Konservierung und Restaurierung von geschmiedeten und gefassten Eisenobjekten - eine Bestandsaufnahme
Die Restaurierung von drei gefassten Schmiedeeisengittern aus dem
Kreuzgang des Stiftes Heiligenkreuz in Niederösterreich
Elisabeth Krebs
In den Jahren 1989 bis 1992 wurden drei Schmiedeeisengitter
des Zisterzienserklosters Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich
restauriert. Es handelt sich dabei um zwei barocke Kapellengitter
aus den Jahren 1712 und 1713 sowie ein Gitter zum Kapitelsaal,
welches 1670 angefertigt wurde.
Die beiden Kapellen und der Kapitelsaal sind vom einseitig
offenen Kreuzgang aus zu begehen, daher sind die schmiede-
eisernen Tore enormen klimatischen Belastungen ausgesetzt.
Die im 19. Jahrhundert verstärkt aufgekommene Mode,
schmiedeeiserne Objekte, insbesondere Gitter und Grabkreuze
schwarz zu überfassen1, hat auch vor den Objekten des Stiftes
nicht Halt gemacht. Viel zu wenig ist bekannt, dass derartige
Objekte bis zum 19. Jahrhundert meist polychrom gefasst waren.
Besonders in Renaissance und Barock erreichte nicht nur die
Schmiedekunst, sondern auch die Bemalung der Eisenobjekte
ihren Höhepunkt. Vergoldungen und Farbgebungen in hellblau,
grün, rot und weiß verliehen den Gittern ein lockeres, netzarti-
ges Gefüge. Es entstand mit Sicherheit ein anderer Eindruck als
durch ein schwarz gefasstes Gitter, das auf den Betrachter oft
weit massiver wirkt, als es ursprünglich gedacht war.
Noch vor 15 Jahren ging man bei den damals viel zu wenig
beachteten Eisenobjekten bezüglich konservatorischer Über-
legungen von einer „Entkleidung" des Objektes aus; meist mit
dem Argument, den Rost vollständig entfernen zu müssen. Mit-
tels Strahlverfahren wurden derartige Objekte von alten Anstri-
1 Gitter des Kapitelsaales, datiert 1670, im Zustand nach der Restaurie-
rung.
chen „befreit". Damit wurde ein wichtiges Gestaltungselement
unwiederbringlich vernichtet. Da die Oxidationsprodukte des
Eisens, die bei der Korrosion entstehen, ein vielfach größeres
Volumen als das Ausgangsprodukt haben, erscheint ein Objekt
an der Oberfläche oft massiv verrostet und somit unrettbar. Dar-
unter können sich aber originale Malschichten und ein „relativ"
intaktes Eisen verbergen.
Drei barocke Schmiedeeisengitter - Form und Machart
Das Gitter zum Kapitelsaal
Das Gitter zum Kapitelsaal stammt aus dem Jahr 1670. Flach- und
Rundstahl bestimmen die Form des Werkes. In den mit Flach-
eisen begrenzten Füllungsfeldern befinden sich Voluten, Spiral-
motive und Schlingen aus geschmiedetem Rundstahl. Blickfang
ist ein Herz im Zentrum, durchbohrt von vier Pfeilen, welches das
obere Füllungsfeld der Türe gliedert. Mehrblättrige geschmiedete
Blüten aus Blech sind an die Hauptträger und die Oberlichte in
Rundbogenform genietet. Ausgeschmiedete Bereiche der Orna-
mentik sowie die Hauptträger sind in Einhautechnik verziert. Ein
Blechschild im Bogenfeld trägt das Stiftswappen und jenes des
1670 amtierenden Abtes Clemens Schäfer.
Die Gitter der Annen- und der Totenkapelle
Die beiden Kapellengitter, deren Entstehungszeit mit 1712
(Annenkapelle) und 1713 (Totenkapelle) datiert ist, sind in ihrer
äußeren Form ähnlich gestaltet. Das Vierkantgestänge trägt
gesenkgeschmiedete Blattornamente, Voluten und Blüten. Blät-
ter und Voluten wurden mit dem Gestänge feuerverschweißt,
die Blüten durch Vernietung montiert. Die äußere Form der Git-
ter ist unterschiedlich, das Gitter der Annenkapelle mit einer ein-
flügeligen Türe und Rundbogen, jenes der Totenkapelle mit einer
zweiflügeligen Türe und einem im 19. Jahrhundert hinzugefüg-
ten Spitzbogen versehen. Am Hauptträger der Gitter geben
Schlagpunzen Auskunft über den Schmiedemeister der Werke.
Originale Farbgebung
Gitter des Kapitelsaales 1670
Die Erstfassung des Gitters besteht aus Bleiweiß auf Ölbasis,
welches mit Kohleschwarz versetzt wurde. Der Farbton ergibt
ein gedämpftes Blaugrau. Blütenblätter, Bünde, Volutenspitzen
und Teilbereiche der Ornamentik wurden blattvergoldet. Die Fas-
sung wurde ohne Grundierung aufgebracht. Die Zweitfassung
des Gitters wurde als Smalte-Bleiweiß-Fassung identifiziert. An
den Ornamentbereichen wurde neuerlich Blattgold aufgebracht.
Gitter von Annenkapelle 1712 und Totenkapelle 1713
Die Analysen der Fassungen beider Kapellengitter ergaben als
Originalfassung einen hellblauen Ölanstrich, der sich aus Blei-
weiß und Indigo zusammensetzt. Blatt- und Blütenwerk wurden
lediglich mit Bleiweiß grundiert und anschließend mit einer Blei-
weiß-Ockermischung gefasst. Am Gitter zur Totenkapelle fanden
sich minimale Reste einer Schlagmetallauflage auf dem Ocker.
