Das Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
13 Osnabrück, Dom, ehemaliges Chorgitter, südlicher Teil, verbräunter
„Läufer" des Kunstharzüberzuges von 1946 (Aufnahme 1998).
1938 mikrochemisch betrachtet und grob charakterisiert (Labor
Dr. Rehbaum). Die Untersuchungen zielten darauf, festzustellen,
ob und wie der verbräunte Firnis sich von den darunterliegenden
Farbschichten trennen lassen würde:
• Beim Firnis handelt es sich um ein Kunstharz mit öligen
Anteilen, wahrscheinlich ein Ölalkyd-Produkt.
• Die darunter befindlichen Schichten (Überfassung von 1938)
sind ölmodifizierte Kunstharzfarben. Demzufolge enthalten
sie ähnliche Bestandteile wie die Firnisschicht und sind frei-
legungstechnisch nur schwer voneinander zu trennen. Die
Abnahme des Firnisüberzugs erwies sich daher als äußerst
problematisch. Dazu mussten verschiedene Freilegungstech-
nologien erprobt und hinsichtlich Effizienz und Substanz-
schonung diskutiert werden. Abschließend entschied man
sich in der Arbeitsgruppe für eine differenzierte Vorgehens-
weise aus mechanischer Freilegung in Verbindung mit dem
Einsatz von Lösemitteln (siehe Kap. 4.8).
Eine im Zusammenhang mit der Schadenskartierung durch-
geführte Röntgenfluoreszenzanalyse am entnommenen Fries-
ornament (Abb. 8) lieferte weitere Informationen zu den ver-
schiedenen Fassungen auf den Gitterseiten. Ermittelt wurden
beim Durchstrahlen der Fassungsschichten relative Gehalte ver-
schiedener Elemente. Da der Eisenträger mehr oder weniger
stark mit erfasst wurde (wegen der gewünschten zerstörungs-
freien Analyse erfolgte keine Abnahme der Farbschicht), war
allerdings keine exakte Quantifizierung in den Fassungsschichten
möglich: Die graue Fassung auf der Gitterrückseite (vermutlich
1938 als Überfassung aufgebracht) ist hoch bleihaltig (90% rel.)
und enthält nur geringe Zink- und Zinnanteile (etwa 2 % rel.).
In den Fassungen auf der Vorderseite (rote und schwarze Be-
reiche wurden betrachtet) ist ebenfalls ein deutlicher Anteil
an Blei enthalten. Dieser erreicht jedoch bei weitem nicht die
Schichtdicke der grauen Fassung auf der Rückseite (Rot: ca.
28% rel., Schwarz: 52% rel.). Die Zinngehalte auf der Vorder-
seite (Retusche-Maßnahme aus 1938) liegen höher als auf der
Rückseite (ca. 5% rel.). Die ölvergoldeten Flächen bilden die
dünnsten Deckschichten. Der niedrige Bleiwert (ca. 3% rel.)
zeigt, dass sich unter der Ölvergoldung offensichtlich keine
bleihaltige Grundierung (Deckschicht [Bleimennige]) auf dem
Metallkern befindet. Dies deckt sich mit der Schadenskartierung,
welche alle ölvergoldeten Flächen als besonders korrosionsge-
schädigt ausweist.
3.2 Naturwissenschaftliche Untersuchung
zu Konservierungsmaterialien
Im Fachbereich Denkmalschutz/Materialkunde des Deutschen
Bergbau-Museums wurden im Vorfeld der Restaurierungsarbei-
ten Untersuchungen zur Wirksamkeit verschiedener Konservie-
rungsmittel durchgeführt. Dabei standen folgende Aspekte im
Vordergrund der Untersuchungen:
• Auswahl eines geeigneten Beschichtungsmaterials zum
Schutz der freigelegten Oberfläche des Schmiedeeisens,
sowohl unter Berücksichtigung einer verbleibenden leichten,
aber tragfähigen Korrosionsschicht mit alten Fassungsresten
als auch bei vollständig gereinigter Oberfläche.
