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Bodendenkmalpflege und Stadtplanung
im Gründungsviertel der Hansestadt Lübeck
Manfred Schneider
Ende Juni 2014 endete das 2009 begonnene, bislang
größte Projekt der Lübecker Archäologie im Grün-
dungsviertel der Hansestadt (Abb. 1a, b). Das Ge-
lände ist nahezu vollständig ergraben, die künftigen
Baufelder werden vorbereitet. Mit Recht stellt sich die
Frage: Was bleibt, wie geht es weiter? Bevor diese
Frage beantwortet wird, sollen das Projekt und seine
Befunde kurz vorgestellt werden, um dann die Pläne
für den Umgang mit Ergebnissen und Befunden und
nach dem künftigem Verbleib von Bodendenkmalen
einordnen zu können.
Das Grabungsgebiet befindet sich im Zentrum der Lü-
becker Altstadtinsel. Vor der Zerstörung 1942 zeigte
sich das Quartier zwischen Markt, Marienkirche und
Travehafen in seltener baulicher Geschlossenheit einer
800-jährigen Siedlungsentwicklung (Abb. 2a, b). Hier
befand sich das Viertel der hansischen Fernkaufleute
und Patrizier. Sein heutiger Name Gründungsviertel ist
ein Kunstname der Stadthistoriker, die hier das ältes-
te Siedlungsgebiet der Stadt, die Keimzelle der Han-
se vermuten. In dem einzigen Luftangriff auf Lübeck
(1942) wird das Zentrum Lübecks getroffen, die Häu-
ser des Gründungsviertels brennen aus.
Nach dem Wiederaufbau zeigte sich das Viertel mit
völlig neuen Strukturen. Bis dahin prägte eine dich-
te Bebauung von Giebelhäusern und Hofbebauung
auf engem Grundstückszuschnitt die Bereiche des
Gründungsviertels. Hier waren weitgehend Struktu-
ren seit dem 13. Jahrhundert erhalten, dokumentiert
allerdings blieben sie nur durch Zufälle. Die Brand-
bomben führten zum Flächenbrand, die das Skelett
der steinernen Häuser freilegten. Das durch die Air
Force dokumentierte Ergebnis bildet fast das spätere
Grabungsergebnis der Dielenhäuser des 13. Jahrhun-
derts ab (Abb. 3). Die Ruinen wurden noch während
des Krieges großflächig abgeräumt, um Platz für eine
neue Struktur zu machen (Abb. 4). Dafür wurden die
meist noch vollständig erhalten gebliebenen Keller
1b Das Grabungsgelände unterhalb der Marienkirche in der Übersicht gegen Ende der Grabungen Mitte 2014.
Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck.
Bodendenkmalpflege und Stadtplanung
im Gründungsviertel der Hansestadt Lübeck
Manfred Schneider
Ende Juni 2014 endete das 2009 begonnene, bislang
größte Projekt der Lübecker Archäologie im Grün-
dungsviertel der Hansestadt (Abb. 1a, b). Das Ge-
lände ist nahezu vollständig ergraben, die künftigen
Baufelder werden vorbereitet. Mit Recht stellt sich die
Frage: Was bleibt, wie geht es weiter? Bevor diese
Frage beantwortet wird, sollen das Projekt und seine
Befunde kurz vorgestellt werden, um dann die Pläne
für den Umgang mit Ergebnissen und Befunden und
nach dem künftigem Verbleib von Bodendenkmalen
einordnen zu können.
Das Grabungsgebiet befindet sich im Zentrum der Lü-
becker Altstadtinsel. Vor der Zerstörung 1942 zeigte
sich das Quartier zwischen Markt, Marienkirche und
Travehafen in seltener baulicher Geschlossenheit einer
800-jährigen Siedlungsentwicklung (Abb. 2a, b). Hier
befand sich das Viertel der hansischen Fernkaufleute
und Patrizier. Sein heutiger Name Gründungsviertel ist
ein Kunstname der Stadthistoriker, die hier das ältes-
te Siedlungsgebiet der Stadt, die Keimzelle der Han-
se vermuten. In dem einzigen Luftangriff auf Lübeck
(1942) wird das Zentrum Lübecks getroffen, die Häu-
ser des Gründungsviertels brennen aus.
Nach dem Wiederaufbau zeigte sich das Viertel mit
völlig neuen Strukturen. Bis dahin prägte eine dich-
te Bebauung von Giebelhäusern und Hofbebauung
auf engem Grundstückszuschnitt die Bereiche des
Gründungsviertels. Hier waren weitgehend Struktu-
ren seit dem 13. Jahrhundert erhalten, dokumentiert
allerdings blieben sie nur durch Zufälle. Die Brand-
bomben führten zum Flächenbrand, die das Skelett
der steinernen Häuser freilegten. Das durch die Air
Force dokumentierte Ergebnis bildet fast das spätere
Grabungsergebnis der Dielenhäuser des 13. Jahrhun-
derts ab (Abb. 3). Die Ruinen wurden noch während
des Krieges großflächig abgeräumt, um Platz für eine
neue Struktur zu machen (Abb. 4). Dafür wurden die
meist noch vollständig erhalten gebliebenen Keller
1b Das Grabungsgelände unterhalb der Marienkirche in der Übersicht gegen Ende der Grabungen Mitte 2014.
Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck.