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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Die Ausstellung "München 1908", [2]: die Repräsentationsräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0338

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55^. („München 1908.") Vom Fries am Theater der „Schwabinger Schattenspiele" im Vergnügungspark;

von Fritz Alee.

Die

AueskeKunH „Müneßen 1906".

(Fortsetzung.)

Die Repräseiirationsräume.

nbeschränkte Lichtfülle und weitest-
gehende Lllbogenfreiheit waren
die Hauptforderungen, die — ab-
gesehen von den landwirtschaft-
lichen Hallen — bei Errichtung
der ständigen Ausstellungshallen
erhoben werden mußten. Beengende Stützensysteme
waren tunlichst zu vermeiden, dainit man unbehindert
über die Bodenfläche verfügen, den Raum nach Be-
lieben teilen konnte.

Bon dieser Verfügungsfreiheit ist auch bei dieser
Gelegenheit ausgiebigster Gebrauch gemacht worden.
3«, wer etwa in dem vielgestaltigen Labyrinth der
Halle I gehorsam die Spur der Führungslinie des
Katalogs verfolgt, gewahrt fast gar nicht, daß dieses
Chaos kleiner und kleinster Gemächer durchzogen ist
von einer Folge großer, bedeutsamer Räume, die
längs der Hauptachse liegen und die gewissermaßen
das Rückgrat zwischen den Eingeweiden dieses Riesen-
leibes bilden.

Drei Räume von Richard Berndl machen den
Anfang. Von der Vorhalle her gelangt man durch
die quer liegende Wandelhalle, die mit Bronzebüsten
und einen: allerliebsten Elefantenpärchen ausge-
stattet ist, in die Ehrenhalle des Prinzregenten, dessen
Reliefporträt (von Beruh. Bleecker) die Rückwand
schmückt. Es ist ein aus dem Quadrat entwickelter
Zentralbau: in den abgeschrägten Ecken — zwischen
dorischen Säulen — große Nischen mit herkulischen
Barockgestalten (von Karl Ebbinghaus), — darüber
ein Klostergewölbe mit Oberlicht. Die farbige Be-

handlung ist eine sehr einfache: Zm Ganzen herrscht
der rötlich graue Grundton, der schon in den Vor-
räumen angestimmt worden, an Gesimsen, Geräten rc.
belebt durch schwarzblau, dunkelgelb, spangrün. Die
füllenden Wandflächen schwarzblau wie die Por-
tieren ; die Nischen rot grundiert, die Figuren selbst
mit dunkler Bronzepatina.

hinter diesem feierlich ernsten, oder — je nach
ber Beleuchtung — düster schwermütigen Raum
empfängt uns ein freundlicher, blumenbelebter Hof
(von Paul pfann), begleitet von Bogenhallen, —
hi der Witte ein köstlicher Tritonenbrunnen von A.
v. hildebrand (Abguß). Schade, daß dem Hof die
Wandbänke fehlen und daß statt des blauen Himmels
das eiserne Dachgerippe auf uns uiederschaut!

Ein weites Portal geleitet zu eineni querliegenden
Saal, in dessen graublau bezogenen Nischen weiß
lackierte Glasschränke verschiedenartige z. E. höchst-
persönliche, kunstgewerbliche Kleinarbeiten zu intimer
Betrachtung aufgestellt sind — und weiterhin zu
L. Bernheimers vornehm dekorativer Empfangs-
halle, die sich auch ohne die ausdrückliche Bezeich-
nung „mittelalterlich" ausnimmt, wie ein wieder-
erstandener Ahnherr, der es gewohnt ist, mit pathe-
tischer Gebärde Huldigungen zu erwarten und — zu
empfangen, und in dessen Hause es — gleichviel ob
es sich um neue oder alte Kunst handelt — nie an
Geschmack und Verständnis gefehlt hat. And der
Eindruck, den diese Halle schon durch ihre kräftigen
Farben macht, ist so nachhaltig, daß er den viel
niedrigeren, ganz in weiß gehaltenen Keramiksaal,
der nach einem kurzen gartenartigen Zwischenglied
den Schlußpunkt dieser Reihe bildet, nicht zur Wir-
kung kommen läßt.

Abgesehen von den schon erwähnten Werken
an und in der Hauptrestauration sind bei den übrigen
mehr oder weniger der Repräsentation dienenden

Kunst und Handwerk. 5S. Iadrg. Heft 11.

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