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GschiMV MKWö. Lk.

Erschcincn wöchcntltch cinmal. — Man abonnirt de« allcn Buch- ^ S« drciS tür eincn Band v°n 24 Nummcrn Z fl. rb odcr l Rlblr.

u. Kunsthandlungen, allcn Postämtcrn u. ZcitungScrpcdttioncn. . -«^«»21 Sgr. Etnzclnc Nummcrn kostcn 9 kr. rb. ot. Z Sgr.

Politifche Evangelien für alle Sonn- und Festtage des Jahres.

Am fünften Sonntag nach Trinitatis.

Zu der Zeit, da viel Volks
in Deutschland murrke, denn
es batte sich geräuscht, rief
der Czaar deutsche Fürsteu
u»d Minister nach Warschau
und sprach zu ihnen:

„Mich jammern die ar-
men Fürsten in Deutsch-

land! Denn sie haben jetzt schon drei Jahre die Ncvolu-
tion in ihren Ländern und sie noch nicht bewältigt. Aus
ihren Constitutiouen geht hervor, daß die Demokratie bei
ihncn noch stark ist und sie heut oder morgen von ihr ge-
fressen werden.

„Und wenn ich sie also ungcgesscn von mir heim-
gehen ließc, würden sie fichcr von Demokraten verschlungen."

Die Fürsten und Minister aber antworteten: „Wir sind
constikutionelle Fürsten und constitutionelle Minister! Wohcr
solltcn wir auch die Mittcl nehmcn, das nicht mehr zu sein?"

Und er fragte sie: „Wie
viel Soldaten habt Jhr?"
Sie sprachen: „So viel wir
wollen!"

Da schüttelte der Czaar
sein Haupl und sagte: „Wa-
rum vctroyirt Jhr nicht?

Das Volk hat stch während
der Revolte an dcr Freiheit übcressen? Jetzt bedarf es der
Fasten und so gebt ihm als Fastenspeise den Stockfisch
Bundestag."

Und die Fürsten thaten wie ihnen gerathen war Das
Volk aber wurde von dem Stockfisch bald gesättigt, denn es
mochte ihn nicht.

Die übrigen weggeworfenen Brocken wurden gcsammelt
und dem hungerndcn Volke von Neuem geboten.

Und ihrer waren über pierzig Millionen, die so
abgespeist wurden.


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