehe. Nun ist es schon an und für
sich selbst bei guten Prägungen sehr schwierig, kleine Münzdarstellungen sicher zu
erklären, ganz besonders gilt dies aber von den gallischen Münzen, deren Prägungen
oft sehr bedeutend voneinander abweichen. Die Ähnlichkeit des merkwürdigen
Gegenstandes auf der von Dechelette publizierten Münze mit den Oberadener
Waffen war in der Tat zunächst recht auffallend. Ein Vergleich mit einer anderen
Abbildung derselben Aeduerprägung3) zeigte indes bald, daß hier zwei Keulen
dargestellt sind, die nicht miteinander durch einen dünnen Steg verbunden sind,
sondern vielmehr deutlich einen Zwischenraum zwischen sich haben. Damit ist
natürlich Eickhoffs Kombination ebenso wie der Versuch, das gallische verrutum zu
identifizieren, von dem wir nichts außer dem Namen wissen, hinfällig geworden.
Mehrfach ist gefragt worden, wie die Anspitzung beider Enden, die bei
einer Wurfwaffe zwecklos schien, zu erklären sei. Die Antwort ergibt sich ein-
fach durch die Entwicklung der Holzwaffe. Diese Holzwaffen dienten zuerst als
Stoßwaffen. Neben der äußeren Ähnlichkeit erklärt auch dieser Umstand noch
mehr, daß man der Waffe den Namen pilum, Mörserkeule, gab. Die beiden

p Rheinisch-westfälische Zeitung Nr. 428 vom
19. April 1908. Bericht über die Fortschritte
der römisch-germanischen Forschung 1906/07,
S. 160.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIII.

») Dechelette, Les fouilles du Mont Beuvray,
Paris 1904, Taf. 13, 8.
3) Bei de la Tour, Atlas de monnaies gauloises,
Paris 1892, Taf. 16 Nr. 5093.
 
Annotationen