Das Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Die Chorgitter des Osnabrücker Domes - Metallkonservierung
und Restaurierung der Farbfassung unter Berücksichtigung
von Untersuchungen zum Aspekt des Korrosionsschutzes
Stefan Brüggerhoff, Heinrich Fendel (t), Vera Bendel, Georg J. Haber,
Maximilian Heimler, Peter Königfeld
Einleitung
Bei den umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Osnabrücker
Dom wurden auch die perspektivischen Gitter vor dem Chor-
umgang 1998 einer detaillierten Befunduntersuchung unter-
zogen. Dabei wurde ein bereits weit fortgeschrittenes Schadens-
bild festgestellt, sowohl an der metallischen Substanz, wie auch
an der polychromen Fassung. Vom Niedersächsischen Landesamt
für Denkmalpflege wurde eine ausführliche Bestands- und Scha-
denskartierung veranlasst. Eine Restaurierung wurde als dringend
erforderlich erkannt.
Für die komplexe Restaurierungsaufgabe wurde eine Arbeits-
gruppe unter Beteiligung des Niedersächsischen Landesamtes für
Denkmalpflege, des Dombaumeisters, des Fachbereichs Denk-
malschutz/Materialkunde des Deutschen Bergbau-Museums
Bochum als Berater für Fragen des Korrosionsschutzes und Mit-
arbeitern der Metallrestaurierungswerkstatt Haber & Brandner,
Regensburg, gebildet.
Die Entwicklung eines geeigneten Restaurierungskonzeptes
und dessen Umsetzung (und damit auch Überprüfung) konnte
dank der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Rahmen eines
Forschungsvorhabens mit dem Titel „Modellhafte Anwendung
und Weiterentwicklung von Schutzüberzügen und Korrosionsin-
hibitoren zur Konservierung des umweltgeschädigten barocken
Chorgitters im Dom zu Osnabrück" ausgeführt werden. So ließen
sich bei der Restaurierung und Konservierung in Osnabrück auch
parallel gewonnene Forschungsergebnisse des Deutschen Berg-
bau-Museums berücksichtigen, die zeitgleich im DBU-Projekt
„Korrosionsschutz für Industriedenkmäler aus Eisen und Stahl"
ermittelt wurden.
Der nachfolgende Beitrag gibt eine Zusammenfassung der
Arbeiten und Ergebnisse an dem Chorgitter. Er fußt auf dem
Restaurierungsbericht der Fa. Haber & Brandner, die mit der
Durchführung der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten
am Gitter beauftragt worden war.
1 Daten zum Objekt
Die nachfolgenden Ausführungen fassen die Daten des Objektes
zusammen und liefern eine kurze kunsthistorische Darstellung.
Ausführlichere Erläuterungen können den weiteren Beiträgen
dieses Bandes entnommen werden.
Das Chorgitter des Osnabrücker Doms entstand 1664 in der
Werkstatt des Kunstschmieds Christian Schmitt aus Dringenberg.
Über die Anfertigung der polychromen Fassung ist nichts bekannt.
Ursprünglich bildeten die jetzt getrennt aufgestellten Gitter als
zusammengehöriges Gitterwerk die Abtrennung vom Chor zum
Mittelschiff. 1938 wurden die Gitter an ihren heutigen Standort
gesetzt und schließen nun den Nord- und Südflügel des Chor-
umgangs ab. Zur Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten
wurden sie um neu angefertigte, schmale Seitenflügel ergänzt.
Auf dem südlichen Gitter öffnet sich auf den beiden Haupt-
flügeln ein illusionistischer Raum. Das perspektivische Spiel ent-
steht durch die Anordnung der Bänder und wird durch die poly-
chrome Fassung gesteigert. Die Bänder, die weiße und schwarze
Schattierungslinien tragen, sind zu einer doppelbogigen Öffnung
angeordnet. Ein Raum scheint in die Tiefe zu führen, der im Zen-
trum noch einmal durch eine Rundbogenöffnung weiter fortge-
führt wird. Figürliche Motive, Ewig-Licht-Ampeln, Engelsfiguren
und Blumen verdeutlichen die räumliche Situation. Nach oben
sind die Hauptgitter von einer geraden Balustrade abgeschlossen,
auf der zwischen Blumenbuketts Kerzenhalter angebracht sind.
Die scheinperspektivische Wirkung des nördlichen Gitters ist
zurückhaltender. Die Darstellungen der Apostel Petrus und Pau-
lus, darunter die Apostelthrone und darüber die Embleme Christi
und Marias bilden hier das zentrale Motiv auf den beiden Gitter-
flügeln. Auf die das Gitter nach oben abschließende Balustrade
sind ebenfalls Kerzenhalter gesetzt. Die Balustrade verläuft hier
nicht gerade, sondern fällt von der Mitte nach außen ab.
