Konservierung und Restaurierung von geschmiedeten und gefassten Eisenobjekten - eine Bestandsaufnahme
Die Konservierung gefasster Gusseisengrabmäler
auf dem Friedhof St. Peter in Straubing
Kerstin Brendel, Regina Lichtmaneker, Isolde Schmidt
Der historische Petersfriedhof und seine Eisengrabmäler
Isolde Schmidt
Friedhofsanlage und Grabmalbestand
Der Straubinger Petersfriedhof zählt zu den bedeutendsten und
reizvollsten historischen Friedhöfen Deutschlands. Die ringför-
mige Ummauerung umschließt die noch mittelalterliche Anlage
mit großer spätromanischer Basilika, drei spätgotischen Kapellen
und einem reichen Bestand an historischen Grabdenkmälern. Ein
unregelmäßiges Wegenetz verbindet die Gebäude, die Grab-
mäler stehen dicht gedrängt, in engen Reihen; auch die Außen-
wände der Kirche, der Kapellen sowie die Innenseite der hohen
Friedhofsmauer sind von Epitaphien und Wandgrabmälern be-
deckt. Ein alter Baumbestand, eine Vegetation aus typischen
Symbolpflanzen des Totenkultes wie Trauerweide, Pappel,
Lebensbaum und Efeu bemächtigen sich zusehends des von
Menschen Geschaffenen: Ein in einen Baumstamm eingewach-
senes Eisenkreuz, verwitterte und verfallende Grabdenkmäler,
die von Moosen und Flechten besiedelt, von Efeu überwuchert
werden, lassen den Ort zum Memento Mori, zum Sinnbild für
die Vergänglichkeit werden (Abb. 1). Der Straubinger Petersfried-
hof liegt abseits vom Stadtzentrum, in einem kleinen, eher dörf-
lichen Siedlungskern. Dieser Siedlungskern, bei dem in römischer
Zeit ein Militärkastell bestand, ist die Keimzelle Straubings. Als
im Jahr 1218 Herzog Ludwig I., der „Kelheimer", zwei Kilometer
westlich von dieser bis heute „Altstadt" genannten Siedlung
eine planmäßige „Neustadt" anlegen ließ, verlor der alte Ort an
Bedeutung. Unabhängig davon blieb der Petersfriedhof Begräb-
nisstätte der städtischen Bürgerschicht, deren Reichtum und
Gläubigkeit ihren Niederschlag in den Friedhofsbauten und Grab-
denkmälern fand. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Fried-
hof mehrfach erweitert. Im Jahr 1879, als keine entsprechende
Erweiterung mehr möglich war, musste er wegen Überbelegung
geschlossen werden. Nach der Auflassung verwandelte er sich
allmählich in eine romantische Gartenanlage, deren Dornröschen-
schlaf hier am Rande der Stadt bis heute kaum gestört wurde.
Der Grabmalbestand entspricht jenem zum Zeitpunkt der
Auflassung. Auf die turnusmäßige Abräumung und Neubelegung
von Grabstätten ist es zurückzuführen, dass die Mehrzahl der
Grabmäler im Friedhofsgelände in den letzten Jahrzehnten vor
1879 entstanden ist. Von den Veränderungen weniger betroffen
waren die Grabdenkmäler an den Wänden, die überwiegend
aus der Zeit vor 1700 stammen und teilweise bis ins Mittelalter
zurückgehen. Eine Besonderheit des Straubinger Petersfried-
1 Romantische Atmosphäre im historischen Petersfriedhof, Blick auf die Totenkapelle.
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Die Konservierung gefasster Gusseisengrabmäler
auf dem Friedhof St. Peter in Straubing
Kerstin Brendel, Regina Lichtmaneker, Isolde Schmidt
Der historische Petersfriedhof und seine Eisengrabmäler
Isolde Schmidt
Friedhofsanlage und Grabmalbestand
Der Straubinger Petersfriedhof zählt zu den bedeutendsten und
reizvollsten historischen Friedhöfen Deutschlands. Die ringför-
mige Ummauerung umschließt die noch mittelalterliche Anlage
mit großer spätromanischer Basilika, drei spätgotischen Kapellen
und einem reichen Bestand an historischen Grabdenkmälern. Ein
unregelmäßiges Wegenetz verbindet die Gebäude, die Grab-
mäler stehen dicht gedrängt, in engen Reihen; auch die Außen-
wände der Kirche, der Kapellen sowie die Innenseite der hohen
Friedhofsmauer sind von Epitaphien und Wandgrabmälern be-
deckt. Ein alter Baumbestand, eine Vegetation aus typischen
Symbolpflanzen des Totenkultes wie Trauerweide, Pappel,
Lebensbaum und Efeu bemächtigen sich zusehends des von
Menschen Geschaffenen: Ein in einen Baumstamm eingewach-
senes Eisenkreuz, verwitterte und verfallende Grabdenkmäler,
die von Moosen und Flechten besiedelt, von Efeu überwuchert
werden, lassen den Ort zum Memento Mori, zum Sinnbild für
die Vergänglichkeit werden (Abb. 1). Der Straubinger Petersfried-
hof liegt abseits vom Stadtzentrum, in einem kleinen, eher dörf-
lichen Siedlungskern. Dieser Siedlungskern, bei dem in römischer
Zeit ein Militärkastell bestand, ist die Keimzelle Straubings. Als
im Jahr 1218 Herzog Ludwig I., der „Kelheimer", zwei Kilometer
westlich von dieser bis heute „Altstadt" genannten Siedlung
eine planmäßige „Neustadt" anlegen ließ, verlor der alte Ort an
Bedeutung. Unabhängig davon blieb der Petersfriedhof Begräb-
nisstätte der städtischen Bürgerschicht, deren Reichtum und
Gläubigkeit ihren Niederschlag in den Friedhofsbauten und Grab-
denkmälern fand. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Fried-
hof mehrfach erweitert. Im Jahr 1879, als keine entsprechende
Erweiterung mehr möglich war, musste er wegen Überbelegung
geschlossen werden. Nach der Auflassung verwandelte er sich
allmählich in eine romantische Gartenanlage, deren Dornröschen-
schlaf hier am Rande der Stadt bis heute kaum gestört wurde.
Der Grabmalbestand entspricht jenem zum Zeitpunkt der
Auflassung. Auf die turnusmäßige Abräumung und Neubelegung
von Grabstätten ist es zurückzuführen, dass die Mehrzahl der
Grabmäler im Friedhofsgelände in den letzten Jahrzehnten vor
1879 entstanden ist. Von den Veränderungen weniger betroffen
waren die Grabdenkmäler an den Wänden, die überwiegend
aus der Zeit vor 1700 stammen und teilweise bis ins Mittelalter
zurückgehen. Eine Besonderheit des Straubinger Petersfried-
1 Romantische Atmosphäre im historischen Petersfriedhof, Blick auf die Totenkapelle.
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