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Krumm, Carolin; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Hasefriedhof in Osnabrück: der Friedhof als Garten ; zur Entstehung, Konzeption und Entwicklung des Osnabrücker Friedhofes in der Hasetorvorstadt — Hameln: Niemeyer, Heft 19.2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.51268#0145
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selbst so Dauerhaftes und Beständiges wie es die Eiche nun ein-
mal ist, zum Absterben zu bringen"335.
Ein insgesamt eher selten zitiertes, auf dem Hasefriedhof jedoch
verhältnismäßig häufig anzutreffendes Symbol repräsentiert die
sich um eine Erdkugel oder Kreisscheibe windende und zugleich in
den Schwanz beißende Schlange336 (Ouroborus; Abb. 54), ein stär-
ker im jüdischen als im christlichen Brauchtum verankertes Zeichen,
das im späten 18. Jahrhundert zu einiger Beliebtheit gelangte337. In
beiden Religionen steht es als bildlicher Inbegriff des ewigen Kreis-
laufes von Werden und Vergehen und letztlich der Ewigkeit, im
jüdischen v.a. als Sinnbild der messianischen Zeit. Fast alle erhalte-
nen Beispiele befinden sich auf der ersten und ältesten Abteilung
des Friedhofes und somit an einem Grabmalbestand, der vorwie-
gend in die Zeit zwischen 1810 und 1850 datiert; einzige etwas
später datierende Ausnahme repräsentiert das zweite, um 1870
errichtete Grabmal der Familie Japing338, das allerdings detailgetreu
das Schlangenzeichen der älteren Familiengruft kopiert und das
moderne Zeichen der Grabstätte Geier339.
Selten bleiben der Weinkrug bzw. die Kanne340 als Symbol der
sowohl zerbrechlichen als auch beschützten/bewahrten Seele, das
nicht mit dem Trinkpokal bzw. Kelch zu verwechseln ist. Dieser ist
häufig auf Grabmalen des Dompastorates bzw. anderer Stadtkir-
chen anzutreffen und vertritt - mit Wildem Wein kombiniert - die
Hostie, das Blut Christi und somit die Kirche; wird es auf privaten
Grabmalen zitiert, liegt eine Deutung als schlichtweg konservativ-
christliches Zeichen nahe. Nach den erhaltenen Beispielen des
Hasefriedhofes zu urteilen, war dieses Zeichen über das gesamte
19. Jahrhundert als Kirchenabzeichen sehr beliebt.
Als weitere, quantitativ eher unterrepräsentierte Sinnbilder seien
die zwei sich berührenden Hände als Motiv des Abschieds und der
Einheit als auch die vollplastische Urne benannt, die - wie es das
Goethe-Zitat belegt - um 1810 bereits eindeutig als Kremationsge-
fäß verstanden worden ist; sie erfreut sich erst mit zunehmender
Bedeutung der Brandbestattung seit den späten Zwanziger Jahren


53 Verwittertes Symbol des gebrochenen Baumes (Grabstätte Hilkenkamp,
Abt. I/An der Mauer 120).
 
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