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Winghart, Stefan; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln: Diskussion über eine zentrale Stätte nationalsozialistischer Selbstinszenierung — Hameln: Niemeyer, Heft 36.2010

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Wanka, Johanna: Geleitwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.51156#0008
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Geleitwort

Wie ist mit einer historischen Stätte umzugehen, die
von den politischen Fundamenten der nationalsozialis-
tischen Diktatur zeugt, für sich betrachtet allerdings
das damit untrennbar verbundene Leid nicht erkennen
lässt? Seitdem das Niedersächsische Landesamt für
Denkmalpflege die Anlage am Bückeberg als Bau-
denkmal im Sinne des Niedersächsischen Denkmal-
schutzgesetzes bewertet, die Gemeinde Emmerthal
aber die Aufnahme in das Denkmalverzeichnis abge-
lehnt hat, bewegt dieses Thema die Bürger der Ge-
meinde und die Institutionen der staatlichen Denk-
malpflege. Soll solch eine Stätte als Denkmal ausge-
wiesen werden? Erfährt sie damit nicht eine Würdi-
gung, die ihr gar nicht zusteht? Werden auch Außen-
stehende erkennen können, dass in der Ausweisung
als Baudenkmal zwar eine Anerkennung der ge-
schichtlichen Wirkung zu sehen ist, aber keineswegs
eine positive Würdigung des historischen Gesche-
hens? Diese Fragen haben die Bürgerinnen und Bür-
ger Emmerthals und ihre politischen Vertreter zu Recht
gestellt.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft
und Kultur sah sich vor der Aufgabe, eine Entschei-
dung zu treffen, die im bundesweiten Vergleich und
großen öffentlichen Interesse bestehen kann, und zu-
gleich die Bedenken der Bürger Emmerthals berück-
sichtigt. Das Ministerium hat daher Vertreter der Ge-
meinde und einen Kreis von Fachleuten, die das
Bückeberg-Gelände vor dem Hintergrund der bundes-

weit geführten Gedenkstättendiskussion einordnen
können, zu einem Symposium eingeladen. Die Sicht
der Experten, überwiegend Historiker, die langjährig in
Gedenkstätten gearbeitet haben, wurde direkt mit
den Sorgen der Bevölkerung vor eventuellen negati-
ven Folgen für die Gemeinde konfrontiert.
Es zeigte sich, dass die lokalen Vertreter sehr wohl
bereit sind, die von den Experten herausgearbeitete
geschichtliche Bedeutung und die Notwendigkeit
eines angemessenen Umgangs anzuerkennen. Die
Bedenken gegen eine Aufnahme in das Verzeichnis
der Baudenkmale konnten bei den anwesenden loka-
len Vertretern zerstreut werden. Eine Gedenkstätte
oder Dokumentationsstelle vor Ort wird hingegen
weiterhin abgelehnt. Diese Haltung bildet die Grund-
lage eines Konsenses, zumal die Einrichtung einer sol-
chen Stätte ohnehin nicht beabsichtigt war und ist.
Der vorliegende Band enthält die wichtigsten Beiträge
des Symposiums und gibt eine Zusammenfassung
der Diskussion. Er ist damit ein wertvoller Beitrag zur
Auseinandersetzung mit den baulichen Zeugnissen
des Nationalsozialismus, der über das Einzelbeispiel
hinausweist.
Prof. Dr. Johanna Wanka
Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur
 
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