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Die Restaurierung von drei gefassten Schmiedeeisengittern aus dem
Kreuzgang des Stiftes Heiligenkreuz in Niederösterreich
Elisabeth Krebs
In den Jahren 1989 bis 1992 wurden drei Schmiedeeisengitter
des Zisterzienserklosters Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich
restauriert. Es handelt sich dabei um zwei barocke Kapellengitter
aus den Jahren 1712 und 1713 sowie ein Gitter zum Kapitelsaal,
welches 1670 angefertigt wurde.
Die beiden Kapellen und der Kapitelsaal sind vom einseitig
offenen Kreuzgang aus zu begehen, daher sind die schmiede-
eisernen Tore enormen klimatischen Belastungen ausgesetzt.
Die im 19. Jahrhundert verstärkt aufgekommene Mode,
schmiedeeiserne Objekte, insbesondere Gitter und Grabkreuze
schwarz zu überfassen1, hat auch vor den Objekten des Stiftes
nicht Halt gemacht. Viel zu wenig ist bekannt, dass derartige
Objekte bis zum 19. Jahrhundert meist polychrom gefasst waren.
Besonders in Renaissance und Barock erreichte nicht nur die
Schmiedekunst, sondern auch die Bemalung der Eisenobjekte
ihren Höhepunkt. Vergoldungen und Farbgebungen in hellblau,
grün, rot und weiß verliehen den Gittern ein lockeres, netzarti-
ges Gefüge. Es entstand mit Sicherheit ein anderer Eindruck als
durch ein schwarz gefasstes Gitter, das auf den Betrachter oft
weit massiver wirkt, als es ursprünglich gedacht war.
Noch vor 15 Jahren ging man bei den damals viel zu wenig
beachteten Eisenobjekten bezüglich konservatorischer Über-
legungen von einer „Entkleidung" des Objektes aus; meist mit
dem Argument, den Rost vollständig entfernen zu müssen. Mit-
tels Strahlverfahren wurden derartige Objekte von alten Anstri-
1 Gitter des Kapitelsaales, datiert 1670, im Zustand nach der Restaurie-
rung.
chen „befreit". Damit wurde ein wichtiges Gestaltungselement
unwiederbringlich vernichtet. Da die Oxidationsprodukte des
Eisens, die bei der Korrosion entstehen, ein vielfach größeres
Volumen als das Ausgangsprodukt haben, erscheint ein Objekt
an der Oberfläche oft massiv verrostet und somit unrettbar. Dar-
unter können sich aber originale Malschichten und ein „relativ"
intaktes Eisen verbergen.
Drei barocke Schmiedeeisengitter - Form und Machart
Das Gitter zum Kapitelsaal
Das Gitter zum Kapitelsaal stammt aus dem Jahr 1670. Flach- und
Rundstahl bestimmen die Form des Werkes. In den mit Flach-
eisen begrenzten Füllungsfeldern befinden sich Voluten, Spiral-
motive und Schlingen aus geschmiedetem Rundstahl. Blickfang
ist ein Herz im Zentrum, durchbohrt von vier Pfeilen, welches das
obere Füllungsfeld der Türe gliedert. Mehrblättrige geschmiedete
Blüten aus Blech sind an die Hauptträger und die Oberlichte in
Rundbogenform genietet. Ausgeschmiedete Bereiche der Orna-
mentik sowie die Hauptträger sind in Einhautechnik verziert. Ein
Blechschild im Bogenfeld trägt das Stiftswappen und jenes des
1670 amtierenden Abtes Clemens Schäfer.
Die Gitter der Annen- und der Totenkapelle
Die beiden Kapellengitter, deren Entstehungszeit mit 1712
(Annenkapelle) und 1713 (Totenkapelle) datiert ist, sind in ihrer
äußeren Form ähnlich gestaltet. Das Vierkantgestänge trägt
gesenkgeschmiedete Blattornamente, Voluten und Blüten. Blät-
ter und Voluten wurden mit dem Gestänge feuerverschweißt,
die Blüten durch Vernietung montiert. Die äußere Form der Git-
ter ist unterschiedlich, das Gitter der Annenkapelle mit einer ein-
flügeligen Türe und Rundbogen, jenes der Totenkapelle mit einer
zweiflügeligen Türe und einem im 19. Jahrhundert hinzugefüg-
ten Spitzbogen versehen. Am Hauptträger der Gitter geben
Schlagpunzen Auskunft über den Schmiedemeister der Werke.
Originale Farbgebung
Gitter des Kapitelsaales 1670
Die Erstfassung des Gitters besteht aus Bleiweiß auf Ölbasis,
welches mit Kohleschwarz versetzt wurde. Der Farbton ergibt
ein gedämpftes Blaugrau. Blütenblätter, Bünde, Volutenspitzen
und Teilbereiche der Ornamentik wurden blattvergoldet. Die Fas-
sung wurde ohne Grundierung aufgebracht. Die Zweitfassung
des Gitters wurde als Smalte-Bleiweiß-Fassung identifiziert. An
den Ornamentbereichen wurde neuerlich Blattgold aufgebracht.
Gitter von Annenkapelle 1712 und Totenkapelle 1713
Die Analysen der Fassungen beider Kapellengitter ergaben als
Originalfassung einen hellblauen Ölanstrich, der sich aus Blei-
weiß und Indigo zusammensetzt. Blatt- und Blütenwerk wurden
lediglich mit Bleiweiß grundiert und anschließend mit einer Blei-
weiß-Ockermischung gefasst. Am Gitter zur Totenkapelle fanden
sich minimale Reste einer Schlagmetallauflage auf dem Ocker.
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