Kirsten John-Stucke
Zur langjährigen Entwicklung der öffentlichen Sicht auf eine Täterstätte
am Beispiel Wewelsburg - Möglichkeiten pädagogischer Einwirkung
65
7 Wewelsburg. KZ-Häftlinge erbauten die Villa des Architekten Hermann Bartels, heute im Besitz der evangelischen Kirche.
gogischen Programm der Gedenkstätte. So beschäf-
tigt sich ein Angebot mit der zeitgeschichtlichen Spu-
rensuche im Ort: Einzelbesucher erhalten im Museum
Faltblätter oder seit Oktober 2009 auch Videoguides,
um sich selbstständig im Dorf zu orientieren und die
Spuren der SS-Geschichte aufzusuchen. Ein festes
Infosystem im Dorf gibt es nicht, lediglich der Weg
zum Mahnmal ist dezent ausgeschildert. Besucher-
gruppen können zusätzlich Arbeitsblätter mit weiter-
führenden Dokumenten und Auszügen von Zeitzeu-
geninterviews zu den einzelnen Stätten erhalten. Bei
den aufzusuchenden Gebäuden und Plätzen handelt
es sich sowohl um Zwitterformen wie z. B. die frühe-
re Villa Bartels, die von KZ-Häftlingen für den SS-
Architekten im typischen Heimatschutzstil erbaut
wurde, oder den ehemaligen SS-Schießstand, den
ebenfalls KZ-Häftlinge erbauten und der von der SS
als Hinrichtungsort genutzt wurde, als auch um „rei-
ne" Täterorte, wie z. B. das NS-Dorfgemeinschafts-
haus. Das ehemalige KZ-Gelände und die Wewels-
burg selbst bilden den Schwerpunkt der Informatio-
nen. Häufig ergeben sich bei der Spurensuche Ge-
spräche zwischen den Besuchergruppen und den
Dorfbewohnern, die bei der Nachbereitung des Rund-
gangs zu anregenden Diskussionen über den Umgang
mit der Vergangenheit führen können.
Der historische Ort wird auch in der neu konzipierten
Ausstellung, die ab April 2010 die alte zeitgeschichtli-
che Dokumentations- und Gedenkstätte ersetzen
wird, berücksichtigt werden. Ein eigener Ausstel-
lungsraum wird am Ende des Besucherrundgangs auf
die Zeugnisse der SS-Vergangenheit im Ort verweisen
und die Besucher auffordern, sich selbstständig auf
8 Wewelsburg. Am ehemaligen Schießstand finden regelmäßig Workcamps
für Jugendliche statt, die die Anlage pflegen und nach Spuren der Vergan-
genheit suchen.
Spurensuche zu begeben. Objekte, die bei regelmäßig
unter Leitung des Kreismuseums durchgeführten
Workcamps von Jugendlichen bei der Pflege und vor-
sichtigen Freilegung des ehemaligen Schießstandes
gefunden wurden, werden in der Ausstellung präsen-
tiert. Wewelsburg als ein Ort des „negativen Geden-
kens" wird damit in den Fokus der Besucher gestellt.
Abbildungsnachweis
1 R. Rohlf, 1991. 2, 7, 8 J. Büttner, 2008.
3, 5, 6 Kreismuseum Wewelsburg. 4 K. John-Stucke.
Zur langjährigen Entwicklung der öffentlichen Sicht auf eine Täterstätte
am Beispiel Wewelsburg - Möglichkeiten pädagogischer Einwirkung
65
7 Wewelsburg. KZ-Häftlinge erbauten die Villa des Architekten Hermann Bartels, heute im Besitz der evangelischen Kirche.
gogischen Programm der Gedenkstätte. So beschäf-
tigt sich ein Angebot mit der zeitgeschichtlichen Spu-
rensuche im Ort: Einzelbesucher erhalten im Museum
Faltblätter oder seit Oktober 2009 auch Videoguides,
um sich selbstständig im Dorf zu orientieren und die
Spuren der SS-Geschichte aufzusuchen. Ein festes
Infosystem im Dorf gibt es nicht, lediglich der Weg
zum Mahnmal ist dezent ausgeschildert. Besucher-
gruppen können zusätzlich Arbeitsblätter mit weiter-
führenden Dokumenten und Auszügen von Zeitzeu-
geninterviews zu den einzelnen Stätten erhalten. Bei
den aufzusuchenden Gebäuden und Plätzen handelt
es sich sowohl um Zwitterformen wie z. B. die frühe-
re Villa Bartels, die von KZ-Häftlingen für den SS-
Architekten im typischen Heimatschutzstil erbaut
wurde, oder den ehemaligen SS-Schießstand, den
ebenfalls KZ-Häftlinge erbauten und der von der SS
als Hinrichtungsort genutzt wurde, als auch um „rei-
ne" Täterorte, wie z. B. das NS-Dorfgemeinschafts-
haus. Das ehemalige KZ-Gelände und die Wewels-
burg selbst bilden den Schwerpunkt der Informatio-
nen. Häufig ergeben sich bei der Spurensuche Ge-
spräche zwischen den Besuchergruppen und den
Dorfbewohnern, die bei der Nachbereitung des Rund-
gangs zu anregenden Diskussionen über den Umgang
mit der Vergangenheit führen können.
Der historische Ort wird auch in der neu konzipierten
Ausstellung, die ab April 2010 die alte zeitgeschichtli-
che Dokumentations- und Gedenkstätte ersetzen
wird, berücksichtigt werden. Ein eigener Ausstel-
lungsraum wird am Ende des Besucherrundgangs auf
die Zeugnisse der SS-Vergangenheit im Ort verweisen
und die Besucher auffordern, sich selbstständig auf
8 Wewelsburg. Am ehemaligen Schießstand finden regelmäßig Workcamps
für Jugendliche statt, die die Anlage pflegen und nach Spuren der Vergan-
genheit suchen.
Spurensuche zu begeben. Objekte, die bei regelmäßig
unter Leitung des Kreismuseums durchgeführten
Workcamps von Jugendlichen bei der Pflege und vor-
sichtigen Freilegung des ehemaligen Schießstandes
gefunden wurden, werden in der Ausstellung präsen-
tiert. Wewelsburg als ein Ort des „negativen Geden-
kens" wird damit in den Fokus der Besucher gestellt.
Abbildungsnachweis
1 R. Rohlf, 1991. 2, 7, 8 J. Büttner, 2008.
3, 5, 6 Kreismuseum Wewelsburg. 4 K. John-Stucke.