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Winghardt, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Puppe, Josefine [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Archäologie und Informationssysteme: vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege und Forschung — Hameln: Niemeyer, Heft 42.2013

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Archäologie und Informationssysteme

2 Begriffliche Grundlagen
Fast alle archäologischen Informationen haben einen
deutlichen geografischen Bezug. Begriffe wie „Fund-
stelle" oder „Fundplatz" drücken dies sogar nament-
lich aus, allerdings werden diese Begriffe nicht ein-
heitlich verwendet, sondern besitzen regional unter-
schiedliche Bedeutungen. Insofern bildet die Verstän-
digung über diese Begriffe eine wichtige Vorausset-
zung für die Modellierung.
Im Ergebnis dieser Verständigung entstand die hier
vorliegende Beschreibung. Sie beinhaltet eine abstra-
hierte Sicht auf in der Archäologie üblicherweise ver-
wendete Geoobjekte und ist damit für eine regional
übergreifende, gemeinsame Modellierung geeignet.
Die hier angeführten Definitionen bilden eine Grund-
lage der Arbeit der AG Modellierung und finden in
ihren weiteren Dokumenten Verwendung. Die vorge-
schlagenen Begriffe sind ein sprachlicher Kompro-
miss. Ihre Verwendung hier beziehungsweise im ar-
chäologischen Kontext bietet jedoch die notwendige
deutliche Abgrenzung zu den herkömmlichen Be-
griffen.
Allgemein wird hier von Flächen gesprochen, auch
wenn diese als Fundpunkte oder Linienobjekte auf der
Karte dargestellt werden. Begriffe wie „Stelle",
„Platz", „Site" werden hier vermieden, weil sie in ver-
schiedenen Ämtern beziehungsweise archäologischen
Institutionen eine feste, aber unterschiedliche
Definition haben.
Definition„Fläche":
Eine „Fläche" ist ein im Gelände abgrenzbarer
oder lokalisierbarer Bereich.
Die Begriffe „abgrenzbar" und „lokalisierbar" sind
hier bewusst nicht weiter qualifiziert, um indirekte
und/oder ungenaue Lokalisierungen (wie zum Beispiel
„in der Nähe von Adorf") zuzulassen.
In der Archäologie sind die folgenden drei verschiede-
nen Arten von „Flächen" von zentraler Bedeutung,
für sie sollte der Datenaustausch funktionieren:
- Archäologiefläche
- Untersuchungsfläche
- Schutzfläche
Damit sind zwar noch nicht alle in den beteiligten
Fachämtern relevanten Arten von „Flächen" abge-
deckt, aber es gibt eine gemeinsame Basis. Nach-
folgend werden die genannten Flächenarten definiert
und näher beschrieben.

2.1 Archäologiefläche
Definition „Archäologiefläche":
Eine Archäologiefläche ist eine Fläche (siehe
oben), an der mindestens ein archäologisch qua-
lifiziertes beziehungsweise relevantes Ergebnis
vorliegt/ vorgelegen hat oder vermutet wird.
Das heißt, Archäologieflächen umschließen „sicher"
nachgewiesene Archäologie oder auch begründeten
Verdacht auf beziehungsweise begründete Vermu-
tung von Archäologie - oder die sicher nachgewiese-
ne Abwesenheit von archäologischen Befunden
(sogenannte Negativflächen). In der Regel werden
verschiedene archäologische Beobachtungen zu einer
solchen Archäologiefläche zusammengefasst. Die
(wissenschaftliche) Qualität der Archäologiefläche
(einfache Fundstelle, komplexe Fundstelle, etc.) bezie-
hungsweise die Sicherheit der Erkenntnis kann man in
Attributen festhalten. Archäologieflächen können
sich auch auf paläontologisch qualifizierte bezieh-
ungsweise relevante Ergebnisse beziehen. Dies lässt
sich zwar nicht am Begriff Archäologiefläche ablesen,
doch soll dieser Begriff wegen seiner Prägnanz beibe-
halten werden.
Beispiel: Auf mehreren Luftbildern, die zu verschiede-
nen Jahreszeiten gemacht wurden, kann man einen
Befestigungsgraben und Pfostenspuren zweier Lang-
häuser der Linearbandkeramik erkennen. Die vollstän-
dige Ausdehnung des Befestigungsgrabens ist aus
den Luftbildern nicht genau abzulesen. Doch der
bearbeitende Archäologe kennt ähnliche Plätze und
kann daher die Ausdehnung des Platzes rekonstruie-
ren. Diese Fläche, die die gesamte „Fundstelle" um-
schließt, ist eine Archäologiefläche.
Natürlich wird nicht in allen Fällen so genau gearbei-
tet. Gerade bei kleineren Maßnahmen (Lesefunde,
Baustellenbeobachtungen) und Altdaten fasst man
häufig die Fundstreuungen unterschiedlicher Zeitstel-
lungen zu einer Fläche zusammen und generiert dar-
aus eine Archäologiefläche. Oft ist dies nicht anders
möglich, da keine genauen Angaben vorliegen. Das
bedeutet, dass es zu einer Archäologiefläche mehrere
Ansprachen und Datierungen geben kann. In einem
solchen Fall ist die Archäologiefläche häufig mit der
Untersuchungsfläche (siehe unten) identisch.
Im Folgenden wird der Idealfall für Archäologieflä-
chen beschrieben, der zwar eher selten anzutreffen,
aber für die wissenschaftliche Auswertung erstrebens-
wert ist: Eine Archäologiefläche umfasst idealerweise
den gesamten Bereich, für den archäologische Infor-
mationen vorliegen, unabhängig von der heutigen Er-
haltung.
 
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