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Vom Ende her denken?! Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen <Veranstaltung, 2014, Leipzig>; Winghart, Stefan [Hrsg.]; Haspel, Jörg [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; ICOMOS / Deutsches Nationalkomitee [Hrsg.]; CW Niemeyer Buchverlage GmbH [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Vom Ende her denken?!: Archäologie, Denkmalpflege, Planen und Bauen : Kolloquium des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und des Deutschen Archäologischen Instituts in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer, dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege : Leipzig, 7. November 2014 = — Hameln: CW Niemeyer Buchverlage, Heft 46.2016

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Bodendenkmalpflege in Köln - Bauen in historischem Boden
Marcus Trier

Das Interesse der Kölner an ihrer Stadtgeschichte reicht
bis in das Mittelalter zurück, als man auf der Suche
nach verehrungswürdigen, aber auch wirtschaftlich
vermarktbaren Reliquien das Umfeld früher Kirchen
umgrub. Reliquien zogen Pilger aus allen Teilen
Europas an, waren so auch Wirtschaftsfaktor. Doch
das Interesse war durchaus vielschichtiger: Als der
Dichter Petrarca (1304-1379) nach Köln kam, notierte
er, dass die römische Vergangenheit allgegenwärtig
war. Tatsächlich waren die Spuren römischer Antike bis
weit in die Neuzeit hinein an vielen Plätzen der Stadt
zu sehen. Anfang des 16. Jahrhunderts begannen
Gelehrte und Mitglieder der Kölner Oberschicht An-
tiken zu sammeln. In Stadtdarstellungen wie dem
Mercatorplan von 1570/71 tauchen Kölner Altertümer
als wichtige „Mosaiksteine" der Stadtgeschichte auf.
Das 1974 neben dem Dom eröffnete Römisch-
Germanische Museum ist aus zwei städtischen
Sammlungen erwachsen: der Römischen, seit 1935
Römischen und Germanischen Abteilung des Wallraf-
Richartz-Museums und dem Prähistorischen Museum,
seit 1926 Museum für Vor- und Frühgeschichte

genannt. Die Geschichte des Museums war immer
auch die der Bodendenkmalpflege in Köln. Lange
Zeit konnte man allerdings nicht von geregelter Ar-
beit sprechen. Mehr oder weniger systematische
Ausgrabungen - wie 1866 im frühchristlichen Baptis-
terium am Dom, 1879/82 im spätrömischen Kastell
Divitia-Deutz oder 1897 im römischen Friedhof an der
Luxemburger Straße (Abb. 1) - waren Ausnahmen.
Das meiste, was zufällig ans Tageslicht kam, ging
undokumentiert in Privatsammlungen oder den
Kunsthandel, weniges kunsthistorisch Wertvolles in
das Wallraf-Richartz-Museum oder das Bonner Pro-
vinzialmuseum.1
Zu ersten regelhaften archäologischen Dokumenta-
tionsmaßnahmen kam es in den 1880er Jahren. Die
städtischen Einwohnerzahlen waren damals stark
angewachsen, das Kanalnetz heillos veraltet bzw.
nicht existent. Unter Leitung des Stadtbaurates Carl
Steuernagel (1848-1919) begann man 1881 mit der
Planung und dem Bau eines modernen Abwasser-
netzes (Abb. 2). Die Arbeiten im Bereich der Kölner
Alt- und Neustadt wurden um 1900 abgeschlossen.

2 Kanalarbeiten auf dem Eigelstein um 1890, im Bildhintergrund die mittelalterliche Torburg. Rheinisches Bildarchiv Köln.
 
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