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Bodendenkmäler in der Landschaft
C. Sebastian Sommer
Bodendenkmäler als durch Gesetze formalisierte
Teile unseres archäologischen Erbes sind zwar nicht,
wie immer wieder unterstellt wird, überall vorhan-
den, doch ist davon auszugehen, dass man die
Hinterlassenschaften der unter Umständen mehrere
hunderttausend Jahre umfassenden Geschichte in
Mitteleuropa insbesondere in den von der Natur
begünstigten Flächen eher häufiger als selten antrifft.
Die in Bayern bis heute bekannten knapp 50.000
Bodendenkmäler1 finden sich auf etwa 1,8% der
Fläche des Landes.
Grundsätzlich können die Bodendenkmäler in zwei
verschiedene Gruppen eingeteilt werden: Einerseits
sind dies obertägig sichtbare, also solche, die sich
im heutigen Bodenrelief mehr oder weniger deutlich
abzeichnen (circa 9.000). Obwohl sie eigentlich
ohne technische Hilfsmittel erkannt werden können
(manchmal schwer), hat sich doch in den letzten Jahren
insbesondere durch den Einsatz des so genannten
Airborne Laserscannings2 in unseren Wäldern eine
nicht geringe Zahl an Neuentdeckungen ergeben,
vor allem, weil dadurch das gezielte Hinschauen
angeregt wird. Andererseits bilden mit circa 40.000
bekannten diejenigen Bodendenkmäler die Masse,
die durch die Zeitläufte so stark überarbeitet wurden,
dass sie ohne jegliche obertägige Spuren unter der
heutigen Oberfläche verborgen sind. Sie haben eine
Entwicklung „Nutzung - Verfall - Sekundärnutzung/
Recycling - Tertiärnutzung/Landwirtschaft - Über-
arbeitung durch maschinelle Landwirtschaft/Ero-
sion/Überbauung" sehr intensiv erfahren und
sind heute nur mit Hilfsmitteln zu erkennen (Abb.
1). Dazu zählt die Flurbegehung, bei der an der
Oberfläche liegende herausgepflügte (oder durch
tierische Aktivitäten hochgearbeitete) Objekte auf-
gesammelt werden, die Luftbildarchäologie, die
versucht, eventuell unter bestimmten Bedingungen
aufscheinende, durch anthropogene Eingriffe hervor
gerufene Bodenverfärbungen, Veränderungen des
Bewuchses oder sich an der Oberfläche abzeichnende
Temperaturunterschiede von oben zu dokumentieren
(Abb. 2),3 oder auch geophysikalische Messungen,
bei denen durch frühere Einwirkungen verursachte
Veränderungen im Boden aufwendig detektiert wer-
den.4 Letztendlich sind es jedoch (archäologische)
Ausgrabungen, die über beide Gruppen der Boden-
denkmäler detaillierte Klarheit ergeben. Sie belegen,
dass auch nach vielen Jahrtausenden der Nachnutzung
Spuren der Vergangenheit im Boden erhalten sind.
Allerdings bedeutet eine Ausgrabung die Zerstörung
eines Bodendenkmals in diesem Bereich. Alles, was
dabei nicht beobachtet und dokumentiert bzw.
1 Schema der Entwicklung alter Bauten hin zum Boden-
denkmal. Aus: Th. Becker u.a.. Der Limes zwischen Rhein
und Donau. Archäologische Informationen aus Baden-Würt-
temberg 44 [Stuttgart 2001] Abb. S. 30.
geborgen wird, ist für immer verloren, sodass sie
eigentlich nur als ultima ratio eingesetzt werden sollte
(Abb. 3).