Auf den Seitengittern des nördlichen wie auch des südlichen
Gitters sind die jeweiligen ornamentalen Motive der Hauptgitter
wieder aufgegriffen worden. Die Darstellung der Kerzenhalter
wurde vom südlichen Hauptgitter adaptiert. Am nördlichen Git-
ter wurden die Seitengitter im unteren Bereich jeweils mit einer
Tafel geschmückt, wovon eine das Stadtwappen Osnabrücks, die
andere die Darstellung zweier Märtyrer zeigt.
Maße des Objektes:
Südliches Chorgitter:
Nördliches Chorgitter:
Höhe: 4,50 m
Breite gesamt: 4,47 m
Höhe: 4,00 m
Breite gesamt: 4,20 m
2 Bestandsaufnahme
2.1 Herstellungstechnische Merkmale
2.1.1 Gitter
Die originalen Gitterteile sind aus geschmiedeten Eisenstäben
und -blechen unterschiedlicher Materialstärken gearbeitet. Alle
originalen Verbindungen der einzelnen Bänder, Bleche und Stäbe
sind mit Eisennieten ausgeführt worden.
Die tragenden Rahmen der Flügel und Seitenteile sind aus
starkem Stabmaterial gefertigt, die perspektivischen Elemente
aus flachem Bandeisen und Blech. Auf der Rückseite befestigte
Queraussteifungen aus Stab- und Bandmaterial stabilisieren das
Gitterwerk.
Die 1938 ergänzten Seitengitter sind ebenfalls aus geschmie-
detem Eisen in einer den originalen Gitterteilen weitgehend
identischen Technik angefertigt worden. Dabei wurde jedoch
industriell gefertigtes Schmiedeeisen und Eisenblech verwendet,
dessen Oberflächenstruktur durch Überhämmern an die Original-
substanz angeglichen wurde.
2.1.2 Originale Farbfassung
Bei der originalen barocken Fassung handelt es sich um eine Fas-
sung mit Ölfarben. Diese war - so weit bei der derzeitigen Be-
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Die Chorgitter des Osnabrücker Domes - Metallkonservierung
und Restaurierung der Farbfassung unter Berücksichtigung
von Untersuchungen zum Aspekt des Korrosionsschutzes
Stefan Brüggerhoff, Heinrich Fendel (t), Vera Bendel, Georg J. Haber,
Maximilian Heimler, Peter Königfeld
Einleitung
Bei den umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Osnabrücker
Dom wurden auch die perspektivischen Gitter vor dem Chor-
umgang 1998 einer detaillierten Befunduntersuchung unter-
zogen. Dabei wurde ein bereits weit fortgeschrittenes Schadens-
bild festgestellt, sowohl an der metallischen Substanz, wie auch
an der polychromen Fassung. Vom Niedersächsischen Landesamt
für Denkmalpflege wurde eine ausführliche Bestands- und Scha-
denskartierung veranlasst. Eine Restaurierung wurde als dringend
erforderlich erkannt.
Für die komplexe Restaurierungsaufgabe wurde eine Arbeits-
gruppe unter Beteiligung des Niedersächsischen Landesamtes für
Denkmalpflege, des Dombaumeisters, des Fachbereichs Denk-
malschutz/Materialkunde des Deutschen Bergbau-Museums
Bochum als Berater für Fragen des Korrosionsschutzes und Mit-
arbeitern der Metallrestaurierungswerkstatt Haber & Brandner,
Regensburg, gebildet.
Die Entwicklung eines geeigneten Restaurierungskonzeptes
und dessen Umsetzung (und damit auch Überprüfung) konnte
dank der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Rahmen eines
Forschungsvorhabens mit dem Titel „Modellhafte Anwendung
und Weiterentwicklung von Schutzüberzügen und Korrosionsin-
hibitoren zur Konservierung des umweltgeschädigten barocken
Chorgitters im Dom zu Osnabrück" ausgeführt werden. So ließen
sich bei der Restaurierung und Konservierung in Osnabrück auch
parallel gewonnene Forschungsergebnisse des Deutschen Berg-
bau-Museums berücksichtigen, die zeitgleich im DBU-Projekt
„Korrosionsschutz für Industriedenkmäler aus Eisen und Stahl"
ermittelt wurden.
