Konservierung und Restaurierung von geschmiedeten und gefassten Eisenobjekten - eine Bestandsaufnahme
12 Bogenfeld des Gitters zum Kapitelsaal in restauriertem Zustand.
13 Freilegung der hellblauen und ockerfarbenen Originalfassung
von 1713 am Gitter zur Totenkapelle.
Abnahme der Korrosionsprodukte -
Konservierung des Eisens
Bei der Korrosionsbehandlung an gefassten Eisenobjekten kann
lediglich von einer Rostreduzierung gesprochen werden. Die
Abnahme der Korrosionsprodukte erfolgte bei allen 3 Gittern
ausschließlich mechanisch.
An den Gittern der Annen- und der Totenkapelle waren die
aufliegenden Korrosionsschichten, welche die Fassung durch-
wanderten, zum Teil millimeterdick. Die Rostschichten wurden
mittels Kugelkopffräsern mit einem Durchmesser von 0,5 bis
2 mm abgetragen, ohne das gesunde Eisen zu beschädigen.
Entlang der Fassungsränder konnte auf Grund des klein dimen-
sionierten Werkzeuges gezielt und ohne Schädigung der Mal-
schichten gearbeitet werden.
An korrodierten Bereichen mit großem Fassungsverlust wurde
der Rost mit rotierenden Stahldrahtbürsten abgenommen.
Korrosionsprodukte am Gitter von 1670 wurden größtenteils
mechanisch mit dem Skalpell abgenommen. An mit Korrosions-
produkten durchwanderten Bereichen der Malschicht wurde das
Feinstrahlverfahren angewendet.
An rostreduzierten Bereichen - vorwiegend bei den verblie-
benen Korrosionsprodukten an den Fassungsrändern und an den
tiefporig korrodierten Oberflächen - wurde eine Konservierung
mit Tannin durchgeführt.
Die Konservierung kunsthandwerklicher Objekte mit Tannin
war bis vor einigen Jahren eine gängige Methode. Heute weiß
man, dass Tannin die Eisenoberfläche lediglich dunkel färbt.
Technische Maßnahmen
Störende Fehlstellen in der Blattornamentik wurden form- und
materialgetreu ergänzt und mit Rücksicht auf die Erhaltung von
originalen Fassungsresten an das Original genietet. Zur künfti-
gen Verringerung einer Schädigung durch Wandfeuchte wurde
die ursprünglich seitlich ins Steingewände eingeputzte Rahmung
des Annenkapellengitters mit Distanz zur Wand wieder einge-
baut. Dazu musste in den Wandputz eine Nut gestemmt werden.
Retusche
Fehlstellen der Fassung wurden an allen 3 Gittern durch Punkt-
retusche ergänzt und optisch an den gealterten Zustand des
Originals angeglichen. Die Retuschen wurden mit lichtechten
Ölfarben mit Standölzusatz ausgeführt. Dies galt auch für Fehl-
stellen in der Blattvergoldung, die mit Blattgold und einer Öllasur
entsprechend dem Altwert dem umliegenden Original angepasst
wurden.
Oberflächenschutz /Konservierung
Die Oberflächen wurden auf Grund der stark geschädigten Fas-
sungsbereiche und des freiliegenden Eisens mit einer schützen-
den Konservierungsschicht überzogen. Diese erfolgte nach ent-
sprechender Trocknungszeit der Ölretuschen mit 10 %-igem
Paraloid B72, gelöst in Toluol. Das Paraloid wurde mit dem Luft-
pinsel in fünf Schichten dünn gespritzt.
Jeweils die letzten beiden Schichten wurden aus optischen
Gründen mit einem Polypropylenwachs als Mattierungszusatz
versetzt.
Pflegemaßnahmen - 11 Jahre Wartung
Zur Pflege der Gitter wurde mit dem Auftraggeber eine regel-
mäßige Wartung vereinbart. Sie beinhaltet eine sorgfältige
Oberflächenreinigung sowie nach Bedarf eine Auffrischung des
Schutzüberzuges. Wir können nun auf eine 9- bis 11jährige War-
tungsperiode zurückblicken, in welcher die Gitter einmal jährlich
sorgfältig abgestaubt und innerhalb dieser Zeit mit einer weite-
ren Schutzschichte aus Paraloid B72 überstrichen wurden.
Der heutige Zustand zeigt neuerliche punktförmig durch
die Malschicht wachsende Korrosionspusteln, die vorwiegend in
bodennahen Bereichen auftreten. Dies ist in Anbetracht einer
Luftfeuchte von 80 bis 100 % nicht erschreckend und beeinträch-
tigt das optische Erscheinungsbild nur geringfügig. Die Ölretu-
schen sind optisch stark verblasst, die Ursache liegt vielleicht in
der mit Tannin behandelten Eisenoberfläche. Möglicherweise ist
das Tannin in die Malschicht eingedrungen und hat diese ver-
färbt. Die Sinnhaftigkeit der Tanninbehandlung - sofern sie nicht
aus optischen Gründen erforderlich ist - wäre bei einer erneuten
Konservierung zu überdenken.
Die Freilegung von historischen Schmiedeeisenobjekten auf
ihre ursprüngliche Fassung ist sowohl zeit- als auch kostenauf-
wändig. Des Weiteren benötigen die Objekte auch nach der
Restaurierung eine „körperliche" Pflege durch den Restaurator.