Unabhängig davon, ob es uns gelingt, das Unsichtbare
sichtbar oder zumindest nachvollziehbar zu machen,
sind die Bodendenkmäler und auch eventuell nicht
gesetzlich geschützte archäologische Objekte für
mehr als 99% unserer menschlichen Geschichte die
einzigen Zeugnisse, die wir haben. Sie sind damit
Teile eines unersetzlichen Archivs.5 Unser Boden birgt
Bodendenkmäler in der Landschaft
C. Sebastian Sommer
Bodendenkmäler als durch Gesetze formalisierte
Teile unseres archäologischen Erbes sind zwar nicht,
wie immer wieder unterstellt wird, überall vorhan-
den, doch ist davon auszugehen, dass man die
Hinterlassenschaften der unter Umständen mehrere
hunderttausend Jahre umfassenden Geschichte in
Mitteleuropa insbesondere in den von der Natur
begünstigten Flächen eher häufiger als selten antrifft.
Die in Bayern bis heute bekannten knapp 50.000
Bodendenkmäler1 finden sich auf etwa 1,8% der
Fläche des Landes.
Grundsätzlich können die Bodendenkmäler in zwei
verschiedene Gruppen eingeteilt werden: Einerseits
sind dies obertägig sichtbare, also solche, die sich
im heutigen Bodenrelief mehr oder weniger deutlich
abzeichnen (circa 9.000). Obwohl sie eigentlich
ohne technische Hilfsmittel erkannt werden können
(manchmal schwer), hat sich doch in den letzten Jahren
insbesondere durch den Einsatz des so genannten
Airborne Laserscannings2 in unseren Wäldern eine
nicht geringe Zahl an Neuentdeckungen ergeben,
vor allem, weil dadurch das gezielte Hinschauen
angeregt wird. Andererseits bilden mit circa 40.000
bekannten diejenigen Bodendenkmäler die Masse,
die durch die Zeitläufte so stark überarbeitet wurden,
dass sie ohne jegliche obertägige Spuren unter der
heutigen Oberfläche verborgen sind. Sie haben eine
Entwicklung „Nutzung - Verfall - Sekundärnutzung/
Recycling - Tertiärnutzung/Landwirtschaft - Über-
arbeitung durch maschinelle Landwirtschaft/Ero-
sion/Überbauung" sehr intensiv erfahren und
sind heute nur mit Hilfsmitteln zu erkennen (Abb.
1). Dazu zählt die Flurbegehung, bei der an der
Oberfläche liegende herausgepflügte (oder durch
tierische Aktivitäten hochgearbeitete) Objekte auf-
gesammelt werden, die Luftbildarchäologie, die
versucht, eventuell unter bestimmten Bedingungen
aufscheinende, durch anthropogene Eingriffe hervor
gerufene Bodenverfärbungen, Veränderungen des
Bewuchses oder sich an der Oberfläche abzeichnende
Temperaturunterschiede von oben zu dokumentieren
(Abb. 2),3 oder auch geophysikalische Messungen,
bei denen durch frühere Einwirkungen verursachte
Veränderungen im Boden aufwendig detektiert wer-
den.4 Letztendlich sind es jedoch (archäologische)
Ausgrabungen, die über beide Gruppen der Boden-
denkmäler detaillierte Klarheit ergeben. Sie belegen,
dass auch nach vielen Jahrtausenden der Nachnutzung
Spuren der Vergangenheit im Boden erhalten sind.
Allerdings bedeutet eine Ausgrabung die Zerstörung
eines Bodendenkmals in diesem Bereich. Alles, was
dabei nicht beobachtet und dokumentiert bzw.
1 Schema der Entwicklung alter Bauten hin zum Boden-
denkmal. Aus: Th. Becker u.a.. Der Limes zwischen Rhein
und Donau. Archäologische Informationen aus Baden-Würt-
temberg 44 [Stuttgart 2001] Abb. S. 30.
geborgen wird, ist für immer verloren, sodass sie
eigentlich nur als ultima ratio eingesetzt werden sollte
(Abb. 3).
Unabhängig davon, ob es uns gelingt, das Unsichtbare
sichtbar oder zumindest nachvollziehbar zu machen,
sind die Bodendenkmäler und auch eventuell nicht
gesetzlich geschützte archäologische Objekte für
mehr als 99% unserer menschlichen Geschichte die
einzigen Zeugnisse, die wir haben. Sie sind damit
Teile eines unersetzlichen Archivs.5 Unser Boden birgt