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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Sauer, Bruno: Die Marsyasgruppe des Myron
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Thiersch, Hermann: Lysipps Alexander mit der Lanze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0172
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IÖ2

H. Thiersch, Lysipps Alexander mit der Lanze.

dazu kennen wir die innere Entwickelung des Meisters noch nicht genau genug.
Nur als meine persönliche Auffassung kann ich es aussprechen, daß zu den leisen
Nachklängen altertümlicher Strenge, die in den gesicherten Linien des Aufbaus
und in den Formen des Gewandes und der Körper sich vernehmen lassen, jene
flache Komposition besser paßt als die konkave.
Auf eines aber weise ich mit besonderer Genugtuung hin. Nach unseren
Abbildungen Fig. 6 und 7, die Marsyas- und Athenakopf in gleichem Maßstab neben-
einander stellten, sollte man es kaum für möglich halten, daß diese beiden Köpfe,
in eine Gruppe eingesetzt, zu harmonischer Wirkung kommen könnten. Die
Rekonstruktion schlägt jeden Zweifel nieder. Und geht man von ihr aus: sieht
man es diesen Köpfen, diesen Gestalten an, daß sie im Maß so stark voneinander
abweichen? Exakte Messung bringt schnell Klarheit; aber das fühlende Auge be-
hauptet sein Recht. Ein anscheinend unlösbares Problem ist hier groß und naiv
erfaßt und seine überzeugende Lösung geglückt. Nur einem der größten Meister
konnte solch ein Wurf gelingen.
Gießen. B. Sauer.

LYSIPPS ALEXANDER MIT DER LANZE.

Unter den prachtvollen Goldmedaillons aus Abukir1) ist keines von so
unmittelbar packender Kraft wie das mit dem Brustbild Alexanders in Vorderansicht
(Taf. II, C). Dies Stück war unter allen Überraschungen, die der Fund brachte,
die größte. Es ist die machtvollste und bedeutendste Darstellung Alexanders,
die wir überhaupt kennen. Mit Recht nennt Drossel (S. 95) dies Bild »völlig neu«.
»Kein menschliches Bildnis ist uns auf den Tausenden von antiken Münzen und
geschnittenen Steinen erhalten, das in der Auffassung und Schilderung der
Persönlichkeit mit diesem verglichen werden könnte. — Es gibt wohl kein Bildnis,
das uns durch so ergreifende Formen und in so lebendigem Vortrag die Größe
und Bedeutung der dargestellten Person empfinden ließe.«
Wie das neue Bild den überlieferten, für Alexander charakteristischen
Zügen im allgemeinen entspricht, hat Dressel S. 27 ausgeführt. Er deutet es
als eine Apotheose des Helden. Nicht der lebende König sei dargestellt,
sondern »der in feierlicher Haltung ausruhende Olympier« (S. 26, 28). Dressel
betont diese Auffassung des vergötterten Helden besonders gegenüber Mowat, der
Alexander im Kampfgewühl unaufhaltsam vordringend, nicht achtend des im Dahin-
stürmen verlorenen Helmes, zu sehen glaubte, ganz wie auf dem bekannten Mosaik.
Mit der Feststellung, daß das wunderbare Bild auf ein Original hellenistischer Zeit

’) H. Dressel, Fünf Goldmedaillons aus dem Funde
von Abukir, Abh. der Berliner Akademie 1906.
Die Cliches zu den Abb. 1 und 2 (= a. a. O.

S. 68) sind uns von ihm freundlichst zur Ver-
fügung gestellt worden.
 
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