Wandständerschaf Ställe
79
Hier liegen neun kleinere Ställe unterschied-
lichen Alters auf engstem Raum beisammen;
es handelt sich ausschließlich um
Wandständergebäude!
Nimmt man die bei der Literaturübersicht
genannten Wandständerschafställe in den
Landkreisen Uelzen und Celle, im Bereich
von Hoya bis Nienburg, im Hümmling sowie
in weiten Gebieten Westfalens hinzu und
bedenkt, daß gerade auf den z. T. beengten
Höfen aus der Nutzung gefallene Gebäude
sehr häufig durch anders geartete Neubauten
verdrängt worden sind, so wird man die
frühere Bedeutung und Häufigkeit dieses
Stalltyps hoch einschätzen müssen.
Es handelt sich oft um recht stattliche Bau-
werke, deren Holzverbrauch erheblich war.
Ein Grund für diese - im Vergleich zu den
Dachställen - unökonomisch erscheinende
Bauweise ist wahrscheinlich darin zu sehen,
daß ein großer Dachbodenraum gewonnen
wurde, in dem das Heu für die Winter-
fütterung, möglicherweise auch noch Streu-
material, in ausreichenden Mengen unterge-
bracht werden konnten. Doch mögen auch
überkommende Bautraditionen und Seh-
gewohnheiten dazu beigetragen haben, daß
diese Gebäude sich so lange halten konnten,
obgleich der von der Höhe der Toreinfahrt
bestimmte Gesamtraum für die Unterbrin-
gung der Schnuckenherde unnötig hoch und
aus wärmetechnischer Sicht sogar unzweck-
mäßig war; dienten diese Ställe doch gerade
in der kalten Jahreszeit der Unterbringung
der Tiere!
Ein ausgezeichneter Volkstumskenner, der
Lehrer Bernhard Dageförde <146> schreibt
dazu: „ Wenn es herbstet, zieht sich die Herde
wieder näher an den Hof und seinen wärme-
ren, festeren Stall. Die Weidezeit des Tages
wird zu kurz, um die Tiere noch zu sättigen,
und Stallfütterung muß helfend einspringen.
Die „Schafhillen“ werden auf gestellt, zwei-
seitige Futterkrippen, deren „Strahlen“-
Verkleidung so eng ist, daß die Schnucken mit
dem Maule eben durchlangen und nichts in
den Mist treten können. Während die Herde
noch auf der Weide war, haben Bauer und
Knechte die „Hillen“ mit Roggen- oder
Hafergarben, Wiesen- oder Lupinenheu, dem
Schaffutter, gefüllt, das während des Som-
mers auf dem Boden des Schafstalles gespei-
chert wurde. “
Wenn die Herde sehr groß war oder wenn
mehrere Herden auf einem Hof vorhanden
waren, benötigte man unter Umständen auch
zwei Hofschafställe. Nicht selten wurden
diese unter einem Dach vereinigt. Auf solche
Doppelschafställe, deren Vorkommen im
Untersuchungsgebiet gesondert, nämlich
zusammen mit den Kombinationsgebäuden
(Karte X) verzeichnet wird, soll im folgenden
eingegangen werden.
Eine genau in der Firstlinie gelegene Längs-
wand zeichnet zum Beispiel einen großen
Fachwerkbau in Jesteburg aus, der nach
seiner letzten Funktion als Hofscheune
bezeichnet wird. Eine Analyse des Original-
bestandes ergibt die folgenden Merkmale
(Abb. 56 und Tafel 12):
Abb. 56: Jesteburg, Lkrs. Harburg, längserschlos-
sener Doppelschafstall, zweite Einfahrt links durch
jüngeren Anbau verdeckt
Wandständerbauweise mit eingehälsten
Weichholzbalken von großer Spannweite, die
von der mittigen Längswand zusätzlich abge-
stützt werden. Beide so gebildeten Räume
sind von völlig gleicher Breite, in sich unge-
gliedert, und werden auf beiden Giebelseiten
von je einer Großtür erschlossen. Die Seiten-
wände sind auf einen hohen Feldsteinsockel
gesetzt, was wohl ursprünglich auch für die
Mittelwand zutraf, deren Schwelle zu einem
späteren Zeitpunkt durch untergesetzte, in
den Boden eingegrabene Holzpflöcke vom
Grund abgehoben worden ist. Hinzu kommt
eine erhebliche Eintiefung in den Boden, wie
sie für Schafställe üblich ist.
