Metalle, Metallerzeugung, Handel und Gewerbe
privilegiert für den bedeutenden Stapel der Hanse in Flandern.
Dieser Freiheitsbrief der Stadt Brügge steht vermutlich im Zusam-
menhang mit der Verlegung des Stapels nach Aardenburg. Die
Rechte der Goslarer Bürger wurden durch die Grafen von Flandern
auch in Aardenburg bestätigt. Die beiden Urkunden belegen, dass
die Stadt Goslar ihre Waren, vor allem Tuche (vgl. Abb. 4) und
Kupfer, nach Flandern schaffen ließ. Dies geschah über den See-
weg, wie einige Quellen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhun-
derts belegen. Im August 1314 schrieb der Rat der Stadt Goslar
an den Hamburger Rat mit der Bitte, sich für einige Goslarer Bür-
ger zu verwenden, denen man ihr Eigentum, größere Mengen
Kupfer, aus der Ladung eines vor Hamburg bei Sturm gestrande-
ten Schiffes entwendet hatte (Kunze 1983).
Am 7. Januar 1333 bat der Goslarer Rat den Stadtrat zu
Staveren um die Herausgabe des Eigentums einiger Goslarer
Bürger. Es handelte sich hierbei um etliche Tuchballen und acht
Last Kupfer (ca. 400 Zentner) aus zwei gekaperten Schiffen. Die
Stadt Staveren hatte die beiden Schiffe während einer Auseinan-
dersetzung mit der Stadt Lübeck aufgebracht und die Waren
beschlagnahmt. Der Goslarer Rat schaltete am 2. Februar 1333 in
der gleichen Sache auch Graf Ludwig II. von Flandern ein. Dieser
wurde gebeten, mit der Stadt Staveren über die Freigabe der
Waren zu verhandeln.
Im Sommer 1345 verunglückte vor der Maasmündung ein
Schiff, das größere Mengen Kupfer geladen hatte. Die Ladung
konnte offenbar geborgen werden, denn ein angelegtes Inventar
verzeichnet unter anderen drei Partien mit insgesamt 38 „mesas"
Kupfer, die Goslarer Kaufleuten gehörten. Neben dem Goslarer
Kupfer transportierte das Schiff aber auch eine Charge schwedi-
schen Kupfers: 23 „mesas cupri Suevici". Dies ist ein deutlicher
Hinweis darauf, dass der Harzer Kupferhandel zunehmend Kon-
kurrenz aus Schweden und Ungarn bekam. Noch im Jahre 1396
erhielt Gerwin von Hameln in Braunschweig eine Nachricht über
den Verlust von Schiffsgütern, die in einer militärischen Auseinan-
dersetzung von den Holländern beschlagnahmt worden waren.
Der Goslarer Bürger Hans von Kissenbrugge verlor dabei 2 Tonnen
Kupfer. Die Angelegenheit war zwei Jahre später noch nicht
bereinigt. Anlässlich einer Tagung der Hansestädte teilte der Rat
der Stadt Goslar der Stadt Göttingen mit, dass man keinen Vertre-
ter entsenden könne. Man bat aber darum, die Interessen ihrer
Mitbürger Hans von Kissenbrugge und Hinrik von dem Hympteken
wahrzunehmen, die ihr Eigentum auf See verloren hatten. Neben
den bereits 1396 erwähnten zwei Tonnen Kupfer verlangte man
die Rückgabe von zwei Stücken feinen Silbers, die einen Wert von
25 Pfund Gr[oschen] hatten. Die Forderungen der beiden Kauf-
leute waren durch einen Angestellten der Goslarer Händler in ein
Brügger Kaufmannsbuch eingetragen worden.
Im Jahr 1358, also kurz vor dem völligen Erliegen des Erz-
abbaus am Rammeisberg, hatte der Rat von Valenciennes, einer
Stadt in Ostfrankreich (Hennegau), eine größere Menge Kupfer für
Glocken bestellt, die man in einem großen Stadtturm, dem
Beifried, aufhängen wollte. Die Aufzeichnungen sind in einer
städtischen Abrechnung überliefert, so dass man auch von einer
Lieferung des Kupfers ausgehen darf. Noch 1381 verwendete man
für die Glocken der Stadt Mons im Hennegau Goslarer Kupfer
(Beddies 1996. Bingener 1998).