Das optische Erscheinungsbild eines auf seine Originalfassung
98
12 Bogenfeld des Gitters zum Kapitelsaal in restauriertem Zustand.
13 Freilegung der hellblauen und ockerfarbenen Originalfassung
von 1713 am Gitter zur Totenkapelle.
Abnahme der Korrosionsprodukte -
Konservierung des Eisens
Bei der Korrosionsbehandlung an gefassten Eisenobjekten kann
lediglich von einer Rostreduzierung gesprochen werden. Die
Abnahme der Korrosionsprodukte erfolgte bei allen 3 Gittern
ausschließlich mechanisch.
An den Gittern der Annen- und der Totenkapelle waren die
aufliegenden Korrosionsschichten, welche die Fassung durch-
wanderten, zum Teil millimeterdick. Die Rostschichten wurden
mittels Kugelkopffräsern mit einem Durchmesser von 0,5 bis
2 mm abgetragen, ohne das gesunde Eisen zu beschädigen.
Entlang der Fassungsränder konnte auf Grund des klein dimen-
sionierten Werkzeuges gezielt und ohne Schädigung der Mal-
schichten gearbeitet werden.
An korrodierten Bereichen mit großem Fassungsverlust wurde
der Rost mit rotierenden Stahldrahtbürsten abgenommen.
Korrosionsprodukte am Gitter von 1670 wurden größtenteils
mechanisch mit dem Skalpell abgenommen. An mit Korrosions-
produkten durchwanderten Bereichen der Malschicht wurde das
Feinstrahlverfahren angewendet.
An rostreduzierten Bereichen - vorwiegend bei den verblie-
benen Korrosionsprodukten an den Fassungsrändern und an den
tiefporig korrodierten Oberflächen - wurde eine Konservierung
mit Tannin durchgeführt.
Die Konservierung kunsthandwerklicher Objekte mit Tannin
war bis vor einigen Jahren eine gängige Methode. Heute weiß
man, dass Tannin die Eisenoberfläche lediglich dunkel färbt.
Technische Maßnahmen
Störende Fehlstellen in der Blattornamentik wurden form- und
materialgetreu ergänzt und mit Rücksicht auf die Erhaltung von
originalen Fassungsresten an das Original genietet. Zur künfti-
gen Verringerung einer Schädigung durch Wandfeuchte wurde
die ursprünglich seitlich ins Steingewände eingeputzte Rahmung
des Annenkapellengitters mit Distanz zur Wand wieder einge-
baut. Dazu musste in den Wandputz eine Nut gestemmt werden.
Retusche
Fehlstellen der Fassung wurden an allen 3 Gittern durch Punkt-
retusche ergänzt und optisch an den gealterten Zustand des
Originals angeglichen. Die Retuschen wurden mit lichtechten
Ölfarben mit Standölzusatz ausgeführt. Dies galt auch für Fehl-
stellen in der Blattvergoldung, die mit Blattgold und einer Öllasur
entsprechend dem Altwert dem umliegenden Original angepasst
wurden.
Oberflächenschutz /Konservierung
Die Oberflächen wurden auf Grund der stark geschädigten Fas-
sungsbereiche und des freiliegenden Eisens mit einer schützen-
den Konservierungsschicht überzogen. Diese erfolgte nach ent-
sprechender Trocknungszeit der Ölretuschen mit 10 %-igem
Paraloid B72, gelöst in Toluol. Das Paraloid wurde mit dem Luft-
pinsel in fünf Schichten dünn gespritzt.
Jeweils die letzten beiden Schichten wurden aus optischen
Gründen mit einem Polypropylenwachs als Mattierungszusatz
versetzt.
Pflegemaßnahmen - 11 Jahre Wartung
Zur Pflege der Gitter wurde mit dem Auftraggeber eine regel-
mäßige Wartung vereinbart. Sie beinhaltet eine sorgfältige
Oberflächenreinigung sowie nach Bedarf eine Auffrischung des
Schutzüberzuges. Wir können nun auf eine 9- bis 11jährige War-
tungsperiode zurückblicken, in welcher die Gitter einmal jährlich
sorgfältig abgestaubt und innerhalb dieser Zeit mit einer weite-
ren Schutzschichte aus Paraloid B72 überstrichen wurden.
Der heutige Zustand zeigt neuerliche punktförmig durch
die Malschicht wachsende Korrosionspusteln, die vorwiegend in
bodennahen Bereichen auftreten. Dies ist in Anbetracht einer
Luftfeuchte von 80 bis 100 % nicht erschreckend und beeinträch-
tigt das optische Erscheinungsbild nur geringfügig. Die Ölretu-
schen sind optisch stark verblasst, die Ursache liegt vielleicht in
der mit Tannin behandelten Eisenoberfläche. Möglicherweise ist
das Tannin in die Malschicht eingedrungen und hat diese ver-
färbt. Die Sinnhaftigkeit der Tanninbehandlung - sofern sie nicht
aus optischen Gründen erforderlich ist - wäre bei einer erneuten
Konservierung zu überdenken.
Die Freilegung von historischen Schmiedeeisenobjekten auf
ihre ursprüngliche Fassung ist sowohl zeit- als auch kostenauf-
wändig. Des Weiteren benötigen die Objekte auch nach der
Restaurierung eine „körperliche" Pflege durch den Restaurator.
Das optische Erscheinungsbild eines auf seine Originalfassung
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