Der nachfolgende Beitrag gibt eine Zusammenfassung der
Arbeiten und Ergebnisse an dem Chorgitter. Er fußt auf dem
Restaurierungsbericht der Fa. Haber & Brandner, die mit der
Durchführung der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten
am Gitter beauftragt worden war.
1 Daten zum Objekt
Die nachfolgenden Ausführungen fassen die Daten des Objektes
zusammen und liefern eine kurze kunsthistorische Darstellung.
Ausführlichere Erläuterungen können den weiteren Beiträgen
dieses Bandes entnommen werden.
Das Chorgitter des Osnabrücker Doms entstand 1664 in der
Werkstatt des Kunstschmieds Christian Schmitt aus Dringenberg.
Über die Anfertigung der polychromen Fassung ist nichts bekannt.
Ursprünglich bildeten die jetzt getrennt aufgestellten Gitter als
zusammengehöriges Gitterwerk die Abtrennung vom Chor zum
Mittelschiff. 1938 wurden die Gitter an ihren heutigen Standort
gesetzt und schließen nun den Nord- und Südflügel des Chor-
umgangs ab. Zur Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten
wurden sie um neu angefertigte, schmale Seitenflügel ergänzt.
Auf dem südlichen Gitter öffnet sich auf den beiden Haupt-
flügeln ein illusionistischer Raum. Das perspektivische Spiel ent-
steht durch die Anordnung der Bänder und wird durch die poly-
chrome Fassung gesteigert. Die Bänder, die weiße und schwarze
Schattierungslinien tragen, sind zu einer doppelbogigen Öffnung
angeordnet. Ein Raum scheint in die Tiefe zu führen, der im Zen-
trum noch einmal durch eine Rundbogenöffnung weiter fortge-
führt wird. Figürliche Motive, Ewig-Licht-Ampeln, Engelsfiguren
und Blumen verdeutlichen die räumliche Situation. Nach oben
sind die Hauptgitter von einer geraden Balustrade abgeschlossen,
auf der zwischen Blumenbuketts Kerzenhalter angebracht sind.
Die scheinperspektivische Wirkung des nördlichen Gitters ist
zurückhaltender. Die Darstellungen der Apostel Petrus und Pau-
lus, darunter die Apostelthrone und darüber die Embleme Christi
und Marias bilden hier das zentrale Motiv auf den beiden Gitter-
flügeln. Auf die das Gitter nach oben abschließende Balustrade
sind ebenfalls Kerzenhalter gesetzt. Die Balustrade verläuft hier
nicht gerade, sondern fällt von der Mitte nach außen ab.
Auf den Seitengittern des nördlichen wie auch des südlichen
Gitters sind die jeweiligen ornamentalen Motive der Hauptgitter
wieder aufgegriffen worden. Die Darstellung der Kerzenhalter
wurde vom südlichen Hauptgitter adaptiert. Am nördlichen Git-
ter wurden die Seitengitter im unteren Bereich jeweils mit einer
Tafel geschmückt, wovon eine das Stadtwappen Osnabrücks, die
andere die Darstellung zweier Märtyrer zeigt.
Maße des Objektes:
Südliches Chorgitter:
Nördliches Chorgitter:
Höhe: 4,50 m
Breite gesamt: 4,47 m
Höhe: 4,00 m
Breite gesamt: 4,20 m
2 Bestandsaufnahme
2.1 Herstellungstechnische Merkmale
2.1.1 Gitter
Die originalen Gitterteile sind aus geschmiedeten Eisenstäben
und -blechen unterschiedlicher Materialstärken gearbeitet. Alle
originalen Verbindungen der einzelnen Bänder, Bleche und Stäbe
sind mit Eisennieten ausgeführt worden.
Die tragenden Rahmen der Flügel und Seitenteile sind aus
starkem Stabmaterial gefertigt, die perspektivischen Elemente
aus flachem Bandeisen und Blech. Auf der Rückseite befestigte
Queraussteifungen aus Stab- und Bandmaterial stabilisieren das
Gitterwerk.
Die 1938 ergänzten Seitengitter sind ebenfalls aus geschmie-
detem Eisen in einer den originalen Gitterteilen weitgehend
identischen Technik angefertigt worden. Dabei wurde jedoch
industriell gefertigtes Schmiedeeisen und Eisenblech verwendet,
dessen Oberflächenstruktur durch Überhämmern an die Original-
substanz angeglichen wurde.
2.1.2 Originale Farbfassung
Bei der originalen barocken Fassung handelt es sich um eine Fas-
sung mit Ölfarben. Diese war - so weit bei der derzeitigen Be-
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