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Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen <Veranstaltung, 2014, Leipzig>; Winghart, Stefan [Editor]; Haspel, Jörg [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; ICOMOS / Deutsches Nationalkomitee [Editor]; CW Niemeyer Buchverlage GmbH [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Vom Ende her denken?!: Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen : Kolloquium des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und des Deutschen Archäologischen Instituts in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer, dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege : Leipzig, 7. November 2014 = — Hameln: CW Niemeyer Buchverlage, Heft 46.2016

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Martin Bachmann
Didaktische Konservierung - Restaurierungsarbeiten des Deutschen Archäologischen Instituts in der Türkei

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Repräsentationsräume über Stege geführt, die zum
einen einen besseren Überblick über die Pavimente
gewähren, zum anderen das Betreten der kostbaren
Bodenbeläge verhindern.
Der Schutzbau bezieht nur die nördliche Hälfte des
antiken Hauses mit den gut erhaltenen Ausstattungs-
befunden ein. Die südliche, dem Hang zugewandte
Seite ist durch Erosion so stark zerstört, dass stellen-
weise nicht einmal Fundamentreste verblieben. Um
dennoch den ursprünglichen Kontext des Gesamt-
gebäudes wahrnehmbar werden zu lassen, wurden
die Mauerzüge hier restauriert und aufgehöht. Die
rekonstruierten Längsmauern des antiken Baus durch-
stoßen die Lamellenfront des Schutzbaus und verwei-
sen so auf die ursprüngliche Fortsetzung nach Süden.
Eine Besucherterrasse in der Südostecke des Schutz-
baus gibt einen Überblick über die südlichen Partien
und stellt den didaktischen Kontext zwischen den Ge-
bäudehälften her.
Bevor wir uns nun aktuellen Projekten des DAI in der
Türkei zuwenden, sei ein Blick nach Priene geworfen,
wo in den 1990er Jahren das Bühnengebäude des
hellenistischen Theaters restauriert wurde15. Dieser
bemerkenswerte steinerne Skelettbau war durch das
Versagen der Architrave kaum mehr wahrnehmbar. In
sorgfältiger handwerklicher Arbeit wurde die antike
Skelettkonstruktion wiederhergestellt. Dabei wurden
fehlende Teile in Marmor rekonstruiert. Die Architra-
ve mussten allerdings wegen der großen Spannwei-
te bei relativ geringem Querschnitt durch Fertigteile
aus bewehrtem Beton ersetzt werden16. Dieser har-
moniert jedoch mit dem vergrauten Naturstein und
unterstreicht auf seine Art die Präzision des antiken
Bühnengebäudes.
Aktuelle Restaurierungsprojekte des DAI
In Pergamon wurde der Schwerpunkt der Restau-
rierungsarbeiten 2006 vom Stadtberg in die Ebene
verlagert. Die Rote Halle ist eines der wichtigsten rö-
mischen Baudenkmäler in Kleinasien und durch ihre
Lage an der Schnittstelle zwischen antiker Metropole
und osmanischer Altstadt auch für zukünftige, ganz-
heitliche Besucherkonzepte von zentraler Bedeutung
(Abb. 12). Als besonders dramatisch hatte sich der
Zustand des südöstlichen Temenosbereichs mit dem
Rundturm erwiesen, und hier setzten die Arbeiten in
einem mehrjährigen Programm ein.17
Zunächst wurde der Rundturm konserviert und museal
aufbereitet. Dabei ging es auch und vor allem darum,
von den Marmorverkleidungen, die ursprünglich Inne-
res und Äußeres des Turmes bedeckt hatten, zumin-
dest eine Vorstellung zu geben. Große Stahltafeln, die
den Formaten der Inkrustationsplatten entsprechen,
deuten im Inneren die verlorene Wandbekleidung an.
Architekturproben der äußeren Gliederung aus Mar-

mor zeigen an, wie die Außenfassade ursprünglich
gestaltet gewesen war (Abb. 13).
Um eine Ahnung von der reichen Marmorausstattung
des Südhofs, der dem Rundturm vorgelagert war, zu
geben, wurde eine der Stützfiguren, die anstelle von
Säulen die umlaufenden Hallendächer getragen hat-
ten - eingebettet in eine Architekturprobe - rekons-
truiert (Abb. 14). Bei den Stützfiguren handelt es sich
um originelle römische Variationen ägyptischer Göt-
ter, die Anlass für die Interpretation der Roten Halle
als Tempel ägyptischer Götter gewesen sind. In die-


14 Pergamon, Rote Halle, Explosionsdarstellung des drei-
dimensionalen Modells der großen Stützfigur, die Original-
teile sind grau, die Ergänzungen rosa dargestellt.
Modell: K. Berner.
 
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