Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: C. R. Ashbee und die "Guild of Handicraft"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0116

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(59- Geschnitzter Fries (vgl. Abb. (75).

<C. (R* Asßöee UN- die ^Suikd of
Han-Lcrast"?)

(Von lKerkepsch-(Vakendäs.

»läßlich der Begegnung mit einem
Bekannten, der auf dem Gebiete
der angewatidten Aunst sich hohen
Ansehens erfreut, frag mich der-
selbe: „Nun, Sie sind längere

Zeit in England gewesen? Haben
Sk denn dort überhaupt etwas Neues zu sehen be-
kommen? Schlägt man das Studio auf, so be-
gegnet man immer wieder Dingen, die man ähnlich
schon mehr als einmal gesehen hat. Nur scheint
die Leute sind stehen geblieben!" „Das ist vielleicht
gerade ihre starke Seite", war »reine Erwiderung.
„Die urteilsicheren Engländer bringen nicht zu jeder
Saison etwas Neues. Zin übrigen gibt's dort
mancherlei, von dem wir noch recht viel lernen
können." Die Unterhaltung bewies mir, wie un-
richtig es ist, die Verhältnisse eines anderen Landes
nach denen des eigenen zu beurteilen und dabei
völlig zu übersehen, daß nicht der Einsall des Ein-

’) Die diesem Aufsatz beiaegebenen Abbildungen solle»
sowohl von dem Sitz als von dem Schaffen der von L R.
Ashbee geleiteten „Guild of ljandicraft" eine Vorstellung geben,
ohne daß in dem Aufsatz im Einzelnen auf sie Bezug genommen
worden ist. — Die Nummern (59 und \70—19s entstammen
den Katalogen der „Guild os lfaudierast"; soweit Einzelnes
auf Ashbees persönliche Tätigkeit zurückgefizhrt werden konnie,
ist dies im Tertunterdruck bemerkt. Die Abb. zso->L9 stellen
teils ältere, teils neuere Bauten in Lampden (dem Sitz der
„Guild of kfandicraft") dar und sind nach Berlepschs Griginal-
Zeichnungen gefertigt.

zelnen die Zeitrichtung bestimmt, daß vielmehr auch
hier das Wort gilt: „Du glaubst zu schieben und

du wirst geschoben." Angewandte Uunst steht in:
engsten Zusammenhänge mit den sozialen Verhält-
nissen eines Landes. Ulenschen, deren Arbeitsresul-
tate Hand in Hand gehen mit ihrer sozialreforma-
torischen Tätigkeit, geraten aus andere Geleise als
diejenigen, die im Atelier über der Lösung ihrer
Aufgaben sitzen und sich im übrigen uin soziale
fragen möglichst wenig bekümmern in der sicheren
Voraussetzung, daß die gesetzgeberische Tätigkeit der
Behörden und Volksvertretungen in dieser Richtung
vollauf genüge. Gerade darin liegt der große Unter-
schied zwischen England und z. B. Deutschland.
Während dort der Staat sich um sehr viele, äußerst
wichtige Interim gar nicht oder nur gezwungener-
maßen bekümmert, das Eintreten der Persönlichkeit
dagegen in kraftvollster, erfolgreichster Weise sich
überall bemerkbar macht, bilden in Deutschland
die gleichen oder verwandte Arbeitsgebiete in aller-
erster Linie das Pensum derer, die, als Teile des
großen staatlichen Mechanismus funktionierend, alle
persönlichen Regungen den: Gebote der obersten,
entscheidenden Instanzen gegenüber hintanstellen müssen.
Das Verhältnis der „gebildeten" Welt zuin Arbeiter,
der „oberen Gesellschaftsschichten" zu den „unteren" ist
infolgedessen in den beiden Ländern ein grundver-
schiedenes. Während in Deutschland die beklagens-
werte Trennung der gesellschaftlichen Volksschichten
immer schärfere formen annimmt, das gegenseitige
Verstehen zwischen „oben" und „unten" dem Nullpunkt
nahe ist und damit die Gegensätzlichkeit selbstverständ-
lichcrweise inuner stärker zugespitzt, das summarische
staatliche Wohlwollen von den unteren Ständen teil-
weise geradezu verworfen wird, haben in England

Aunft und Handwerk. 58. Iahrg. Heft 4.
 
Annotationen