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Segers-Glocke, Christiane [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Auf den Spuren einer frühen Industrielandschaft: Naturraum - Mensch - Umwelt im Harz — Hameln: Niemeyer, Heft 21.2000

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Ulrich Willerding: Die Landschaft Harz
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51267#0050
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2 Auch von der für den Tourismus ausgebauten Harzhochstraße ist der
Ausblick auf die Rumpfflächen des Harzes möglich. Fichtenforsten bestim-
men weithin das Landschaftsbild. Heute leiden die Fichten stark unter den
Auswirkungen der Luftverschmutzung. (Blick von der Stieglitz-Ecke nach
Westen, Sommer 1998).


3 Der Blick über das Sonnenberger Moor zum Achtermann zeigt, wie
groß die natürlichen Offenlandflächen der Hochmoore sind. Charakteris-
tisch ist die uhrglasartige Wölbung des Hochmoores (Sommer 1985).

subalpine Tönung des Klimas. Dementsprechend steigen mit zu-
nehmender Höhe Niederschlag und Anzahl der Tage mit Schnee-
decke an, während die Temperaturen sinken (Abb 1).
Ackerbau - vor allem mit Weizen, Gerste und Zuckerrüben -
ist daher nur auf den fruchtbaren, meist von Löß bedeckten Böden
des Vorlandes sowie der Randgebiete möglich. Im Gebirge selbst
weisen Grünlandflächen im Umkreis der Bergstädte auf Viehwirt-
schaft hin. Neben den Weideflächen für die Sommerweide der
Rinder sind es ausgedehnte Bergwiesen, auf denen Heu für ihre
Stallhaltung im Winter geerntet wird.
Die Grünlandflächen erfreuen ebenso durch ihre buntblühen-
de Pflanzenwelt wie durch die Möglichkeiten, über die Rumpf-
flächen des Gebirges hinweg bis weit ins Vorland zu schauen
(Abb. 2). Allerdings ist die Rinderhaltung in der montanen Stufe
heute stark im Rückgang. Für die Erhaltung der floristisch und
ökologisch wertvollen Offenlandflächen wurden inzwischen
Programme ausgearbeitet, die bei extensiver Nutzung für den Be-
stand dieser eindrucksvollen und sehenswerten Pflanzenbestände
sorgen sollen. Einige dieser Grünlandflächen stehen inzwischen
sogar unter Naturschutz. Dazu muss allerdings ihr derzeitiges,
nicht auf intensive Nutzung ausgerichtetes Management beibehal-
ten werden.
Der zunehmenden Höhe entsprechend sinkt das durchschnitt-
liche Jahresmittel der Temperatur von 7 bis 8 °C in der collinen
Stufe auf 2,4 °C in der subalpinen Stufe. Das Jahresmittel des
Niederschlages steigt hingegen von knapp 900 mm in der collinen
Stufe bis auf ca. 1100 mm, die auf dem Brocken erreicht werden.
Die meisten der von Touristen besuchten Siedlungen befinden sich
in einer Höhenlage zwischen etwa 500 bis 750 m über NN, also in
der montanen Stufe. Die jährlichen Niederschläge betragen dort
1000 bis 1400 mm, das Durchschnittsmittel der Temperatur liegt
zwischen ca. 4 und 6 °C. Diese Höhenlage bietet gute Vorausset-
zungen für einen erholsamen Urlaub in allen Jahreszeiten.
Die Vegetation ändert sich - den Klimaverhältnissen entspre-
chend - ebenfalls mit zunehmender Höhe. Auf den ersten Blick ist
das allerdings oftmals nicht zu erkennen. Derzeit bedecken vor
allem Fichtenbestände das Gebirge von der collinen Stufe bis zur
Waldgrenze bei etwa 1100 m über NN. Erst bei näherem Hinsehen
wird deutlich, dass sich die Flora der collinen Talfettwiesen deutlich
von der der montanen Goldhafer-Wiesen unterscheidet. Dazu

tragen vor allem die montanen Florenelemente des Offenlandes
bei. Das sind unter anderem die aromatisch duftende Bärwurz, der
violett blühende Wald-Storchschnabel und die feuchtigkeitslieben-
de Trollblume. Bei näherem Hinschauen ist jedoch auch eine ge-
wisse Differenzierung in der Bodenvegetation der Fichtenbestände
zu erkennen. Im collinen Bereich handelt es sich dabei vor allem
um recht uniforme Grasdecken, in denen oft die zierliche Draht-
Schmiele mit ihren schmalen, glatten und glänzenden Grasblättern
dominant ist. Mit zunehmender Höhe kommen auch hier einige
montane Arten hinzu. Dazu gehören zum Beispiel das nieder-
liegende Harzer Labkraut, der anmutige, weißblühende Sieben-
stern und einige Bärlapp-Arten. In den Fichtenwäldern der orealen
Stufe setzt sich schließlich oftmals das hochwüchsige Wollige
Reitgras durch, wobei jedoch neben den schon genannten Wald-
pflanzen auch noch andere vorkommen können. Dies ist insbeson-
dere in der Nähe wild sprudelnder Bäche der Fall. Dort sind
gelegentlich Hochstaudenfluren zu finden, die sich durch ihre
bunte Blütenvielfalt auszeichnen.
Oberhalb von 700 m über NN erstrecken sich meist große
natürliche Offenlandflächen. Das sind die Hochmoore, die durch
ihre Uhrglas-ähnliche Aufwölbung charakterisiert sind (Abb. 3). Sie
haben sich oftmals in der direkten Nachbarschaft von Quellen
entwickelt. Die sich dort in den Niedermooren ansiedelnden Torf-
moose wuchsen allmählich empor und sorgten so dafür, dass die
Wurzeln der Moor-Pflanzen dem etwas nährsalzreicheren Quell-
wasser entzogen wurden. Sauerstoffmangel sowie eine starke
Versauerung im nassen Boden führten dazu, dass der mikrobielle
Abbau organischer Substanz weitgehend unterbleibt. In dem so
entstehenden Torf steht den Hochmoorpflanzen schließlich nur
noch das nährsalzarme Regenwasser zur Verfügung (ombrotrophe
Moore). In diesem, vor allem aus Torfmoosen entstehenden
Sphagnum-Torf bleiben neben den Moosresten auch andere
organische Materialien erhalten, so dass das wachsende
Hochmoor im Laufe der Zeit zu einer Art Urkundenbuch wird. Mit
Hilfe der dort abgelagerten Pflanzenreste kann neben der Ge-
schichte des Moores und seiner Vegetation auch die der Umge-
bung erschlossen werden. Die in den Hochmoortorf eingewehten
Pollenkörner und Sporen bleiben ebenfalls gut erhalten. Pollen-
analytische Untersuchungen können daher zur Klärung der Vege-
tationsgeschichte größerer Regionen beitragen. Dank der Vielzahl
der im Oberharz vorhandenen Hochmoore konnte daher die vege-

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