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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Sauer, Bruno: Nike in den Parthenongiebeln
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Pernice, Erich: Der Dreifuss "aus dem Isistempel" in Pompeji
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0117
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E. Pernice, Der Dreifuß »aus dem Isistempel« in Pompeji.

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die jetzt schon mit Mühe hineinkomponierte Nike sich nicht mehr frei bewegen kann.
Hier gibt es nur ein Entweder — Oder. Entweder errichtet man in dem gegebenen
tiefen Loch die unentbehrliche Lanze, oder man erfindet ohne allen äußeren
Anhalt eine keineswegs unentbehrliche Nike. Ich hoffe, die Standspuren der
Parthenongiebel haben sich im Laufe der Jahre so viel Vertrauen verdient, daß
man die erstere Möglichkeit ernster nehmen wird als die letztere.
Das Ergebnis dieser Untersuchung ist, daß im Westgiebel die in der Mitte
schwebende Nike unmöglich, im Ostgiebel höchst unwahrscheinlich ist. Das
mußte schnell ausgesprochen werden, damit der Glaube an diese aus ästhetischem
Bedürfnis geschaffene Gestalt nicht Zeit findet, festere Wurzeln zu schlagen. Von
eigenen ästhetischen Bedenken gegen diese Schöpfung schweige ich ganz; ich
werde sie gern fallen lassen, wenn man mit besseren Gründen die Existenz jener
schwebenden Siegesgöttinnen beweist.
Gießen. B. Sauer.

DER DREIFUSS »AUS DEM ISISTEMPEL« IN
POMPEJI.
Der umstehend abgebildete, angeblich aus dem Isistempel1) in Pompeji stam-
mende Dreifuß im Museo nazionale zu Neapel gehört, wie jedermann bekannt ist,
zu den am meisten bewunderten und in Nachbildungen überall verbreiteten dekora-
tiven Bronzearbeiten des Altertums. Man kann verstehen, daß der starke Eindruck
des in der Tat mit wunderbarer Vornehmheit gearbeiteten Untersatzes den Sinn
für den Zusammenhang des Ganzen abgelenkt hat, und man muß annehmen, daß
aus diesem Grunde auch eine eingehende Untersuchung des Kunstwerkes unterblieben
ist. Denn sonst würde längst die kleine Beobachtung gemacht worden sein, die
in den folgenden Zeilen vorgelegt werden soll, nämlich, daß dieser Dreifuß, nicht
zu seinem und seiner Bewunderer Ruhme, ein antiker Pasticcio ist, insofern, als
die ganze obere mit Girlanden und Bukranien verzierte Wanne mitsamt ihrem Auf-
lager nicht ursprünglich zu den Stützen gehört.
Auffallen muß zunächst, daß das Ornament des Einsatzes weder in seiner An-
ordnung auf den Untersatz berechnet ist, noch auch seinem Stil nach mit dem
Schmuck der Füße zusammengeht. An dem oberen Teil der Füße, wo die Blüten

’) Daß der Dreifuß nicht aus dem Isistempel
stammt, sondern wahrscheinlich aus Herculanum,
ist bei Mau, Pompeji in Leben und Kunst,
ausgesprochen. Bestimmt überliefert ist die Pro-
venienz nicht, aber daß er nicht aus dem Isis-
tempel stammt, ergibt sich, wie Mau mir
überzeugend Vorhalt, daraus, daß in den

den Isistempel betreffenden, sehr vollständigen
Berichten nichts davon vorkommt. Die Angabe
von Herculanum als Fundort beruht darauf, daß
dies die jetzt in Neapel herrschende Meinung
ist — eine Sicherheit ist hierfür nicht zu ge-
winnen.
 
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