Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

DOI Artikel:
Kropatscheck, Gerhard: Mörserkeulen und Pila Muralia
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0089
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MÖRSERKEULEN UND PILA MURALIA.
Hierzu Tafel 2.
i. Zu den wertvollsten Funden der Ausgrabungen im augusteischen Legions-
lager Oberaden bei Lünen a. d. Lippe, die von der römisch-germanischen
Kommission des archäologischen Instituts und der Stadt Dortmund gemeinsam
seit zwei Jahren vorgenommen werden1), gehören die zahlreichen Holzfunde, die
aus dem Moorboden des Lagergrabens an der Nordwestseite gehoben werden
konnten. Unter ihnen verdienen besondere Beachtung über dreihundert 1,50 m
bis 2 m lange Hölzer, die an beiden Seiten zugespitzt sind. Die besten unter
ihnen sind sehr sorgfältig vierkantig behauen, andere roher gearbeitet, fast rund.
In der Mitte sind sie alle verdünnt und wie zu einem Handgriff, meist rund,
geformt. Bei allen fehlt auch die geringste Metallspur. Die besten unter ihnen
tragen neben dem Handgriff Inschriften, die Centurien, nicht einzelne Soldaten,
als Eigentümer nennen3).
Da die Hölzer schon mehrfach in der Literatur erwähnt wurden, ohne daß
eine Abbildung davon vorlag, die Beschreibung aber nicht ausreicht, um eine
deutliche Vorstellung von der Gestalt der Hölzer zu geben, hat der Direktor des
Dortmunder Museums, Herr Baum, die Publikation einiger besonders typischer
Stücke in dieser Zeitschrift gestattet, die auf Taf. 2 vereint sind3).
Wir bilden von den feineren und roher gearbeiteten je sechs Hölzer ab.
Der Handgriff ist bei den sorgfältig bearbeiteten von verschiedener Länge und Aus-
arbeitung; auch die Länge des ganzen Holzes schwankt bedeutend. Noch deut-
licher ist diese Abweichung in der Länge bei den roher gearbeiteten Hölzern.
Der Handgriff ist hier durch einfache Verdünnung des Holzes manchmal nur eben
angedeutet. Die Dicke ist sehr verschieden; auch das Holz ist bald Kern-, bald
Splintholz, wie man schon aus dem verschiedenen Erhaltungszustand auf den
Abbildungen erkennt. Trotz dieser Abweichungen in der äußeren Form zeigen

’•) Vgl. darüber den vorläufigen Bericht im Korre-
spondenzblatt der Westd. Zeitschr. f. Gesch. u.
Kunst 1907, Nr. 60.
2) Vgl. Korrbl. d. Westd. Z. a. a. O. und Nr. 53;
Römisch-germanisches Korrbl. 1908, 7 f. Die
Namen der Centurionen sind alle gut lateinisch,
wie z.B. Camillus, Campanus, Pomponius, Tuscus
usw. Nur bei wenigen ist auch die Cohorten-
zahl angegeben, und zwar die fünfte; bei anderen
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIII.

steht nur der Buchstabe B als Centurien-
bezeichnung. Historisch bedeutsam ist das
Überwiegen der cognomina in dieser Zeit unter
den Centurionennamen.
3) Es sei ihm für diese Erlaubnis auch an dieser
Stelle bestens gedankt. Der späteren Bearbeitung
mit Angabe der genauen Maße, der Inschriften
und des Fundortes soll dadurch in keiner Weise
vorgegriffen werden.
6 '
 
Annotationen