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https://doi.org/10.11588/diglit.15747#0081
Geehstee F ^
Krlchcine» wvch-ntlich cinmat. — Man abonnirt t-ci allcn Luch- F >ür cincn Banc vou 24 Numuicru ll fl. rb. obcr > Rlhtr.
^ u. Kunsthantlungcn, allcn Postämlcrn u. ZcilungScrpcoitioncn. »v. Kinzclnc Nummcrn lostcn 9 kr r>. o>. >j Sgr.
-
MichaeI sprach zu Einigen, tie
sich vermaßen, daß sic sclbst frci
wciren, folgcndes Gleichniß:
„Es gingen zwei Menschen an
einen Hvf, um eincm Menschen
dcn Hof zu machen. Dcr eine vou
beidcn Höslingcn war ein phari-
säischex Altliberaler, der andere
ein diebischcr Liberalconservativer.
„Der Altliberale stand vyr dem
Fürsten, betetc ihn an und sprach
alsv: ,,„3ch dank' es Eurer erleuch-
tcten Majestät, daß ich nicht biu wie andere Leute, wie jene
Räuber, Wühler, Communisten, Socialisten, Vereinsrechts-
anarchistcn, oder auch wic dieser jesuitischc diebischc Libcral-
conservative.
„„Tenn Eurer erleuchteten Majestät frühzeitige
Gnade bekehrte mich dahin, daß ich in den Tagen der Nevo-
lution mit den erstgenannien Räubern vor den Throiien stehen
blieb, und allerhöchst Dero dauernde Huld befähigt mich,
daß ich jetzt nicht, wie dieser letztgenannte Räuber, liebäugele
mit den jesuitisch-absolutistischen Ultrareaclionären und den
rothen Ncvolutionärcn. Dicser Zöliner lebt nur von dem,
Ivas er beidcn Partheien abschranzt, ich jedoch ausschließlich
von Eurer Majestät Gnade.
„„Jch enthalte inich aller wühlerischen Gedanken und ent-
ziehe mich keiner Uiiterlhaneiipflicht. Jch betheilige mich bei dcm
freiwilligen Anlchen, und zahle
pünkrlich meine Einkommenstciicr,
denn ich dank' es Eurer Majestät,
daß ich selbst nicht mehr zu leihen
brauche, und daß ich überhaupt ein
Eiiikommcn habc/'"
„Der Liberalconservative aber
stand in jesuitischer Ehrfurcht fcrne,
getraute sich nicht scine Augen
zu erhebcn zu dem Fürsten, son-
dcrn schlug an scine Brust und
sprach: „Herr! Sei mir Sünder
guädig!"
Ter Fürst aber antwortcte: „3ch kenn' Euch! 3hr seid
Beide leidliche Untenhanen. Gehet friedlich mit einander
nach Hause, denu ich kann hcute weder den Einen, der sich
in seiner Niedrigkeit so sehr erhöh'r, sonderlich bcgnaden,
noch den Andcrn, obgleich er ein Sünder ist und es nicht
lcugnet, zum Ministerpräsidenten machen. 3ch bin cucr chohl-
gewogener rc. rc "
„So knechiisch sind die", fnhr Michael fort, „die sich
vordem frei naniitcn, und so hündisch sind Andere, die sich
noch heute, Euch gegenüber, mit dem Werth ihrer eigenen
freien Gesinnung und Mannheit brüstcn. Also crhöhct
kcinen von Bcidcn in Eurcr Achtung, aber ernicdriget sie
auch nicht mehr, als stc's sind, denn das möchte zu schwer
werden."
Krlchcine» wvch-ntlich cinmat. — Man abonnirt t-ci allcn Luch- F >ür cincn Banc vou 24 Numuicru ll fl. rb. obcr > Rlhtr.
^ u. Kunsthantlungcn, allcn Postämlcrn u. ZcilungScrpcoitioncn. »v. Kinzclnc Nummcrn lostcn 9 kr r>. o>. >j Sgr.
-
MichaeI sprach zu Einigen, tie
sich vermaßen, daß sic sclbst frci
wciren, folgcndes Gleichniß:
„Es gingen zwei Menschen an
einen Hvf, um eincm Menschen
dcn Hof zu machen. Dcr eine vou
beidcn Höslingcn war ein phari-
säischex Altliberaler, der andere
ein diebischcr Liberalconservativer.
„Der Altliberale stand vyr dem
Fürsten, betetc ihn an und sprach
alsv: ,,„3ch dank' es Eurer erleuch-
tcten Majestät, daß ich nicht biu wie andere Leute, wie jene
Räuber, Wühler, Communisten, Socialisten, Vereinsrechts-
anarchistcn, oder auch wic dieser jesuitischc diebischc Libcral-
conservative.
„„Tenn Eurer erleuchteten Majestät frühzeitige
Gnade bekehrte mich dahin, daß ich in den Tagen der Nevo-
lution mit den erstgenannien Räubern vor den Throiien stehen
blieb, und allerhöchst Dero dauernde Huld befähigt mich,
daß ich jetzt nicht, wie dieser letztgenannte Räuber, liebäugele
mit den jesuitisch-absolutistischen Ultrareaclionären und den
rothen Ncvolutionärcn. Dicser Zöliner lebt nur von dem,
Ivas er beidcn Partheien abschranzt, ich jedoch ausschließlich
von Eurer Majestät Gnade.
„„Jch enthalte inich aller wühlerischen Gedanken und ent-
ziehe mich keiner Uiiterlhaneiipflicht. Jch betheilige mich bei dcm
freiwilligen Anlchen, und zahle
pünkrlich meine Einkommenstciicr,
denn ich dank' es Eurer Majestät,
daß ich selbst nicht mehr zu leihen
brauche, und daß ich überhaupt ein
Eiiikommcn habc/'"
„Der Liberalconservative aber
stand in jesuitischer Ehrfurcht fcrne,
getraute sich nicht scine Augen
zu erhebcn zu dem Fürsten, son-
dcrn schlug an scine Brust und
sprach: „Herr! Sei mir Sünder
guädig!"
Ter Fürst aber antwortcte: „3ch kenn' Euch! 3hr seid
Beide leidliche Untenhanen. Gehet friedlich mit einander
nach Hause, denu ich kann hcute weder den Einen, der sich
in seiner Niedrigkeit so sehr erhöh'r, sonderlich bcgnaden,
noch den Andcrn, obgleich er ein Sünder ist und es nicht
lcugnet, zum Ministerpräsidenten machen. 3ch bin cucr chohl-
gewogener rc. rc "
„So knechiisch sind die", fnhr Michael fort, „die sich
vordem frei naniitcn, und so hündisch sind Andere, die sich
noch heute, Euch gegenüber, mit dem Werth ihrer eigenen
freien Gesinnung und Mannheit brüstcn. Also crhöhct
kcinen von Bcidcn in Eurcr Achtung, aber ernicdriget sie
auch nicht mehr, als stc's sind, denn das möchte zu schwer
werden."