• Untersuchung des Penetrationsverhaltens von Beschich-
tungsstoffen bei einer Spalt- und Nietsituation und Bewer-
tung der resultierenden Schutzwirkung.
• Untersuchung des Penetrations- und Festigungsverhaltens
von Beschichtungsstoffen zur Sicherung von unterrosteten
Fassungsbereichen und erste Ansätze zur Bewertung der
Schutzwirkung entsprechender Systeme.
• Überprüfung des Verhaltens von ölhaltigen Stoffen; hier
besonders im Hinblick auf die Fragestellung einer Innen-
raumbelastung mit wechselnden relativen Luftfeuchten.
• Einsatz von Inhibitoren bei teilkorrodierten Untergründen.
3.2.1 Untersuchungsverfahren und Bewertungskriterien
Die Untersuchungen wurden als Laborprüfungen an Testsubstra-
ten ausgeführt, um die Originalsubstanz nicht zu beeinträchtigen.
Wie bereits erwähnt, wurde dabei auf Erfahrungen aus anderen
Forschungsarbeiten zurückgegriffen (SEIPELT et al. 1998). Nach-
folgend sind die Parameter der Untersuchungen kurz skizziert.
Details können der angegebenen Literatur entnommen werden.
Testsubstrate:
Standardtyp: Stahlbleche (niedrig legiert, Typ DC 04 B;
Abmessungen: 10x5 cm):
a) blank (entfettete Oberfläche),
b) vorkorrodiert I: schollige Korrosionsschicht,
c) vorkorrodiert II: schollige Korrosionsschicht anschließend
mit Walnussschalen-Granulat zur Herstellung eines trag-
fähigen Untergrundes gestrahlt.
angepasstes Testmaterial: schmiedeeiserne Streben (korro-
diertes Altmaterial, geliefert durch Fa. Haber & Brandner):
a) Vorderseite V (mit Schlagzahl): gestrahlt mit „Rubin"
(scharfkantiges mineralisches Strahlmittel), daher Ober-
fläche blank,
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13 Osnabrück, Dom, ehemaliges Chorgitter, südlicher Teil, verbräunter
„Läufer" des Kunstharzüberzuges von 1946 (Aufnahme 1998).
1938 mikrochemisch betrachtet und grob charakterisiert (Labor
Dr. Rehbaum). Die Untersuchungen zielten darauf, festzustellen,
ob und wie der verbräunte Firnis sich von den darunterliegenden
Farbschichten trennen lassen würde:
• Beim Firnis handelt es sich um ein Kunstharz mit öligen
Anteilen, wahrscheinlich ein Ölalkyd-Produkt.
• Die darunter befindlichen Schichten (Überfassung von 1938)
sind ölmodifizierte Kunstharzfarben. Demzufolge enthalten
sie ähnliche Bestandteile wie die Firnisschicht und sind frei-
legungstechnisch nur schwer voneinander zu trennen. Die
Abnahme des Firnisüberzugs erwies sich daher als äußerst
problematisch. Dazu mussten verschiedene Freilegungstech-
nologien erprobt und hinsichtlich Effizienz und Substanz-
schonung diskutiert werden. Abschließend entschied man
sich in der Arbeitsgruppe für eine differenzierte Vorgehens-
weise aus mechanischer Freilegung in Verbindung mit dem
Einsatz von Lösemitteln (siehe Kap. 4.8).
Eine im Zusammenhang mit der Schadenskartierung durch-
geführte Röntgenfluoreszenzanalyse am entnommenen Fries-
ornament (Abb. 8) lieferte weitere Informationen zu den ver-
schiedenen Fassungen auf den Gitterseiten. Ermittelt wurden
beim Durchstrahlen der Fassungsschichten relative Gehalte ver-
schiedener Elemente. Da der Eisenträger mehr oder weniger
stark mit erfasst wurde (wegen der gewünschten zerstörungs-
freien Analyse erfolgte keine Abnahme der Farbschicht), war
allerdings keine exakte Quantifizierung in den Fassungsschichten
möglich: Die graue Fassung auf der Gitterrückseite (vermutlich
1938 als Überfassung aufgebracht) ist hoch bleihaltig (90% rel.)
und enthält nur geringe Zink- und Zinnanteile (etwa 2 % rel.).
