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Winghart, Stefan; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln: Diskussion über eine zentrale Stätte nationalsozialistischer Selbstinszenierung — Hameln: Niemeyer, Heft 36.2010

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John-Stucke, Kirsten: Zur langjährigen Entwicklung der öffentlichen Sicht auf eine Täterstätte am Beispiel Wewelsburg: Möglichkeiten pädagogischer Einwirkung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51156#0064
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1 Wewelsburg, Nordrhein-Westfalen. Ansicht der Wewelsburg.

Zur langjährigen Entwicklung der öffentlichen Sicht auf eine Täterstätte
am Beispiel Wewelsburg - Möglichkeiten pädagogischer Einwirkung

Kirsten John-Stucke

Zum historischen Ort
Die Wewelsburg, ein Renaissance-Schloss, das 1603-
1609 für den Fürstbischof des Hochstifts Paderborn
errichtet wurde, befindet sich rund 20 km südwestlich
von Paderborn auf einem Bergsporn im gleichnami-
gen Dorf. Zu Beginn des „Dritten Reiches" wurde
Heinrich Himmler, Reichsführer SS, auf das Schloss,
das dem damaligen Kreis Büren gehörte, aufmerk-
sam. Während des lippischen Wahlkampfes 1933
hatte er das „Land Hermann des Cheruskers" ken-
nengelernt und dort die Suche nach einer „germani-
schen" Burg für seine Schutzstaffel (SS) begonnen.
Zur Begründung für die Auswahl der Wewelsburg
griffen Himmler und sein geistiger Berater in Welt-
anschauungsfragen Karl Maria Wiligut, genannt
Weisthor, auf die westfälische Sage von der „Schlacht
am Birkenbaum" zurück, die sich ihrer Meinung nach
in der Nähe der Wewelsburg ereignet haben soll.
Danach soll ein gewaltiges Heer aus dem nicht näher
definierten Osten von einem Heer aus dem Westen
geschlagen worden sein. Nach zähen Verhandlungen
pachtete Himmler 1934 die Wewelsburg zum symbo-

lischen Mietpreis von einer Reichsmark. Ohne genau-
ere Pläne zu haben, wollte er das Schloss zunächst als
Reichsführerschule, eine Art Akademie für höhere SS-
Führer, ausbauen. In den späteren Jahren traten eher
repräsentative und rituelle Aspekte in den Vorder-
grund; die Wewelsburg sollte ein ideologisches Zent-
rum für die SS werden. Für diese Zwecke wurde der
ausgebrannte und halb verfallene Nordturm der
Schlossanlage aufwändig umgebaut. Noch heute er-
halten sind die „Gruft" im Kellergeschoss, in der sich
früher die Zisterne des Schlosses befand, sowie der so
genannte Obergruppenführersaal im Erdgeschoss des
Nordturmes, früher Sitz der fürstbischöflichen Kapel-
le. Nach Kriegsbeginn nahmen die Ausbaupläne des
verantwortlichen Architekten Hermann Bartels immer
größere Dimensionen an. Für die Errichtung einer
neuen ringförmigen Anlage mit einem Radius von
über 600 Metern und mit der Wewelsburg als Mittel-
punkt wäre das gesamte Dorf zerstört worden. Für die
Bauarbeiten wurden anfangs Mitglieder des Reichsar-
beitsdienstes (RAD) eingesetzt, die jedoch 1938 zum
Bau des Westwalls abgezogen wurden. Seit 1939
 
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