Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 9.1895-1896

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11730#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
den und interessreren mehr kunst- und kuttnrgeschichtlich,
als rein durch ihren Kunstwert an sich. Aber jung wie
am ersten Tage, jung und herrlich steht alles da, was die
deutsche Romantik Schwind cingegeben bat: hat einer
daran noch heute nicht seine satte Freude, so liegts an ihm
selber, so ist er alt geboren. Die vorliegende Mappe ent-
hält auch von diesem Besten aus dem Guten Vieles.

Verimscbtes.

* Literatur.

Lrockbaus' Ronversations-Lerikou. Vierzehnte
vollständig neu bearbeitete Auslage in 16 Bänden. (Leipzig,
F. A. Vrockhaus; jeder Band geb. Mk. to.—)

Als ich nlich zuerst mit der neuen Auflage, der Ju-
bilüumsausgabe dieses Riesenwerkes beschästigte, lockte es
lnich, den Lesern des Kunstwarts einmal in einem ein-
gehenden Aufsatze darüber zu sprechen, was eigentlich das
Haus Brockhaus in einem Jahrhundert durch dieses Werk
für die deutsche Bildung geleistet hat, lvie seine grötzte
Buch-Schöpfung ward und sich ünderte, und welche weitere
Entwicklung ihr und uns etwa zu wünschen iväre. Aber
je mehr ich mich in die Sache vertiefte, je mehr mutzte ich
einsehen, datz eine solche Arbeit weit über die Verhältnisse
des Kunstwarts hinauswachsen würde, iil räumlicherBe-
zichung sowohl, wie im Hinblick auf unser Stoffgebiet.
Und so mutz ich mich doch wohl damit begnügen, auch
im Namen derer vom Kunstwart dem stolzen Unternehmen
zu seiner Sükularfeier einen Glückwunsch zu bringen.

Sehen wir das hundertjührige Geburtstagskind an,
lvie es vor uns steht, und bedenken wir, wie seine erste
Auslage mit sechs bescheidenen Bändchen ins Leben trat,
so müssen wir sagen: gealtert bist du noch nicht. Er hat
noch in der letzten Periode seines Lebens, dieser Jubilar,
einen krüftigen Schutz im Wachstum gethan. Und gut
genährt war er immer, denn sehr zahlreiche Leute sorgten
ja dafür, ihm das Neueste der deutschen Wissenschast zur
Einverleibung vorzulegen jetzt sinds der Atitarbeiter
etwa vierhundert, welche die ^26000 Artikel, loooo Ab-
bildungen und 980 Taseln beschafft haben, während ihm
der Verlag, dem „Zuge der Zeit" gemütz, mit sarbigen
Beilagen das Festgewand ausgeschmückt hat. Und lvie hat
sich das Wesen veründert! Vor hundert Jahrea sollte
das Konv ersa t i ons lexikon eigentlich ein Hilssmittel
sein, in gebildeter Gesellschast mitreden zu können -- er
war nicht gar zu innerlich, sein ursprünglicher Zweck.
Und jetzt? Wenngleich manch reichbelobter Debatter, heim-
gekehrt von der That, den vergoldeten Lexikonsrücken in
seiner Bücherei einen Blick verschwiegenen Dankes zu-
wersen soll — wie weit ist doch der „grotze Brockhaus"
über sein erstes Ziel hinausgewachsen, jetzt in Wahrheit
beinahe ein „Kompendium des deutschen Wissens"!

Damit, datz wir's „gelesen" hätten, konnen wir unser
Lob des Werks freilich nicht begründen, und hätten wir's

