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DtiS SILENTIARIÜS PAULUS

BESCHREIBUNG DER HEILIGEN SOPHIA

UND DES AMBON.

VORWORT.

I )er Herr Verfasser des Werks «Alt-christliche Baudenkmale Constantinopels» hielt es für angemessen, die auch in litterarischer Beziehung merkwürdige,
in Hexametern verfasste Beschreibung der H. Sophia des Silentiarius Paulus allen seinen Lesern durch eine deutsche Uebersetzung zugänglich zu machen
und sie als Anhang seinem Werke beizufügen. Der gegen mich ausgesprochene Wunsch, ich möge dazu behülflich sein, bewog mich, die willkommene
Gelegenheit zu benutzen, dem Freunde einen Beweis meines seinem Unternehmen gewidmeten lebhaften Interesses zu geben. Ich entschloss mich daher,
in der Hoffnung, dass die in architektonischer Hinsicht sieh darbietenden Schwierigkeiten durch den Rath und Beistand des mit dem grossen Bauwerke
innigst vertrauten Architekten zu überwinden sein würden, mich an der Uebersetzung des Gedichts, jedoch nur der Stellen, welche sieh auf die Kirche
und deren Wiederherstellung beziehen, zu versuchen.

Die Beschreibung der Kirche ist. wie bekannt, von Du Cange in lateinische Prosa übertragen, eine Uebersetzung des Am hon meines Wissens bis-
her noch nie im Druck erschienen. Die Verse des ersten Abschnitts der Beschreibung der H. Sophia. LI 20 sind von Kugler im Handbuehe der Kunst-
geschichte lste A. p. 3(53, und die 41 ersten Verse desselben Abschnitts von A. Flüssen in dein Versuch einer Polyglotte der europäischen Poesie I. Band
metrisch ins Deutsche übersetzt. 1

Eine Uebersetzung in Prosa würde die Eigentümlichkeit des Gedichts ganz verwischt haben, eine Paraphrase unlesbar gewesen sein. Ich konnte
mich daher nur für den metrischen Versuch entscheiden.

Freilich wurde ich bald inne, dass es eben so unzulässig, die den Gedichten aus der Schule des Nonnos eigenthümliche Straffheit des Styls, welche
grösstenteils in dem sparsamen Gebrauch der für die Uebergänge erforderlichen Partikeln ihren Grund hat, in der Uebersetzung zu mildern, als es möglich
sei. die mit bewundernswürdiger Kenntniss der Sprache und der Gesetze des Rhythmus gewählten oder neu gebildeten Epitheta, an welche vorzugsweise
die Genauigkeit der Beschreibung geknüpft ist, überall wieder zu geben. Dennoch schien es mir nöflüg. mich, so weil es thunlich, dem Texte anzuschlies-
seu und, wo es auf wesentliche Punkte der Beschreibung ankam, die wortgetreuere der leichteren Darstellung vorzuziehen.

Mein Hauptbestreben blieb darauf gerichtet, denen, welche das Gedieht nicht in der Ursprache lesen können, eine richtige Auffassung desselben
mit seinen Vorzügen zu vermitteln, aber auch die Mängel nicht zu verhüllen, die in einer gewissen Hedseligkeit des Dichters, in absichtlichen und un-
absichtlichen Wiederholungen einzelner Gedanken und Worte, nicht selten auch in prosaischen, bei Beschreibungen der Art kaum zu vermeidenden Wen-
dungen sieh kund geben.

Wie wenig ich nun auch mit der Lösung meiner Aufgabe zufrieden sein kann, so empfehlt' ich doch die kleine Gelegenheitsschrift der wohlwol-
lenden Nachsicht der Leser, und besonders derer, welche es der Mühe Werth halten möchten, die Uebersetzung mit dem Originale zu vergleichen.

Meinem geehrten Freunde. Herrn Director Dr. Meineke, danke ich verbindlich für die zuvorkommende Güte, mit welcher er mir gestattet hat, seine
für das Yerständniss einzelner Stellen des Gedichts wichtigen Text Verbesserungen zu benutzen und sie in die der Uebersetzung beigefügten Anmerkungen
aufzunehmen. Diese Anmerkungen sollen den Commentar des Du Cange nicht überflüssig machen. Sie beschränken sich nur auf kurze zur Erleichterung
der Lesung des Gedichts bestimmte Andeutungen und auf einzelne Sacherörterungen, zu denen der Text oder die zur Erklärung desselben benutzten Schrift-
steller Veranlassung gegeben haben. Hinsichtlich des Architektonischen darf ich auf die ausführliche und genaue Beschreibung des Herrn Salzenberg
verweisen, aufweiche ich im Einzelnen nicht habe Bezug nehmen können, weil der Anhang gleichzeitig mit dem Hauptwerke gedruckt werden musste.
 
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