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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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•255

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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Schöpfungen ornamentaler und figürlicher Art, eine
wahre Fundgrube sich darbietet von, sei es direkt
verwendbaren, sei es anregenden und inspirierenden
Motiven, wie sie den neuen Stilbestrebungen unserer
Tage als orientierende und mildernde Vorbilder wohl
zu gönnen sind. — Nachdem Skandinavien, Deutsch-
land, die Lombardei, Irland, England ihren früh-
germanischen Kunstschatz geöffnet haben, möge auch
Spanien noch Berücksichtigung finden mit seinen
zahlreichen westgotischen Denkmälern, und nachdem
weit überwiegend die monumentale Kunst zu Worte
gekommen ist, möge auch die Kleinkunst noch weitere
Beachtung linden, wie sie auf Kästchen, Buchdeckeln,
Metallschmuck so vielfach Ausdruck gefunden hat!

A.

E. v. Steinle: Acht Zeichnungen und
Aquarelle. Keller in Frankfurt a. M. (Pr. 2 Mk.)
v. Steinle hat in außerordentlicher Fruchtbarkeit
und ganz ungewöhnlicher Vielseitigkeit die historische,
religiöse, allegorische Malerei gepflegt, und zahllose
Wand- und Tafelgemälde wie Aquarelle und Zeich-
nungen legen glänzendes Zeugnis ab von der Origi-
nalität seiner Erfindung, der Tiefe seiner Auffassung,
der Gewandtheit und Sicherheit seiner Zeichnung,
die ihn an die Spitze der „Nazarener" stellt. —
Von diesem kostbaren Schatz befindet sich noch
manches, namentlich an Zeichnungen und Aquarellen
gewöhnlicher Bildgröße, wenig bekannt, im Privat-
besitz, aus dem hier Wolfram von Eschenbach,
Schneeweißchen und Rosenrot als Aquarelle, Jakob
ringt mit dem Engel als Bleistift- und Tuschzeich-
nung in demselben Format ans Licht gezogen wer-
den, während die übrigen vier Kreidezeichnungen;
Frühling, Winter, der verlorene Groschen, Märiä Ver-
kündigung dem Städelschen Kunstinstitut als noch
nicht veröffentlichte Blätter entlehnt sind. — Die
Farbentafel wie die mit Weiß gehöhten Zeichnungen
auf Tonpapier, die dem Meister so geläufig waren,
erscheinen hier zumeist in gleicher, sehr handlicher
Größe; die Versenkung in die sinnigen Ideen und
deren künstlerisch vollendeten anmutigen Verkörpe-
rungen wird reiche Befriedigung gewähren, im wohl-
tuenden Gegensatz zu so manchen forcierten Schöpfun-
gen der Gegenwart. G.

Illustrierte Weltg eschichte von Wi dmann,
Fischer, Feiten, (Allgem. Verlags - Gesellschaft
m. b. H. in München, 1 Mk. pro Lief.), deren IV.,
bis zur Gegenwart reichender Band hier bereits in
Band XVIII, Sp. 287, gemeldet werden konnte, hat
in schnellem Fortschritt mit der 19. Lieferung soeben
den Schluß ihres III. Bandes, also der Neueren
Zeit erreicht, so daß für den Weihnachtstisch diese
beiden Bände in prächtig wirkender Bindung mit
fein gestimmten und verzierten Vorsatzblättern als
eines der nützlichsten Festgeschenke vorliegen, ein
Belehrungs- und Unterhaltungsbuch aktuellster und
doch dauernder Bedeutung für jede gebildete Familie.
— Gerade dieser III. Band, der mit der Renaissance
und dem Humanismus, der Kirchentrennung und den
Religionskriegen beginnt, mit dem aufgeklärten Ab-

solutismus, der zur Revolution führte, schließt, ver-
langte große Objektivität. Diese wird nirgendwo
vermißt, obwohl die vaterländischen und kirchlichen
Interessen, deren bestimmte und warme Vertretung
überall mit Recht den Untergrund bildet, keinerlei
Einbuße erleiden. Am Schlüsse jedes der drei großen
Abschnitte, deren Unterabteilungen die politische
und soziale Entwicklung der einzelnen Länder
behandeln, ist ein besonderes Kapitel den Kultur-
zuständen, besonders in Deutschland, gewidmet,
mit kurzen Hinweisungen auf das künstlerische Schaffen.
Von diesen fällt ein kleiner Reflex auf die 34 Tafel-
bilder und 363 Textabbildungen, deren Auswahl und
Ausführung nichts zu wünschen übrig läßt, als eine
Serie ungemein lehrreicher und ansprechender Illustra-
tionen erscheint, wie sie nur schwer zu gewinnen ist.
— Da die Diktion glänzend und doch einfach,
spannend und nicht ermüdend ist, so darf für das
Werk eine edle Volkstümlichkeit in Anspruch ge-
nommen werden, die geeignet ist, ihm den Weg zu
bahnen in weite Kreise. Ein ausführliches Namen-
und Sachregister erleichtert die Orientierung. —
Vor Jahresfrist hoffen wir die Vollendung des Werkes
anzeigen zu können. F.

Herders Konversations-Lexikon ist wieder
um einen Band, den VI., gewachsen, der von Mirabeau
bis Pompeji reicht und mit 400 Bildern im Text
sowie 60 zum Teil farbigen Beilagen mit zusammen
500 Bildern illustriert ist. Die Kunst kommt zu
ihrem Rechte namentlich in den mit Abbildungen
reich versehenen Artikeln: Monstranz, Mosaik, Münzen,
Nordische Kunst, Olympia, Orgel, Ornament, Pantheon,
Pergamon, Persische Kunst, Peterskirche, Pompeji,
die sämtlich in knappster Fassung, auf Grund der
neuesten Forschungen das Wissenswerte bieten und
durch eine gute Auswahl von Mustern illustrieren.
Ganz besondere Anerkennung verdient die farbige
Tafel „Mosaik" aus St. Maria Maggiore in Rom,
neben der freilich einige den Techniken gewidmete
Zeichnungen willkommen wären, wie unter den Orgel-
abbildungen ein alter Prospekt. — Gerade die überall
auf den kürzesten Ausdruck gebrachten Unterweisungen
zeigen die fachmännische Vertrautheit auch der mit
den kunstgeschichtlichen Notizen betrauten Referenten.
— Der bisherige überaus flotte Werdegang gibt der
Zuversicht Nahrung, daß am Schluß des nächsten
Jahres das monumentale Werk vollendet ist, welches
die früher so oft schmerzlich empfundene Lücke
vollkommen ausgefüllt haben wird, Sclmütgen.

Erziehung zur Kunst von Richard Gocssler.
Bartholdi. Wismar 1906. (Preis 00 Pf.)
Aus einer Reihe von Vorträgen ist diese Ab-
handlung hervorgegangen, die den namentlich im
letzten Jahrzehnt mannigfach ausgesprochenen Ge-
danken über die Hauptfaktoren der allgemeinen Kunst-
bildung (Naturbetrachtung, Anschauungsunterricht,
Wandschmuck usw.) zu einem recht anregenden und
belehrenden Resume verhilft. B.
 
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