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Krummsparrenschaf Ställe

Nach Eitzen < 117> waren jedenfalls die
Ställe des bereits erwähnten Schafstallviertels
von Frelsdorf zum großen Teil, wenn auch
nicht sämtlich, in Cruck-B au weise errichtet
worden.

Bezüglich der regionalen Verbreitung (s.o.
Karte III) läßt sich feststellen, daß sich im
Untersuchungsgebiet die Krummspannställe
nordwestlich an das Gebiet der Nurdachställe
anschließen. Man möchte vermuten, daß sich
die Krummspannkonstruktion an pflanzen-
geographischen Gegebenheiten orientierte,
nämlich dem bis in das letzte Jahrhundert
stark vorherrschenden Eichenbestand der
Region. Die Krummsparrenbauweise fällt
teilweise mit einigen besonderen Merkmalen
der ländlichen Bautechnik zusammen, die
von der Bauernhausforschung ermittelt
worden sind. Es handelt sich um Gebiete mit
langem Festhalten an der Verwendung von
Eichenholz im Bauernhausgefüge unter
Ausbildung von Bautechniken (Balkenver-
kämmung, hochkant eingeschlitztes Rähm,
z.T. mit kopfriegelartiger Konstruktion), die
der Verarbeitung von Eichenholz besonders
entgegenkommen. Im Landkreis Harburg
waren die am weitesten östlich gelegenen
Cruckschafställe entlang einer Linie von
Neugraben nach Wesel festzustellen. Für
weiter östlich gelegene Gebiete sind uns
keine entsprechenden Bauten bekannt
geworden.


Abb. 18a: Halvesbostel, Lkrs. Harburg, Außen-
schafstall mit langen Krummsparren (beim Abbau)

Hier kann auf ein weiteres Stallgebäude aus
dem Landkreis Harburg eingegangen
werden, das bis vor wenigen Jahren als

Weideschuppen innerhalb der Gemarkung
Halvesbostels stand (Abb. 18a und b).
Die recht schlanken Eichensparren sind sehr
exakt mit Säge und Beil bearbeitet worden,
sie weisen eine Zierabfasung auf. Auch die
bogigen Kopfbänder der Kehlbalken zeigen
einen ausgeprägten Formwillen des Zimmer-
mannes, wie er für derartige Nebengebäude
ungewöhnlich ist (Abb. 18b).


Abb. 18b: Krummsparrenkonstruktion mit kopfband-
gestützter Kehlbalkenlage

Die Sparrenfüße sind in einem recht exakten
stumpfen Winkel gearbeitet, der der natür-
lichen Faserrichtung des Holzes nicht voll-
ständig entspricht. Demgegenüber waren die
Giebel- und Seitenwände ziemlich grob
zusammengezimmert, wobei zweitverwen-
dete Hölzer benutzt worden sind. Das Alter
dieser Sparrenkonstruktion ist schwer abzu-
schätzen, da Vergleichsbeispiele fehlen. In
der Kurhannoverschen Landesaufnahme von
1769 ist der Stall noch nicht eingezeichnet.
Vermutlich ist er erst nach der Verkopplung
an seinem letzten Standort in Zweitver-
wendung errichtet worden.
 
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