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Winghardt, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Puppe, Josefine [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Archäologie und Informationssysteme: vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege und Forschung — Hameln: Niemeyer, Heft 42.2013

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Archäologie und Informationssysteme

Das Ziel der digitalen Archivierung ist es, digitale In-
halte oder digitale Funktionalitäten dauerhaft zu
erhalten und verfügbar zu machen.
Einige wichtige Anforderungen sollen hier vorab
schon einmal erwähnt werden. Der tägliche Grund-
schutz der IT-Systeme und Daten soll einerseits
Vertraulichkeit und Integrität sichern und andererseits
für Verfügbarkeit sorgen, also dem Verlust vorbeu-
gen. Die Gefährdungen sind vielfältig und entspre-
chend umfangreich die zu treffenden Gegenmaß-
nahmen. Passwörter, Virenschutz und Back-ups seien
hier nur beispielhaft genannt, ausführliche Informa-
tionen erhält man auf den Seiten des Bundesamtes
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die
Umsetzung des IT-Grundschutzes ist eine unbedingte
Grundlage der Archivierung und erfordert umfangrei-
che Maßnahmen mit erheblichem Aufwand, deren
Umsetzung hier allerdings als gegeben vorausgesetzt
wird. In diesem Ratgeber werden also im Wesentli-
chen nur die Themen angeschnitten, die über die täg-
liche IT-Grundsicherung hinausgehen.
Entsprechend der auch in Deutschland gültigen ISO
15489 „Information and Documentation - Records
Management" ist die Bewahrung der Authentizität
(und damit einhergehend die Bewahrung von Zuver-
lässigkeit, Integrität und Brauchbarkeit) wichtigste
Voraussetzung für die dauerhafte Bewahrung von
Dokumenten (TNA1, S. 3). Dabei wird unter Authen-
tizität nicht die vollständige Unversehrtheit der Origi-
naldaten verstanden, sondern „nur" die Unver-
sehrtheit der Informationen aus inhaltlicher Sicht und
im Sinne der ursprünglichen Zweckbestimmung. In
der DIN 31645 (S. 6) findet man dazu: „Authentizität
beinhaltet, dass nur beabsichtigte, dokumentierte
Veränderungen im Sinne der Erhaltungsmaßnahmen
am Objekt durchgeführt wurden." Des Weiteren wird
darauf verwiesen, dass Archiv und/oder Produzent
entscheiden müssen, welche signifikanten Eigen-
schaften der zu archivierenden Informationsobjekte
erhalten bleiben müssen und welche nicht. Dabei sind
die Bedürfnisse der Nutzer der hauptsächliche
Maßstab (DIN 31645, S. 12).
Eine Besonderheit der digitalen gegenüber der her-
kömmlichen Archivierung liegt darin, dass die
Dokumente nicht dauerhaft im Original erhalten wer-
den können. Die deshalb erforderlichen Er-
haltungsmaßnahmen dürfen jedoch die Authentizität
der Dokumente nicht beeinträchtigen.
Eine herausragende Bedeutung für das Verständnis
digitaler Archivierung leistet OAIS. OAIS bedeutet
„Open Archival Information System". Es ist ein Refe-
renzmodell für ein digitales Archiv und bildet den

Standard ISO 14721. Als konsequent logisches Modell
ist es unabhängig von jeder Implementierung. Es leis-
tet einen wesentlichen Beitrag zum (einheitlichen)
Verständnis digitaler Archivierung.
Auf den Internetseiten der Schweizer Nationalbiblio-
thek (NB) findet man eine gute Kurzbeschreibung zu
OAIS, darin heißt es unter anderem: „Das als ISO
14721 verabschiedete Referenzmodell beschreibt ein
Archiv als Organisation, in dem Menschen und Sys-
teme mit der Aufgabenstellung Zusammenwirken,
Informationen zu erhalten und einer definierten Nut-
zerschaft verfügbar zu machen. Das Modell be-
schreibt im Detail, wie die von einem Produzenten
hergestellte elektronische Information in ein Archiv-
system gelangen soll, welche Bearbeitungsschritte für
die langfristige Archivierung vorgenommen werden
müssen und wie auf die im Archiv gespeicherte Infor-
mation zugegriffen werden kann." Auch das Schwei-
zer Nationalarchiv hat langjährige Erfahrungen mit
digitaler Archivierung und OAIS. Digital erstellte
Unterlagen der Schweizer Bundesverwaltung werden
dort seit 2012 ausschließlich digital archiviert.
OAIS beschreibt ein digitales Archiv als Organisa-
tionseinheit von Mensch und technischen Systemen,
das dazu dient, digitale Informationen dauerhaft zu
erhalten und verfügbar zu machen. Es wird mittler-
weile weltweit als Referenzmodell und Standard
akzeptiert und angewandt.
3 Organisation der Archivierung
Bei der Beschreibung der Methoden zur Archivierung
digitaler Daten wurde schon deutlich, dass im digita-
len Bereich sehr viel stärker als im herkömmlichen
analogen Bereich gilt, dass Archivierung eine regelmä-
ßige Betreuung erfordert. Diese Betreuung ist eine
komplexe Aufgabenstellung und kann nicht nebenbei
erledigt werden. Im Idealfall ist das digitale Archiv
eine betriebliche Organisationseinheit, wie jedes an-
dere Archiv auch (Aktenarchiv, Bildarchiv, Kartenar-
chiv, Bibliothek, Fundarchiv ...). Es erfordert starke
Kompetenzen aus den Bereichen Informationstechnik
und Archivierung sowie entsprechende personelle
und finanzielle Ressourcen.
Digitale Archivierung darf nicht verwechselt werden
mit dem Thema Datensicherheit. Während Letzteres
zum IT-Tagesgeschäft gehört und nur der unmittelba-
ren Verfügbarkeit von Daten dient, gehen die Aufga-
ben der digitalen Archivierung weit über das Reper-
toire des IT-Ressorts hinaus und können von diesem
nicht allein getragen werden!
 
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