In den Fassungen auf der Vorderseite (rote und schwarze Be-
reiche wurden betrachtet) ist ebenfalls ein deutlicher Anteil
an Blei enthalten. Dieser erreicht jedoch bei weitem nicht die
Schichtdicke der grauen Fassung auf der Rückseite (Rot: ca.
28% rel., Schwarz: 52% rel.). Die Zinngehalte auf der Vorder-
seite (Retusche-Maßnahme aus 1938) liegen höher als auf der
Rückseite (ca. 5% rel.). Die ölvergoldeten Flächen bilden die
dünnsten Deckschichten. Der niedrige Bleiwert (ca. 3% rel.)
zeigt, dass sich unter der Ölvergoldung offensichtlich keine
bleihaltige Grundierung (Deckschicht [Bleimennige]) auf dem
Metallkern befindet. Dies deckt sich mit der Schadenskartierung,
welche alle ölvergoldeten Flächen als besonders korrosionsge-
schädigt ausweist.
3.2 Naturwissenschaftliche Untersuchung
zu Konservierungsmaterialien
Im Fachbereich Denkmalschutz/Materialkunde des Deutschen
Bergbau-Museums wurden im Vorfeld der Restaurierungsarbei-
ten Untersuchungen zur Wirksamkeit verschiedener Konservie-
rungsmittel durchgeführt. Dabei standen folgende Aspekte im
Vordergrund der Untersuchungen:
• Auswahl eines geeigneten Beschichtungsmaterials zum
Schutz der freigelegten Oberfläche des Schmiedeeisens,
sowohl unter Berücksichtigung einer verbleibenden leichten,
aber tragfähigen Korrosionsschicht mit alten Fassungsresten
als auch bei vollständig gereinigter Oberfläche.
• Untersuchung des Penetrationsverhaltens von Beschich-
tungsstoffen bei einer Spalt- und Nietsituation und Bewer-
tung der resultierenden Schutzwirkung.
• Untersuchung des Penetrations- und Festigungsverhaltens
von Beschichtungsstoffen zur Sicherung von unterrosteten
Fassungsbereichen und erste Ansätze zur Bewertung der
Schutzwirkung entsprechender Systeme.
• Überprüfung des Verhaltens von ölhaltigen Stoffen; hier
besonders im Hinblick auf die Fragestellung einer Innen-
raumbelastung mit wechselnden relativen Luftfeuchten.
• Einsatz von Inhibitoren bei teilkorrodierten Untergründen.
3.2.1 Untersuchungsverfahren und Bewertungskriterien
Die Untersuchungen wurden als Laborprüfungen an Testsubstra-
ten ausgeführt, um die Originalsubstanz nicht zu beeinträchtigen.
Wie bereits erwähnt, wurde dabei auf Erfahrungen aus anderen
Forschungsarbeiten zurückgegriffen (SEIPELT et al. 1998). Nach-
folgend sind die Parameter der Untersuchungen kurz skizziert.
Details können der angegebenen Literatur entnommen werden.
Testsubstrate:
Standardtyp: Stahlbleche (niedrig legiert, Typ DC 04 B;
Abmessungen: 10x5 cm):
a) blank (entfettete Oberfläche),
b) vorkorrodiert I: schollige Korrosionsschicht,
c) vorkorrodiert II: schollige Korrosionsschicht anschließend
mit Walnussschalen-Granulat zur Herstellung eines trag-
fähigen Untergrundes gestrahlt.
angepasstes Testmaterial: schmiedeeiserne Streben (korro-
diertes Altmaterial, geliefert durch Fa. Haber & Brandner):
a) Vorderseite V (mit Schlagzahl): gestrahlt mit „Rubin"
(scharfkantiges mineralisches Strahlmittel), daher Ober-
fläche blank,
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