Die Bemühungen des Goslarer Rates, dem Kupfer- und Silber-
bergbau aufzuhelfen, waren bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts nicht von Erfolg gekrönt. Selbst die Versuche des be-
kannten Metallhändlers und Gewerken Johann Thurzo ab 1478,
die Gruben des Rammeisberges zu sümpfen und besseres Kupfer
zu produzieren, blieben hinter den hochgesteckten Erwartungen
zurück. Die Produktion von Goslarer Kupfer erreichte in den ersten
Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts etwa 2000 Zentner jährlich,
während man im Mansfelder Revier im gleichen Zeitraum wahr-
scheinlich mehr als die zehnfache Menge erzeugte. Ab 1534 lag
der Rammeisberger Kupferbergbau erneut für vier Jahrzehnte da-
nieder.
Der Handel mit Blei
Die Erzeugung von Silber ohne die gleichzeitige Ausbringung von
Blei ist wegen der polymetallischen Zusammensetzung der Harzer
Lagerstätten nicht möglich. Blei dürfte zunächst in den lokalen
Handel gelangt sein. Es wurde von Zinngießern, Fenstermachern,
Dachdeckern und bei der Herstellung von Keramik (Glasuren)
verwendet. Größere Mengen benötigte man für Gewichte, Senk-
blei, Plomben, Siegel, Särge, Wasserrohre oder Dachrinnen. Erst-
mals taucht Blei als Baumaterial im Jahre 1275 anlässlich der
Neueindeckung des Goslarer Domes auf. Die Nähe zum Rammels-
5 Spätromanisches Fenster (Bleiverglasung!) aus der Goslarer Marktkirche
(erste Hälfte 13. Jahrhundert). St. Cosmas und Damian heilen Menschen
und Tiere.
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privilegiert für den bedeutenden Stapel der Hanse in Flandern.
Dieser Freiheitsbrief der Stadt Brügge steht vermutlich im Zusam-
menhang mit der Verlegung des Stapels nach Aardenburg. Die
Rechte der Goslarer Bürger wurden durch die Grafen von Flandern
auch in Aardenburg bestätigt. Die beiden Urkunden belegen, dass
die Stadt Goslar ihre Waren, vor allem Tuche (vgl. Abb. 4) und
Kupfer, nach Flandern schaffen ließ. Dies geschah über den See-
weg, wie einige Quellen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhun-
derts belegen. Im August 1314 schrieb der Rat der Stadt Goslar
an den Hamburger Rat mit der Bitte, sich für einige Goslarer Bür-
ger zu verwenden, denen man ihr Eigentum, größere Mengen
Kupfer, aus der Ladung eines vor Hamburg bei Sturm gestrande-
ten Schiffes entwendet hatte (Kunze 1983).
Am 7. Januar 1333 bat der Goslarer Rat den Stadtrat zu
Staveren um die Herausgabe des Eigentums einiger Goslarer
Bürger. Es handelte sich hierbei um etliche Tuchballen und acht
Last Kupfer (ca. 400 Zentner) aus zwei gekaperten Schiffen. Die
Stadt Staveren hatte die beiden Schiffe während einer Auseinan-
dersetzung mit der Stadt Lübeck aufgebracht und die Waren
beschlagnahmt. Der Goslarer Rat schaltete am 2. Februar 1333 in
der gleichen Sache auch Graf Ludwig II. von Flandern ein. Dieser
wurde gebeten, mit der Stadt Staveren über die Freigabe der
Waren zu verhandeln.
