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Krumm, Carolin; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Hasefriedhof in Osnabrück: der Friedhof als Garten ; zur Entstehung, Konzeption und Entwicklung des Osnabrücker Friedhofes in der Hasetorvorstadt — Hameln: Niemeyer, Heft 19.2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51268#0026
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Raum, den nördlichen, als Ruhezone und Übergangsbereich zur
Vorstadt hin fungierenden Grünstreifen. Obwohl zunächst ange-
dacht war, die landschaftlichen Stellen in lockerer Reihung diesem
Grünstreifen zu integrieren und die intimen Ruheplätze in jedem
Falle zu erhalten147, wurde bald eindeutig, dass die zu erzielende
Nettobestattungsfläche den Ansprüchen nicht gerecht werden
würde. Zwangsläufig führte man das bewährte System eng ge-
reihter Mauergräber und begleitender Nebenwege weiter, legte
großzügige landschaftliche Stellen nur in einem begrenzten Areal
im Norden und Westen des Brunnenrondells an, so dass der land-
schaftliche Charakter dieses Areals schließlich völlig aufgegeben
war; die Anlage einer langen Thuja-Hecke vor einem kleinen Fich-
tenhain ist als einzige Maßnahme zu werten, den ursprünglichen
Abschluss durch eine effizientere gärtnerische Gestaltung zu er-
setzen148.

bestand zum Friedhof nicht zu erschließen. In jedem Falle wurde
die Überprägung der alten Verwesungsfelder bis 1932/33 deutlich
vorangetrieben152: So entstehen im Zuge dieses neuen Trends zer-
gliedernde Wegestrukturen, zahlreiche intimere Bestattungsquar-
tiere, die Anlage großzügiger landschaftlicher Grabstellen, also ins-
gesamt Bestrebungen, die den lange tradierten Charakter des
weitläufigen Reihengrabfeldes zugunsten kleinteiliger, separat
bestehender Belegungsräume auflösen. Tatsächlich wurde mit die-
ser Umorientierung die Angleichung an die moderne Nachfrage
erreicht, infolgedessen sich dieses modernere Belegungssystem
der Vorkriegszeit fast unverändert bis Ende des 20. Jahrhunderts
erhalten konnte.

Zur Anlage des sechsten Hase-Totenhofes
Notgedrungen musste man daher auf der östlich angrenzenden
Fläche erweitern, obwohl neben dem einst hinter dem Friedhof
gelegenen Abfallhof im Süden des Quartiers auch noch eine
Reihe von Pachtgärten entlang der Süntelstraße bestand, deren
Grund vor 1923 nicht zu erstehen war149. Vielleicht sah man sich
deshalb gezwungen, auch hier ein möglich simples, d.h. orthogo-
nales Wegesystem über die Fläche zu legen und auf landschaftli-
che Konzeptionen zu verzichten. Denn schließlich war so sicherge-
stellt, dass die bestehende Lösung auch im halbfertigen Zustand
konzeptionell befriedigen als auch funktionieren konnte und nach
dem Grundstückerwerb auch relativ leicht zu ergänzen war. Der
ein Jahr vor der Abteilungseröffnung erstellte Entwurfsplan des
Jahres 1918 (Abb. 20) zeigt dieses jeweils von mehreren paralle-
len Wegen um eine querrechteckige Binnenfläche gebildete
Rastersystem, dessen westlichen Rand die traditionellen Mauer-
gräber bezeichnen. Um einen optisch-befriedigenden, vorläufigen
räumlichen Abschluss zu forcieren, wurde die ca. achtzehn Meter
breite Gartenreihe zur Bestattungsfläche mit eng gesetzten Bäu-
men verstellt, ähnlich einer Baumreihung im Norden, die den
Übergang zur damals noch intakten Talauenlandschaft markiert,
die entsprechend der fünften, auch hier bei der Erweiterung ein-
bezogen und möglicherweise auch aufgestockt wurde (v.a. Fagus
sylvatica, z.T. pendula, Acer Pseudoplatanus, Acer saccharinum,
Tilia spec.; vgl. Verlauf auf dem Bestandsplan Plan: 2); ansonsten
wurden nur die Wegekreuzungen und -einmündungen mit vier
bzw. zwei Linden akzentuiert, von denen sich ein Großteil bis
heute erhalten hat. Sobald der Grund der Pachtgärten zu erwer-
ben war (1923), wurde das Rastersystem bis an die Ostgrenze
des Friedhofes weitergeführt, wobei man den schmalen Grün-
streifen zwischen Süntelbach und Kornstraße möglicherweise auf-
gab150. Die von dichten Grabfeldern und endlosen Grabreihen
geprägte Abteilung wurde optisch v.a. von niedrig gehaltenen
Heckenzügen geprägt, die die Felder umrahmten bzw. die Rei-
hungen voneinander trennten. Ein Plan des Jahres 1924151 nennt
als Heckengewächse namentlich Thuja, Carpinus, Liguster und
Chamaecyparis. Nur zur Abgrenzung gegen die vierte südliche
Abteilung wurden in Abweichung zu den obligatorischen Linden-
setzungen Pyramidenpappeln gesetzt.
Der moderne Ausbau des Hasefriedhofes
Bis ca. 1915/1920 blieb die historische Einteilung aller sechs Abtei-
lungen, d.h. das Gegenüber von äußeren geschlossenen Reihen
von Mauergräbern und inneren Verwesungsfeldern intakt. Auch
wenn, wie im Zuge des effizienteren Ausbaus des nördlichen
Grünstreifens der fünften Abteilung, immer wieder Ausbauten vor-
genommen wurden, so beschränkten sie sich im wesentlichen auf
bereits vorhandene Strukturen. Warum es später zu einer völligen
Umorientierung in der Belegungsstrategie kam, ist aus dem Akten-


20 Für die Abteilung VI wurde der ganze verfügbare Freiraum zwischen
Süntelbach, Pachtgärten und Abraumhalde genutzt (Plan von 1918, Grün-
flächenamt Osnabrück).

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