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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Kropatscheck, Gerhard: Mörserkeulen und Pila Muralia
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Pernice, Erich: Zum Diskoswurf
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0104
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E. Pernice, Zum Diskoswurf.

alte Holzwaffe, die ihren Namen »Mörserkeule« (pilum) längst mit Recht trug.
Das Wesentliche der Eisenwaffe, ihre lange Eisenklinge, wurde durch den Namen
nicht berührt. Unter dem Namen »pilum«, den sie von der alten Waffe übernahm,
hielt die neue Waffe ihren Siegeszug durch die Welt bei den Römern. Der Name
bürgerte sich schließlich für sie so sehr ein, daß man später, als man vielleicht
den Zusammenhang des Eisenpilums mit der Mörserkeule nicht mehr so deutlich
sah, das alte Pilum, das immer seltener gebraucht wurde, durch das Beiwort
»murale« unterschied. Im Notfall griff man aber immer wieder trotz der inzwischen
eingeführten Lagergeschütze, von denen auch in Oberaden Teile gefunden sind,
im Mauer- und Lagerkampf auf die einfache, praktische alte Waffe zurück, die
sich so leicht herstellen ließ. So sind auch in augusteischer Zeit die Oberadener
Hölzer noch zur Verteidigung des hart bedrängten Lagers in Gebrauch gewesen:
es sind Beispiele der Waffe, die den Namen pilum zuerst, und zwar noch mit
vollem Recht und jedem verständlich, trug, pila muralia.

Frankfurt a. M. und Trier, März 1908.

G. Kropatscheck.

ZUM DISKOSWURF.
Die Frage nach dem Verlauf des Diskoswurfs ist nach Six, Kietz1) und Jüthner2)
von E. Norman Gardiner wieder aufgenommen worden. Seine Abhandlung^) be-
zeichnet den früheren Arbeiten gegenüber einen wesentlichen Fortschritt. Als eine
Ergänzung zu seinen Ausführungen mögen die folgenden Bemerl angen betrachtet
werden, die von der Erklärung einiger bisher nicht beachteter Vasenbilder ausgehen.
Es handelt sich einmal um den Standort des Diskoswerfers. Die ältere Ver-
mutung, daß der Diskoswerfer auf einem erhöhten Erdaufwurf, der Balbis, gestanden
habe, ist, nachdem sie zuletzt noch von Kietz a. a. O. 23 vorgetragen wurde, durch
Jüthner im Eranos Vindobonensis 310 beseitigt worden^). Sie beruhte auf dem
Kayser’schen Text der berühmten Philostratstelle stx. I, 24, die ich der Bequemlichkeit
halber noch einmal nach der besten Überlieferung hersetze: ßaXßk Staxs/copta-catS)
p.txpa xat arco/ptnoa svt sötGjtl st p.7] to xaroirtv xat to 8e£iov axsXo«; avs/ooca trpavfj xa
ejj.'itpoci&sv xat xoutptCooaa Haxspov xotv GxeXotv oypv] (juvavairaXXsciDat xat Gop-Kopsusshat x^
os£ta d. h. »eine Balbis ist abgegrenzt, klein und genügend für einen stehenden, nur

■) Six, Gaz. arch. 1888, 291 ff. Kietz, Agonistische
Studien I, München 1892.
2) Über antike Turngeräte. Abhdlgn. d. arch.-epigr.
SeminarsXII,Wien 1896, i8ff. Derselbe,Gymnas-
tisches zu Philostratos Eikones im Eranos Vin-
dobonensis 310.
3) Journal of hellenic studies XXVII 1907, 1-—36.

4) In der weitverbreiteten letzten Auflage von Guhl
und Koner, Leben der Griechen und Römer
S. 371 steht sie noch.
5) Die schlechtere Lesart StaxeycoG-ai hat die Erklä-
rung von ßaXßk als Erdaufschüttung hervor-
gerufen.
 
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