Im Sommer 1345 verunglückte vor der Maasmündung ein
Schiff, das größere Mengen Kupfer geladen hatte. Die Ladung
konnte offenbar geborgen werden, denn ein angelegtes Inventar
verzeichnet unter anderen drei Partien mit insgesamt 38 „mesas"
Kupfer, die Goslarer Kaufleuten gehörten. Neben dem Goslarer
Kupfer transportierte das Schiff aber auch eine Charge schwedi-
schen Kupfers: 23 „mesas cupri Suevici". Dies ist ein deutlicher
Hinweis darauf, dass der Harzer Kupferhandel zunehmend Kon-
kurrenz aus Schweden und Ungarn bekam. Noch im Jahre 1396
erhielt Gerwin von Hameln in Braunschweig eine Nachricht über
den Verlust von Schiffsgütern, die in einer militärischen Auseinan-
dersetzung von den Holländern beschlagnahmt worden waren.
Der Goslarer Bürger Hans von Kissenbrugge verlor dabei 2 Tonnen
Kupfer. Die Angelegenheit war zwei Jahre später noch nicht
bereinigt. Anlässlich einer Tagung der Hansestädte teilte der Rat
der Stadt Goslar der Stadt Göttingen mit, dass man keinen Vertre-
ter entsenden könne. Man bat aber darum, die Interessen ihrer
Mitbürger Hans von Kissenbrugge und Hinrik von dem Hympteken
wahrzunehmen, die ihr Eigentum auf See verloren hatten. Neben
den bereits 1396 erwähnten zwei Tonnen Kupfer verlangte man
die Rückgabe von zwei Stücken feinen Silbers, die einen Wert von
25 Pfund Gr[oschen] hatten. Die Forderungen der beiden Kauf-
leute waren durch einen Angestellten der Goslarer Händler in ein
Brügger Kaufmannsbuch eingetragen worden.
Im Jahr 1358, also kurz vor dem völligen Erliegen des Erz-
abbaus am Rammeisberg, hatte der Rat von Valenciennes, einer
Stadt in Ostfrankreich (Hennegau), eine größere Menge Kupfer für
Glocken bestellt, die man in einem großen Stadtturm, dem
Beifried, aufhängen wollte. Die Aufzeichnungen sind in einer
städtischen Abrechnung überliefert, so dass man auch von einer
Lieferung des Kupfers ausgehen darf. Noch 1381 verwendete man
für die Glocken der Stadt Mons im Hennegau Goslarer Kupfer
(Beddies 1996. Bingener 1998).
Die Bemühungen des Goslarer Rates, dem Kupfer- und Silber-
bergbau aufzuhelfen, waren bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts nicht von Erfolg gekrönt. Selbst die Versuche des be-
kannten Metallhändlers und Gewerken Johann Thurzo ab 1478,
die Gruben des Rammeisberges zu sümpfen und besseres Kupfer
zu produzieren, blieben hinter den hochgesteckten Erwartungen
zurück. Die Produktion von Goslarer Kupfer erreichte in den ersten
Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts etwa 2000 Zentner jährlich,
während man im Mansfelder Revier im gleichen Zeitraum wahr-
scheinlich mehr als die zehnfache Menge erzeugte. Ab 1534 lag
der Rammeisberger Kupferbergbau erneut für vier Jahrzehnte da-
nieder.
Der Handel mit Blei
Die Erzeugung von Silber ohne die gleichzeitige Ausbringung von
Blei ist wegen der polymetallischen Zusammensetzung der Harzer
Lagerstätten nicht möglich. Blei dürfte zunächst in den lokalen
Handel gelangt sein. Es wurde von Zinngießern, Fenstermachern,
Dachdeckern und bei der Herstellung von Keramik (Glasuren)
verwendet. Größere Mengen benötigte man für Gewichte, Senk-
blei, Plomben, Siegel, Särge, Wasserrohre oder Dachrinnen. Erst-
mals taucht Blei als Baumaterial im Jahre 1275 anlässlich der
Neueindeckung des Goslarer Domes auf. Die Nähe zum Rammels-
5 Spätromanisches Fenster (Bleiverglasung!) aus der Goslarer Marktkirche
(erste Hälfte 13. Jahrhundert). St. Cosmas und Damian heilen Menschen
und Tiere.
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