ganz „gelesen", ein Urteil dürsten wir uns ja doch nur
über einen kleinen Teil des Jnhalts anmahen. „Stich-
proben" aber haben wir fleihig gemacht, und das Ergebnis
davon war sast durchweg volle Befriedigung. Nicht, dah uns
gar nichts gefehlt hätte: überschätzen wir die Wichtigkeit un-
seres „Faches" zu sehr, wenn wir über Dinge wie „Volks-
kunst", „Kunstwissenschaft" inicht nur „Kunstgeschichte"),
„Kunstkritik" u. A. eigene Artikel wünschen? Es scheint
uns überhaupt, als roenn die Beivegung der Gegenwart in
immer noch höherem Matze berücksichtigt, z. V. durch eine
eindringlichere Behandlung der modernen Schlagwörter
„Realismns" u. s. iv. noch mehr beigetragen werden
könnte, die hier, ach, so weichen Begriffe zu festigen.
Wer aber die ungeheuerlichen Schwierigkeiten ermißt,
hier Alles ganz in richtige Harmonie abzuwägen,
der wird nicht naserümpfen, sondern danken. Jn der
Zusalnmenstimmung all der Beiträge zu einem ein-
heitlichen Ganzen steckt eine riesenhaste redaktionelle
Arbeit, und sie ist mit völligem Gelingen geleistet wor-
den. Die einzelnen Artikel aber haben doch ihr Eigen-
leben behalten, sie geben trotz aller Gedrängtheit mehr als
bloße Aneinanderreihungen von Daten, sie sind gut „les-
bar" geschrieben und unterrichten nicht nur, sondern regen,
wo das der Stoff nur zulätzt, auch an. Die Beigaben in
Bildern, Karten, Plänen u. s. w. tragen dann zur erfreu-
lichen lvie zur nützlichen Wirkung des Ganzen redlich bei,
die künstlerischen z. B. sind so gut, ivie sie sich bei so
großer Auflage mit den heutigen technischen Hilssmitteln
nur machen lassen. Blätter, wie die vom Genter Altar
der van Etzck, werden Tausenden zuni ersten Mal eincn
rechten Begriff von der Sache geben.

„Möge der grotze Brockhaus dereinst ans sein zweites
Lebensjahrhundert so guten Gewissens zurückblicken können,
ivie aus sein erstes!" Der Wunsch liegt ja nahe — aber
heißt das nicht doch zu weit in die Ferne schweisen?
Möge er bei jedem neuen Auszuge in die Welt so wohl-
gerüstet sein ivie bisher, der Gegenwart zu dienen -
dann braucht er um die Zukunft nicht zu sorgen.

Das Literarischc Berlin. Jllustriertes Handbnch
der Presse in der Reichshauptstadt. Herausgegeben von
Gustav Dahms. (Berlin, R. Taendler; geb. Mk. Z.20.)

Das Buch giebt, was sein Titel ankündigt, und giebt
es so, daß man sich orientieren kann. Wer also seine
Vorstellung vom Berliner Literatentum eriveitern oder
zu praktischen Zwecken die Antlvort auf Fragen haben
will, dem kann's empsohlen werden. Kritik gegenüber
den Verhültnissen, die es darstellt, dars man von solch
einem Buche natürlich nicht verlangen, es geht auf in
eitel Bewunderung, aber es erleichtert doch die Kritik dem
Leser mit oder ohne Absicht. Auch durch die beigegebenen
Bilder geschieht das. Denn es ist eine bald nachdenkliche,
bald erfreuliche, bald traurige Sache, sich hier die Lichter
anzusehen, die vermittelst ihres Geistes aus der Reichs-
hauptstndt in das arme Dunkel der Provinzen leuchten.

ScbaMenstcr. — Muiidscbnu. Dichtung. Schöne Literatur (Kunst^ und Gunst. Roman
* von Gertrud Franke - Schievelbein). Schöngeisterei. — Theater: Wichtigere Schauspielaufführungen
lBerliner Bericht). Schriften über Dramatik und Bühnenwesen sDramatische Handwerkslehre. Von Avonianus). —
Nlusik: Wichtigere Musikaufführungen tBerliner Vericht). Bildende Künste: Berichte über bildende Kunst
lBerliner Bericht. Münchener Bericht). lleber den Studiengang des modernen Malers. Kunstliteratur (Betracht-
ungen über den Stand gegenwärtiger Kunst. Von Karl Lüdecke). Kunstblätter und Bilderwerke lSchwind-Album.
Holzschnitte nach Moritz v. Schwind).

Dkll ^6lllltlli§lllllkll Bachdruck der Griginalbeiträge unsres Blattes gestatten wir nicht nur gern, sondern

> ' ' wir bitten sogar im Interesse der Sache darum, müssen jedoch deutliche Guellen-

zn gelleigter WencbtUllg. Angabe zur Bedingung machen. Istcdaktion und ltlerlng des Ikunslwnrts.



17^
 
Annotationen