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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0182

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Dre Nlrmannia.

^ie Aufgabe der Alemannia, wie sie uns Stiftern vorschwebte,
war gewiß löblich: die Pflege einer heiteren Geselligkeit, guter
Sitten, vaterländischer Gesinnung, eines wissenschaftlichen Geistes und
die Sorge sür Kxäftigung des Leibs durch Turnen und Fechten. Eine
politische Verbindung sollte die Alemannia nicht sein, die Verirrungen
nnd das Schicksal der Burschenschaft schreckten davon ab. Wir ver-
langten kein fertiges politisches oder religiöses Glaubensbekenntnis,
nnr ein redliches Streben nach Bildung des Geistes und Charakters.
Als künftige Staatsbürger glaubten wir jedoch eine Pflicht zu erfüllen,
wenn wir uns schon auf der Hochschule die nötige politische Einsicht
verschafften.

Jn einer unsrer ersten Sitznngen besprachen wir diese Frage,
und ich erbot mich, Professor Gervinus um die Gefülligkeit zu bitten,
uns ein Lehrbuch zum Studium der Politik zu empfehlen, so wie
man Kompendien empfiehlt zum Stndium der Weltgeschichte oder Erd-
kunde. Jch, kanntck'Gervinus persönlich; als einer der eidgetreuen
sieben Göttinger Professoren erfreute er sich bei den Studenten einer
allgemeinen Verehrung; die Korps hatten ihm einen Fackelzug ge-
bracht, und ich war unter den Abgeordneten gewesen; wie es in
solchen Fällen Brauch, hatte er mich danach zu Tische geladen. Mein
Vorschlag wurde gut geheißen, ein Karlsruher Füchslein, Karl Blind,
begleitete mich; Gervinus nahm uns freundlich anf und riet uns,
das Buch von Machiavelli über den Fürsten zu lesen. Jch kaufte
es mir in einer billigen Uebersetzung, las es mit großer Andacht
 
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