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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Farbige Eisengitter der Barockzeit — Hameln: Niemeyer, Heft 27.2002

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Konservierung und Restaurierung von geschmiedeten und gefassten Eisenobjekten - eine Bestandsaufnahme
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Brendel, Kerstin; Lichtmaneker, Regina; Schmidt, Isolde: Die Konservierung gefasster Gusseisengrabmäler auf dem Friedhof St. Peter in Straubing
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https://doi.org/10.11588/diglit.52522#0110
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Konservierung und Restaurierung von geschmiedeten und gefassten Eisenobjekten - eine Bestandsaufnahme

nicht zu beobachten, auch die Fassung ist stabil. Allerdings ist
die Wachsschutzschicht nach Ablauf von 2 Jahren vor allem in
den der Witterung stärker ausgesetzten Bereichen ausgewittert.
An eben diesen Stellen haben sich in den letzten Monaten wie-
der Algen und Moose aufgelagert.
Unsere Beobachtungen an den Grabkreuzen haben gezeigt,
dass bisher kein wesentlicher Unterschied innerhalb der Vorge-
hensweisen bei der Konservierung augenfällig wurde. Vor allem
bei den seit 1997 aufgestellten Kreuzen waren bislang sichtbare
Korrosionsprozesse weder an den nur gewachsten noch an den
mit Rostversiegler und Wachs oder den zusätzlich mit Acrylharz
behandelten Objekten festzustellen. Auch bei den verwendeten
Wachsprodukten (Cosmoloid, Tecero) lassen sich derzeit keine
Unterschiede ausmachen. Auf allen Kreuzen zeigten sich jedoch
nach 2-3 Jahren die ersten sichtbaren Auswitterungen in der
Wachsschicht, auch hier stellte sich partiell neuer Bewuchs ein.
Nach heutigem Kenntnisstand lassen sich für die angewen-
deten Vorgehensweisen gravierende Auswirkungen - wie sie z. B.
durch die früher gebräuchlichen Sandstrahlfreilegung oder Säure-
behandlungen zur Abnahme von Altfassungen hervorgerufen
wurden - ausschließen. Innerhalb des noch relativ kurzen Be-
obachtungszeitraums haben sich die angewendeten Systeme gut
bewährt. Langfristig stellen diese Maßnahmen nur einen Weg
dar, die Korrosion stark zu verlangsamen und damit dem Verfall
der Grabmäler entgegenzuwirken. Entscheidend sind daher regel-
mäßige Pflege- und Wartungsmaßnahmen, in deren Rahmen
neu entstehender Bewuchs entfernt und die Wachsschichten
aufgefrischt werden sollten. Der Wartungsaufwand, d.h. die
Kontrolle und Regenerierung der Konservierungsschichten, hält
sich bei regelmäßiger Durchführung in Grenzen. Für den Strau-
binger Friedhof müssen die dafür erforderlichen Mittel erst noch
in einen Haushaltsplan eingestellt werden. Die kontinuierliche
Pflege ist die wichtigste Grundlage dafür, dass der Bestand unter
den oben erwähnten Bedingungen für die nächsten Generatio-
nen erhalten bleibt.

Anmerkungen
1 Auszug aus dem Katalog der Eisengießerei Bodenwöhr, in: BLAB
1960.
2 Die Feuerverzinkung zog Substanzverluste an Steinsockeln (durch
Ausbau der Kreuze) und Schmiedekreuzen (durch Reinigung mit
Sandstrahl) nach sich und gilt als irreversibles Verfahren.
3 Rotary Club Straubing, angeregt durch Dr. jur. Walter Schellhase.
4 Durch die Verfasserin Isolde Schmidt in den Jahren 1988/89; vgl.
SCHMIDT 1991.
5 Bewilligungsbescheid des Bayer. Staatsministeriums für Unterricht,
Kultus, Wissenschaft und Kunst XII/4-K4652 S-20/139305.
Zuschüsse gewährt auch die Stadt Straubing, den Hauptanteil trägt
die Pfarrei als Eigentümerin
6 Finanziert wurde die Maßnahme durch den Rotary Club Straubing
und durch die Familie Loichinger.
7 Begonnen 1993 durch Metallrestaurator U. Jahr, Hebertsfelden.
8 Fortsetzung der schwierigen Befunduntersuchung und Rekonstruk-
tion der polychromen Fassung durch die Restauratorin Norma
Zavodnik, Regensburg; die folgende Beschreibung nach deren
Befundbericht vom 26. Mai 1995.
9 Maßgetreue Zeichnung von Karl Schnieringer, Rekonstruktion der
Fassungen und Aquarellierung der Zeichnung von Restauratorin
Norma Zavodnik, Regensburg.
10 Befundbericht der Restauratorin Norma Zavodnik vom 17. März
1998.
11 Durchführung der Maßnahmen durch die Fa. Haber & Brandner,
Regensburg; Projektleitung M. Heimler M. A. u. R. Lichtmaneker
M.A.
12 Die Kreuze kommen wohl zumeist aus Bodenwöhr, vgl. Modell-
funde im Industrie- und Bergbaumuseum Theuern (Freundlicher
Hinweis von Dr. Wolf).
13 Siehe KOLLER 1990, S. 155ff.
14 Verwendet wurde BOB - Rostversiegler/Vosschemie Uetersen.
Dieser wurde auf die blanken Gusseisenflächen mit dem Pinsel
appliziert, in die Spalten zwischen den einzelnen Farbschollen und
in Risse wurde er mittels Spritzen injiziert.
15 Vom Zollern-Institut Bochum wurden im Rahmen des DBU-Projektes
„Modellhafte Anwendung und Weiterentwicklung von Schutzüber-
zügen und Korrosionsinhibitoren zur Konservierung des umweltge-
schädigten barocken Chorgitters im Dom zu Osnabrück" umfang-
reiche naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit ver-
schiedener transparenter Konservierungsmittel für gefasste und
korrodierte Eisenoberflächen durchgeführt. Untersucht wurden u.a.
die Acrylate Paraloid B72 und Paraloid B 67, die Polyurethane BOB
und EK-PUR, Ormocere sowie die ölhaltigen Produkte Fischöl und
Owatrol. Hinsichtlich der oben genannten Aspekte ergaben sich für
BOB (Reaktionsgrund) die besten Resultate insbesondere für das
Penetrationsverhalten.
16 Die Retusche erfolgte mit Trockenpigmenten, gelöst in Lascaux-
Acryl-Transparentlack 575 glänzend.
17 BRENDEL 1998, S. 116.
18 KOLLER/BAUMER 2000 (2), S. 233f.
19 Vgl. dazu KRÄTSCHMER 2001, S. 82.
20 Von Grabkreuz IX—62 ist nur noch der Kreuzstamm erhalten, der
Korpus ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Fassungsreste waren
nicht mehr nachweisbar.
21 KREBS 1994, S. 19ff.
22 Vgl. KOLLER/BAUMER 2000 (1), S. 201 ff.
23 RIEDERER 1994, S. 47ff.

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