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Hier liegen neun kleinere Ställe unterschied-
lichen Alters auf engstem Raum beisammen;
es handelt sich ausschließlich um
Wandständergebäude!
Nimmt man die bei der Literaturübersicht
genannten Wandständerschafställe in den
Landkreisen Uelzen und Celle, im Bereich
von Hoya bis Nienburg, im Hümmling sowie
in weiten Gebieten Westfalens hinzu und
bedenkt, daß gerade auf den z. T. beengten
Höfen aus der Nutzung gefallene Gebäude
sehr häufig durch anders geartete Neubauten
verdrängt worden sind, so wird man die
frühere Bedeutung und Häufigkeit dieses
Stalltyps hoch einschätzen müssen.
Es handelt sich oft um recht stattliche Bau-
werke, deren Holzverbrauch erheblich war.
Ein Grund für diese - im Vergleich zu den
Dachställen - unökonomisch erscheinende
Bauweise ist wahrscheinlich darin zu sehen,
daß ein großer Dachbodenraum gewonnen
wurde, in dem das Heu für die Winter-
fütterung, möglicherweise auch noch Streu-
material, in ausreichenden Mengen unterge-
bracht werden konnten. Doch mögen auch
überkommende Bautraditionen und Seh-
gewohnheiten dazu beigetragen haben, daß
diese Gebäude sich so lange halten konnten,
obgleich der von der Höhe der Toreinfahrt
bestimmte Gesamtraum für die Unterbrin-
gung der Schnuckenherde unnötig hoch und
aus wärmetechnischer Sicht sogar unzweck-
mäßig war; dienten diese Ställe doch gerade
in der kalten Jahreszeit der Unterbringung
der Tiere!
Ein ausgezeichneter Volkstumskenner, der
Lehrer Bernhard Dageförde <146> schreibt
dazu: „ Wenn es herbstet, zieht sich die Herde
wieder näher an den Hof und seinen wärme-
ren, festeren Stall. Die Weidezeit des Tages
wird zu kurz, um die Tiere noch zu sättigen,
und Stallfütterung muß helfend einspringen.
Die „Schafhillen“ werden auf gestellt, zwei-
seitige Futterkrippen, deren „Strahlen“-
Verkleidung so eng ist, daß die Schnucken mit
dem Maule eben durchlangen und nichts in
den Mist treten können. Während die Herde
noch auf der Weide war, haben Bauer und
Knechte die „Hillen“ mit Roggen- oder
Hafergarben, Wiesen- oder Lupinenheu, dem
Schaffutter, gefüllt, das während des Som-
mers auf dem Boden des Schafstalles gespei-
chert wurde. “
Wenn die Herde sehr groß war oder wenn
mehrere Herden auf einem Hof vorhanden
waren, benötigte man unter Umständen auch
zwei Hofschafställe. Nicht selten wurden
diese unter einem Dach vereinigt. Auf solche
Doppelschafställe, deren Vorkommen im
Untersuchungsgebiet gesondert, nämlich
zusammen mit den Kombinationsgebäuden
(Karte X) verzeichnet wird, soll im folgenden
eingegangen werden.
Eine genau in der Firstlinie gelegene Längs-
wand zeichnet zum Beispiel einen großen
Fachwerkbau in Jesteburg aus, der nach
seiner letzten Funktion als Hofscheune
bezeichnet wird. Eine Analyse des Original-
bestandes ergibt die folgenden Merkmale
(Abb. 56 und Tafel 12):
Abb. 56: Jesteburg, Lkrs. Harburg, längserschlos-
sener Doppelschafstall, zweite Einfahrt links durch
jüngeren Anbau verdeckt
Wandständerbauweise mit eingehälsten
Weichholzbalken von großer Spannweite, die
von der mittigen Längswand zusätzlich abge-
stützt werden. Beide so gebildeten Räume
sind von völlig gleicher Breite, in sich unge-
gliedert, und werden auf beiden Giebelseiten
von je einer Großtür erschlossen. Die Seiten-
wände sind auf einen hohen Feldsteinsockel
gesetzt, was wohl ursprünglich auch für die
Mittelwand zutraf, deren Schwelle zu einem
späteren Zeitpunkt durch untergesetzte, in
den Boden eingegrabene Holzpflöcke vom
Grund abgehoben worden ist. Hinzu kommt
eine erhebliche Eintiefung in den Boden, wie
sie für Schafställe üblich ist.